Ingolstadt
"Ich habe am ganzen Körper gezittert"

FCI-Torwart Fabijan Buntic und Co-Trainer Andre Mijatovic fiebern mit Kroatien

02.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:37 Uhr
Kroatien-Fans beim FC Ingolstadt: Torwart Fabijan Buntic (links) und Co-Trainer Andre Mijatovic. −Foto: Sterner

Ingolstadt (DK) "Gut, dass wenigstens einer was zu feiern hat", sagt Verteidiger Marcel Gaus, als er gestern Nachmittag seinen freudestrahlenden Mannschaftskameraden des FC Ingolstadt, Fabijan Buntic, vor dem Training begrüßt. Im Kroatien-Shirt und den Hrvatska-Schal wild schwenkend läuft der U21-Torwart der Schanzer in die Kabine ein. Am Sonntagabend hat er ebenso wie FCI-Co-Trainer Andre Mijatovic mit dem Heimatland seiner Eltern mitgefiebert.

"Beim Elfmeterschießen habe ich am ganzen Körper gezittert", erzählt Buntic, der sich das WM-Achtelfinale ganz alleine in seiner Wohnung angeschaut hat. "Aber ich habe danach für fünf geschrien", sagt der 21-Jährige ausgelassen. Die Stimmung holt sich der gebürtige Stuttgarter über Videoclips seiner jüngeren Schwester Lea, aufgenommen in der Theodor-Heuss-Straße in der Schwabenmetropole, in der sich ein bekanntes kroatisches Lokal befindet. Dort versammeln sich bei den Kroatien-Spielen Tausende zu einer einzigen großen Fußballparty. "Ich habe ja noch in der U19-Nationalmannschaft für Kroatien gespielt. Insofern ist das für mich schon etwas Besonderes, vor allem, wenn ein so kleines Land alle Gruppenspiele gewinnt", sagt Buntic, der als Fan des FC Barcelona besonders Ivan Rakitic verehrt. Außerdem hat er über seine beiden Onkel in Split, wo er oft und gerne ist, und die Großeltern in Imotski noch familiäre Bindungen in das Balkan-Land. "Obitelj" (Familie) ist auch das gemeinsame Motto des kroatischen Teams.
Noch mehr mit seiner Heimat verwurzelt ist der aus Rijeka stammende Mijatovic. Der ehemalige Bundesliga- und FCI-Profi hat bei Dinamo Zagreb noch zusammen mit dem heutigen Real-Star und vierfachen Champions-Leauge-Sieger Luka Modric und auch Kroatiens Co-Trainer Ivica Olic gespielt. "Ich kenne viele Spieler persönlich, und Trainer Zlatko Dalic hat bei unserem Lehrgang schon einige Vorträge gehalten", erzählt der 38-Jährige, der neben seiner Tätigkeit beim FCI in Zagreb seine Ausbildung zum Fußballlehrer absolviert. Am Sonntag schaute der einstige Verteidiger mit seinen beiden Söhnen Roko und Ivan das Spiel zu Hause in Manching an, während seine Frau Natali mit Tochter Mila unterwegs war. "Das war schon sehr emotional und dramatisch. Aber wenn man weit kommen will, gehören solche Spiele dazu. Letzten Endes war der Sieg verdient", meint Mijatovic, dessen Söhne natürlich auch Deutschland- und FCI-Fans sind.
Die weiteren Chancen für Kroatien schätzen die beiden Schanzer durchaus als gut ein. "Viele Jungs wissen, dass es für sie die letzte Chance ist bei einem großen Turnier. Sie sind die zweite goldene Generation und wollen nicht im Schatten der 1998er-Mannschaft stehen", sagt FCI-Torwarttalent Buntic. Damals in Frankreich wurde Kroatien WM-Dritter. Mijatovic denkt erst ans Viertelfinale gegen Russland. "Der Gastgeber hat immer einen kleinen Vorteil, aber ich sehe keinen Favoriten. Die Kroaten sind eigentlich die bessere Mannschaft", meint er.
Als Trainer hat er auch für das bisherige Favoritensterben eine Erklärung. "Man merkt, dass die Mannschaften, die zuletzt viel gewonnen haben oder im Finale standen, etwas müde sind. Deutschland, Spanien oder Argentinien hat der letzte Biss gefehlt. Andere Nationen haben eine neue Generation an Spielern, die hungriger ist. Deshalb ist für mich Frankreich der Topfavorit auf den Titel", sagt Mijatovic. Aber jetzt fiebern beide erst einmal dem Viertelfinale entgegen und hoffen auf die zweite Halbfinal-Teilnahme Kroatiens in der WM-Geschichte.

 

Gottfried Sterner