Ingolstadt
Zuckerbrot und Peitsche

FCI-Trainer Oral versucht Schanzer vor Gastspiel in Chemnitz zu stärken - watscht aber Beister ab

09.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:17 Uhr
Vizekapitän Marcel Gaus (rechts) steht vor der Rückkehr ins Schanzer Team. −Foto: Bösl

Ingolstadt - Nach der ersten Englischen Woche hat der FC Ingolstadt im Titelkampf der 3. Liga an Boden verloren. Betrug der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsrang vor dem Neustart nur zwei Punkte, sind es jetzt vier. Insofern stehen die Schanzer vor den beiden Auswärtsspielen beim Chemnitzer FC (Mittwoch, 19 Uhr) und bei Preußen Münster (Samstag, 14 Uhr) wieder enorm unter Druck. Zumal beide Gegner auch noch mitten im Abstiegskampf stecken und um jeden Punkt ringen werden.

 

FCI-Coach Tomas Oral wollte sich deshalb nach dem enttäuschenden 1:1 gegen den bereits abgeschlagenen Tabellenvorletzten SG Großaspach nicht zu lange mit der Aufarbeitung aufhalten. "Wir haben direkt nach dem Spiel mit der Mannschaft gesprochen. Aber es ist jetzt nicht die Zeit dafür, den Finger so in die Wunde zu legen, wie es manchmal sein müsste", erklärt Oral und ergänzt: "Wichtig ist, dass wir positiv bleiben. Wir dürfen nicht resignieren, sondern müssen die Situation akzeptieren."

So versucht der 47-Jährige die positiven Aspekte in den Vordergrund zu stellen. "Wir hatten in den drei Spielen viele klare Torchancen. Wenn wir die nutzen, haben wir eine ganz andere Ausgangsposition", sagt Oral, der den Spagat hinbekommen will, einerseits mit den Spielern Klartext zu reden, andererseits aber nicht für noch mehr Druck zu sorgen. "Sie sollen locker bleiben und nicht verkrampfen, wie es vielleicht am Wochenende der Fall war. Ich will, dass die Mannschaft drauflos spielt und auch Spaß hat."
 

Auf donaukurier.de wird es am Mittwochabend ab 18.45 Uhr einen Liveticker zum Spiel geben.


Hoffnung macht Oral die Comeback-Qualität seines Teams. "Wir brauchen Überzeugung in unserem Spiel. Wir sind in allen drei Spielen kalt erwischt worden, aber wir sind auch jedes Mal wieder zurückgekommen", sagt der FCI-Trainer, der mit seinem Team in jeder Partie erst in Rückstand geriet. "Wir können gegen Chemnitz wieder an einigen Stellschrauben drehen, um daran anzuknüpfen, was uns in Haching ausgezeichnet hat. Wir werden alles daran setzen, dort zu gewinnen."

Veränderungen in der Startelf

Das werden die Schanzer wohl mit einer veränderten Startelf versuchen. Nachdem Oral zweimal in Folge mit derselben Formation begann, stellt er nun zwei bis drei Wechsel in Aussicht. Erster Kandidat für eine Rückkehr ins Team ist Vizekapitän Marcel Gaus, der nach seiner Gelb-Rot-Sperre aus dem Bayern-Spiel, in dem er überraschend als Linksverteidiger auflief, eine andere Rolle übernehmen soll. "Er ist für mich mit seiner Erfahrung und Wucht ein Mann für das Mittelfeld. Er kann auf der Sechser- oder Achterposition spielen, weil er einen herausragenden Schuss hat und Torgefahr ausstrahlt. Wir brauchen am Mittwoch einen Tick mehr Wucht", deutet Oral das Comeback des 30-Jährigen an.

Ein anderer dagegen genügt den Ansprüchen des FCI-Trainers nicht: Maximilian Beister. Der 29-jährige Ex-Bundesliga-Profi, den die Schanzer erst kurz vor dem Saisonstart gegen eine Ablösesumme von rund 200000 Euro vom KFC Uerdingen losgeeist hatten, stand zuletzt zweimal nicht einmal mehr im Kader und wurde nun von Oral auch verbal abgewatscht: "Ich sehe ihn im Training und wie er sich in der Gruppe bewegt. Das ist nicht das, wofür wir ihn geholt haben. Das ist einfach zu wenig. Es spielen die, die sich für die Sache verausgaben, die sich zu 100 Prozent mit der Aufgabe identifizieren und den Weg mit dem Klub gehen wollen. Das Gefühl habe ich bei ihm einfach nicht. " Im Saisonendspurt muss das Team nun wohl ohne den vermeintlichen Unterschiedsspieler auskommen. 

FC INGOLSTADT IN KÜRZE

Aufstellungen: Beide Trainer, die sich gut kennen, dürften auf die Belastungen nach der ersten Englischen Woche reagieren. FCI-Coach Tomas Oral, der zweimal in Folge auf dieselbe Startelf gesetzt hatte, dürfte Marcel Gaus nach seiner Gelb-Rot-Sperre ins Mittelfeld beordern und frische Offensivkräfte bringen. CFC-Trainer Patrick Glöckner hofft auf die Rückkehr der zuletzt angeschlagenen Niklas Hoheneder (Knie) und Erik Tallig (Magen-Darm-Infekt).

Chemnitzer FC: Jakubov - Itter, Hoheneder (Schoppenhauer), Reddemann, Milde - Tuma, Langer, Maloney, Garcia - Krebs, Hosiner.
FC Ingolstadt: Buntic - Ananou, Paulsen, Schröck, Kurzweg - Wolfram, Gaus,  Krauße,  Elva - Kutschke, Eckert-Ayensa.

Gegner: CFC-Trainer Patrick Glöckner, der einst beim FSV Frankfurt Orals Spieler und Co-Trainer  war, hat die Sachsen nach einem Katastrophenstart unter seinem Vorgänger David Bergner wieder auf Kurs gebracht. In 21 Spielen holte der 43-Jährige acht Siege und sieben Unentschieden. Allerdings verloren die Sachsen zuletzt erstmals zwei Spiele hintereinander und büßten auch ihre Heimserie von zuletzt zehn Spielen ohne Niederlage (sechs Siege) ein. Trotzdem war Glöckner nach dem 1:2 bei Spitzenreiter MSV Duisburg zufrieden. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, aber hauen uns zwei Tore in Slapstick-Manier selbst rein“, meinte der CFC-Coach. Stützen der Mannschaft sind Torjäger Philipp Hosiner (16 Treffer), die produktiven Außenstürmer Rafael Garcia (5 Tore, 7 Vorlagen) und Tarsis Bonga (4/6) sowie das 20-jährige Eigengewächs Erik Tallig im Mittelfeld (6/2). In der Defensive ragen  die beiden Innenverteidiger Niklas Hoheneder und Sören Reddemann heraus.

Statistik: Mit 17 Punkten aus 10 Spielen zählt der Chemnitzer FC zu den besten Teams seit Jahresbeginn. Der FCI holte im selben Zeitraum nur neun Zähler.

Gottfried Sterner