"Wir marschieren"

Der 1. FC Nürnberg steht unmittelbar vor der Rückkehr in die Bundesliga. Auf den letzten Metern möchte sich der Club nicht mehr auf andere verlassen. Am Sonntag tritt der Tabellenzweite beim SV Sandhausen an. <DK-Autor> <?ZS> <?ZA> <?ZuVor "-9dp">Von Matthias Vogt<?ZE></DK-Autor>

03.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:06 Uhr

Der 1. FC Nürnberg steht unmittelbar vor der Rückkehr in die Bundesliga. Auf den letzten Metern möchte sich der Club nicht mehr auf andere verlassen. Am Sonntag tritt der Tabellenzweite beim SV Sandhausen an.

Nürnberg (DK) Die Szene mutete schon ein wenig skurril an, denn während Abdelhamid Sabiri inmitten seiner Mannschaftskollegen einen eher ungewöhnlichen Liegestütz-Jubel zelebrierte, flog Constant Djakpa neben ihm mit einem akrobatischen Salto durch die Luft. Der eingewechselte Sabiri hatte kurz zuvor per Abpraller in der 70. Minute zum 1:0-Sieg beim SV Sandhausen getroffen und alle Nürnberger Spieler feierten an diesem 6. Mai 2017 euphorisch: zunächst das entscheidende Tor, am Ende einen entscheidenden Auswärtssieg.

Genau ein Jahr später tritt der Club an diesem Sonntag (15.30 Uhr) erneut in Sandhausen an. Sabiri (zu überambitioniert) und Djakpa (zu alt, zu teuer) sind nicht mehr mit dabei. Trotzdem geht es am Hardtwald erneut um einen entscheidenden Sieg. Diesmal nicht wie vor einem Jahr, als der Club in der Schlussphase der Saison noch in latenter Abstiegsgefahr schwebte. Es geht, weil die Mannschaft von Trainer Michael Köllner bislang eine tolle Saison spielt, um die Rückkehr in die Bundesliga. Er hoffe deshalb, "dass es uns auch in diesem Jahr in Sandhausen gelingt, den Deckel draufzumachen", so Köllner.

Dafür braucht der Tabellenzweite "nur" einen Sieg. Gewinnt Holstein Kiel nicht beim bereits fixen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf, kann sich Köllners Mannschaft auch ein Unentschieden oder sogar eine Niederlage erlauben. Doch darauf möchte sich niemand verlassen. "Wir marschieren", sagt Stürmer Mikael Ishak, "und müssen das am Sonntag jetzt selbst klären." "Die schönsten Spiele sind die, in denen man die Dinge alleine regeln kann", fügt Mittelfeldspieler Kevin Möhwald hinzu.

Die Dinge selbst regeln: Also genauso wie in den vergangenen Wochen, als die Nürnberger auf beeindruckende Art und Weise auf eine Schwächephase reagierten und ihre Position verteidigten, als es am wichtigsten war. Von "überragend bis labil" habe die Mannschaft in dieser Saison schon verschiedene Gesichter gezeigt, meint Innenverteidiger Georg Margreitter. "Doch es ist auf jeden Fall eine Qualität, dass man, wenn es darauf ankommt, Leistung zeigen kann", ergänzt der Österreicher.

Vor eineinhalb Wochen hätte Kiel mit einem Sieg im direkten Aufeinandertreffen vorbeiziehen können - der Club gewann auswärts mit 3:1. Und als der Vorsprung nach dem souveränen 5:1 der Kieler in Ingolstadt wieder auf zwei Punkte zu schmelzen drohte, legten die Nürnberger am vergangenen Montag mit einem souveränen 2:0 gegen Braunschweig nach.

"Ich will mir den Aufstieg keinesfalls mehr nehmen lassen. Jetzt fahren wir nach Sandhausen und versuchen, das Ding dort zuzumachen", sagt Margreitter. Auch der defensive Mittelfelspieler Ondrej Petrak antwortet auf die Frage, wann der Club den Bundesliga-Aufstieg perfekt mache, voller Überzeugung: "Im nächsten Spiel".

Petrak selbst ist ein besonders gutes Beispiel dafür, welche Kräfte der nahende Aufstieg momentan freisetzt. In der entscheidenden Saisonphase war er für den verletzten Patrick Erras plötzlich als Stammspieler gefragt, und krönte seine guten Leistungen mit dem Führungstreffer gegen Braunschweig. Lukas Mühl gibt seit ein paar Wochen einen souveränen Ewerton-Ersatz in der Innenverteidigung - ohne erkennbaren Qualitätsunterschied. Auch die Reservisten haben sich beim Club als aufstiegstauglich herausgestellt.

So dürfte Sandhausen wohl vorerst die letzte Nürnberger Zweitliga-Reise werden. Die nehmen auch zahlreiche Fans auf sich. Mehr als die Hälfte der 15414 Zuschauer im ausverkauften Hardtwald-Stadion werden den Tabellenzweiten auf dem Weg zum achten Erstliga-Aufstieg unterstützen. Sollten sie schon am Sonntag feiern dürfen, dann natürlich noch viel ausgelassener als vor einem Jahr.

Matthias Vogt