Thorsten Fink: "Ich nehme den Jungs die Angst"

17.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:02 Uhr

Ingolstadt (DK) Daheim gegen den Tabellenletzten ohne Sieg und nun geht es zum Tabellenführer. Von der Papierform her eine fast aussichtslose Ausgangssituation, doch der FC Ingolstadt muss beim SC Freiburg (Sonntag, 14 Uhr) alles versuchen, um im Kampf gegen den Abstieg zu punkten.

Den zunehmenden Druck, angesichts von Tabellenplatz 17, spürt auch Trainer Thorsten Fink, stellt sich aber wie gewohnt vor sein Team. "Ich nehme den Jungs die Angst, erinnere sie nochmal an ihre Stärken", versprach er vor dem Aufeinandertreffen mit dem Aufstiegsfavoriten der Zweiten Bundesliga. Auch wenn man nominell "krasser Außenseiter" sei, so traut er seiner Mannschaft zumindest einen Punktgewinn im Breisgau zu.

Gegenüber dem mageren 0:0 gegen Wehen ist Fink durch die fünfte Gelbe Karte von Vratislav Lokvenc und die Rotsperre von Heiko Gerber zu mindestens zwei Umstellungen gezwungen. Zurück in der Abwehrkette ist Christopher Reinhard. Der 23-Jährige ersetzt Routinier Gerber auf der linken Seite. Eine Umstellung, die Fink nicht geplant hatte. "Die Abwehr stand zuletzt ordentlich, da bestand für mich kein Grund zu wechseln. Insofern wäre Christopher jetzt nicht an der Reihe gewesen, obwohl er im Training gute Leistungen geboten hat", erklärt Fink.

Reinhard sieht das gelassen. "Heiko hat gut gespielt, da wusste ich schon, dass es schwierig wird, wieder in die Mannschaft zu kommen. Aber ich denke, dass ich schneller in den Rhythmus finde als in der Vorrunde und der Mannschaft helfen kann", sagt der Linksverteidiger, der seit dem 1:6-Debakel zum Rückrundenauftakt in Fürth nicht mehr zum Einsatz gekommen war.

Für Reinhard geht die persönliche Achterbahnfahrt analog zu den schwankenden Leistungen des Teams also weiter, wobei seine Kurve offenbar wieder nach oben zeigt – eine Tendenz, die auch der Mannschaft gut tun würde. "Wir dürfen jetzt einfach den Kopf nicht hängen lassen. Unsere Leistung beim 0:0 im Hinspiel in Wehen war auch nicht überragend, und dann haben wir gegen Freiburg und Mainz gewonnen. Das wollen wir wieder schaffen. Die Stimmung im Team ist immer noch gut", meint Reinhard.

Mit seinem Einsatz steigt natürlich auch sein persönliches Wohlbefinden. Noch in der Vorrunde hatte er sich nach einer kurzen Anlaufphase gegen Gerber durchgesetzt und bestritt vom achten bis zum 16. Spieltag alle Partien. Auch die Vorbereitung im Wintertrainingslager in der Türkei lief optimal bis ihn im Testspiel gegen den Karlsruher SC (2:0) ein böses Foul seines Ex-Mannschaftskameraden Godfried Aduobe zurückwarf. "Ich hatte danach wochenlang Probleme an der Achillessehne. Aber jetzt bin ich wieder hundertprozentig fit", versichert Reinhard und verspricht vollen Einsatz.

Wie er seine Mannschaft in Mittelfeld und Offensive aufstellt, ließ Fink am Freitagnachmittag noch offen. Unmittelbar nach der Trainingseinheit in Freiburg wirkte der Coach eher unentspannt, der Grund dafür offenbarte sich bald. "Einige, die ich einsetzen wollte, haben nicht so trainiert, wie ich mir das vorstelle", meinte er nur knapp. Die Entscheidung, ob er mit einer Spitze (vermutlich Wohlfarth) oder wie im Hinspiel mit zwei Angreifern (dann würde wohl Demir dazukommen) spielt, blieb somit ebenso offen, wie die Besetzung des Mittelfeldes. Andreas "Zecke" Neuendorf, der während der Woche zwei Spritzen bekommen hat, plagt sich mit kleinen Wehwehchen an der Leiste herum. Sein Einsatz wird sich wohl erst kurzfristig entscheiden. Auch ob Valdet Rama, der gegen Wehen einen fast übereifrigen Eindruck machte, mal eine schöpferische Pause bekommt, will Fink erst kurzfristig entscheiden. Hier wäre Jaime Braganca die Alternative.

Unabhängig aller personeller Überlegungen muss die FC-Elf – will man beim Liga-Goliath Freiburg etwas holen – aber vor allem zu einer deutlich selbstbewussteren Spielweise als zuletzt finden. Bange machen gilt nicht, positives Denken ist gefragt.

So, wie bei Rückkehrer Reinhard. Überlegungen hinsichtlich seiner eigenen Zukunft – der bis 2010 laufende Vertrag bei den Schanzern ist nur für den Fall des Ligaverbleibs gültig – will er derzeit nämlich überhaupt nicht anstellen. "Wer jetzt daran denkt, was am Saisonende im Fall des Abstiegs passiert, sollte gleich zu Hause bleiben. Ich bin sicher, dass wir die Klasse halten." Mit einer Überraschung in Freiburg, würde man diesem Ziel wieder deutlich näher kommen.