Ingolstadt
Seltener Einblick

FCI öffnet in Corona-Zeiten ausnahmsweise seine Türen - und ermöglicht interessante Trainingserkenntnisse

23.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:19 Uhr
Im Fokus: FCI-Neuzugang Ilmari Niskanen (Mitte) beim Aufwärmen mit Michael Heinloth (links) und Jonatan Kotzke (rechts). −Foto: Bösl

Ingolstadt - Fußball in Corona-Zeiten verläuft quasi hinter verschlossenen Türen.

In Bayern und beim FC Ingolstadt aufgrund der strikteren Hygienemaßnahmen in den vergangenen Monaten nochmals mehr als anderswo. Fans des Drittligisten können ein Lied davon singen. Zwar sind nach sechseinhalb Monaten jetzt wenigstens wieder Stadionbesuche möglich, doch einfach mal beim Training vorbeischauen, ist nach wie vor nicht drin. Das gilt auch für Medienvertreter, und so war es am Mittwoch schon eine Besonderheit, dass mal wieder eine Übungseinheit beobachtet werden konnte.

Ein besonderer Blick galt da natürlich den Neuzugängen. Nicht nur bei den Fotografen und Kameraleuten, die derzeit jede Chance nutzen müssen, aktuelle Bilder und Schnappschüsse zu bekommen, sondern auch für die schreibenden Kollegen, die sich so wenigstens einen kurzen Eindruck verschaffen konnten.

Zwangsläufig im Fokus stand Ilmari Niksanen. Schließlich ist der Finne aktueller Nationalspieler in seinem Heimatland und stieß als bisher letzter Neuzugang zu den Schanzern. Und der 22-Jährige durfte sich bei den Übungen, die dem Spielaufbau dienten, im Gegensatz zu Rico Preißinger und Marc Stendera, die gemeinsam auf der Doppelsechs agierten, auch gleich das Leibchen der vermeintlichen A-Elf überstreifen. In einer taktischen 4-2-3-1-Grundordnung besetzte Niskanen den rechten Flügel.

"Immi, Immi", hallte es immer wieder über den Platz. Auf diesen Spitznamen hört der 1,77 Meter große und drahtige Finne bereits seit er vier Jahre alt ist. Jetzt riefen ihn seine neuen Teamkollegen so, während Trainer Tomas Oral ihn eher noch still beobachtete.

Dafür unterbrach der 47-Jährige die Spielzüge um so häufiger, um Korrekturen vorzunehmen und seine Vorstellungen zu erklären. "Ich will keine Schneebälle. Die Pässe müssen mit 80 km/h kommen und nicht mit 30. Die Bälle dürfen nicht hängenbleiben", monierte Oral, wenn ihm die Diagonalbälle nicht scharf genug geschlagen wurden. Dann wiederum ermahnte er die Abwehrkette, beim Aufbau geduldiger zu sein. "Lasst den Ball laufen, ich will keine Hektik, spielt den Pass nach vorne im richtigen Moment", lautete seine Anweisung und forderte vor allem Anspiele in die Tiefe. "Ihr wisst ja, auf Querpässe bin ich allergisch", drohte Oral.

Immer wieder wurden die Abläufe geübt, zum Torabschluss kam es noch selten. Vielmehr dirigierte Oral seine Spieler je nach Situation ein paar Meter vor, zurück und zur Seite, stets mit dem Hinweis, welche Idee dahinter steckt. Quasi ein Videostudium von Spielszenen live auf dem Platz.

Torabschlüsse wurden in einer anderen Sequenz trainiert, die Orals Assistent Mark Fotheringham lautstark leitete. Im Vier gegen Drei sollte schnell umgeschaltet und der Torabschluss gesucht werden - und das unter Zeitdruck. Gnadenlos zählte der Schotte die Sekunden herunter, bis es zum Torschuss gekommen sein musste, sonst war die Chance vorbei. Da schaltete sich dann auch Oral wieder ein. "Komm' Junge, fackle nicht so lange, mach ihn rein", forderte der FCI-Trainer mehr Zug zum Tor. Ein anderes Mal schrie er über den Platz: "Alle Roten sind mir zu ruhig! "

Es rührt sich was auf dem Platz. Wie immer schauten Sportchef Michael Henke und der Technische Direktor Florian Zehe zu. Auch Chefscout Thomas Fink hatte ein Auge drauf, und immer wieder sprach Fotheringham auf Englisch mit Björn Paulsen und Niskanen. "Seine Fitness sieht man schon, er steht voll im Saft", sagte Henke über den Finnen: "Jetzt müssen wir versuchen, dass er sich möglichst schnell auf unsere Schwerpunkte einstellt. Dann wird er uns ein Stück besser machen. "

Niskanen selbst ist nach seinen ersten Eindrücken sehr zufrieden. "Ich bin glücklich. Die Mannschaft hat mich toll aufgenommen. Bisher wurde vom Verein wirklich alles perfekt gemanagt", sagte der 22-Jährige in hervorragendem Englisch und hat bereits ein erstes Ziel vor Augen: "Es wäre toll, wenn ich am Samstag im Kader wäre. "

Oral hat ihm das bereits nach dem ersten Spieltag in Aussicht gestellt. "Er ist ein guter Athlet. Wenn er seinen zweiten Corona-Test schon absolviert gehabt hätte, hätte ich ihn schon gegen Uerdingen gebracht", meinte Oral über seinen neuen Stürmer und deutete ein schnelles Debüt an: "Für Halle ist er absolut eine Option. " Bis zum Samstag, 14 Uhr, hat Niskanen noch einige Trainingseinheiten Zeit, sich in das System einzufinden. Dann wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

DK

 

 

Gottfried Sterner