"Am Sonntag fliegen die Fetzen"

24.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:01 Uhr

Ingolstadt (DK) Figürlich traut man es ihm gar nicht zu, aber Michael Wiesinger präsentiert sich zumindest verbal als Kampfstier. „Ich brauche Leute, die von der Mentalität her den Abstiegskampf annehmen und jeden Quadratmeter Rasen umpflügen“, sagte der Interimstrainer des FC Ingolstadt.

Vor dem bedeutungsvollen Heimspiel gegen den Bundesliga-Aufstiegsaspiranten FSV Mainz (Sonntag 14 Uhr), puscht das nur 1,68 Meter große Leichtgewicht sein Team mit markigen Worten. „Es geht für uns darum, einen Stein ins rollen zu bringen. Am Sonntag müssen die Fetzen fliegen“, sagte Wiesinger in der Abschlusspressekonferenz am Freitag.
 
Der 36-jährige Nachfolger des am Dienstag entlassenen FC-Cheftrainers Thorsten Fink machte klar, dass er am Sonntag eine Mannschaft aufs Feld schicken wird, die seinen Vorstellungen entspricht. „Ich muss Zeichen setzen, und ich denke auch, dass das ankommt. Es sind Spieler im Team, die sehen, dass sie wieder eine Chance haben“, sagte Wiesinger ohne ins Detail zu gehen: „Ich will jetzt nichts preisgeben, weil die Ausrichtung schon wichtig ist.“
 
Insgesamt nur fünf Trainingseinheiten hat Wiesinger zur Verfügung bis sein Plan stehen muss. Deshalb lässt er Fußballlehrer Heiko Vogel die Übungen ausführen und beobachtet seine Spieler. „Die Zeit ist knapp. Ich habe zwar öfters bei Thorsten im Training vorbeigeschaut, aber in unseren Gesprächen ging es um die U 23, daher kenne ich den Charakter der Spieler nicht so gut. Aber genau den will ich schnell herausfinden“, sagte Wiesinger.
 
Vom Ablauf her bleibt ansonsten alles beim alten. Am Samstag zieht sich der FC-Tross ins Mannschaftshotel nach Walting zurück, schaut Video („Natürlich zeige ich denen auch den 3:0-Sieg aus dem Hinspiel) und bestreitet das Abschlusstraining. „Ich will alles einfach gestalten, noch ein paar Standardsituationen üben. Wir haben auch kopfballstarke Spieler, aber wichtig ist, dass wir konzentriert bei der Sache sind“, sprach Wiesinger auch die besondere Schwäche der Schanzer bei ruhenden Bällen an.
 
Dass Wiesinger bei aller Geheimniskrämerei um die Aufstellung die Defensive stärken wird, ist klar. „Wir sind nicht blauäugig. Mainz ist sehr gut organisiert, kann schnell umschalten und Konter gut abschließen. Für die geht es um den Aufstieg, da wird jeder über seine Grenze gehen“, meinte der 36-Jährige und nannte sein Rezept: „Wenn wir aus den 120 Pokalminuten profitieren wollen, müssen wir Mainz früh attackieren, ständig bearbeiten und müde spielen.“
 
Während sich Wiesinger voll und ganz seiner Aufgabe widmet, gab es am Freitag noch keine Entscheidung in der Trainerfrage. „Es sind noch drei Kandidaten. Wir wollen am Samstagabend zum Abschluss kommen und den neuen Mann am Sonntag nach dem Spiel präsentieren“, erklärte der FC-Aufsichtsratsvorsitzende Peter Jackwerth, der eine klare Bedingung macht: „Es gibt nur einen Vertrag für die Zweite Liga. Wenn wir absteigen, kommt entweder ein neuer Trainer oder es wird neu verhandelt.“ Sollte es zu keiner Einigung kommen, hält Jackwerth noch die Variante für möglich, mit Wiesinger bis zum Saisonende zu gehen.