Für den FCI beginnt mit Test gegen den VfB Eichstätt ein neues Kapitel

19.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:38 Uhr
FCI-Cheftrainer Tomas Oral (2. v. r.) beim Trainingsauftakt des Drittligisten. −Foto: Jürgen Meyer

Ingolstadt - Willkommene Abwechslung in der schweißtreibenden ersten Trainingswoche beim FC Ingolstadt: Am Donnerstagabend dürfen die Schanzer in ihrem ersten Trainingsspiel gegen den Regionalligisten VfB Eichstätt ein wenig Wettkampfatmosphäre schnuppern.

Trainer Tomas Oral will seinen derzeit mit 22 einsatzfähigen Spielern bestückten Kader komplett sehen. Lediglich die noch angeschlagenen Stürmer Stefan Kutschke (Oberschenkel) und Dennis Eckert-Ayensa (Sprunggelenk), der in Corona-Quarantäne befindliche Nico Antonitsch sowie Torwart Lukas Schellenberg (Mittelfußbruch) müssen sich noch gedulden.

Der Test, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Trainingsgelände am Audi-Sportpark ausgetragen wird, ist auch eine erste Bewährungsprobe für den bisher einzigen FCI-Neuzugang. Robert Jendrusch, der vom Zweitligisten Erzgebirge Aue nach Ingolstadt wechselte, erhält neben der Nummer eins, Fabijan Buntic, eine Chance im Tor der Schanzer. Am Status quo wird dies vorerst nichts ändern. Oral ruft keinen offenen Zweikampf aus, sondern bekennt sich zu seinem Stammkeeper, auch wenn dieser in der Endphase der Saison aufgrund einer Gehirnerschütterung auf der Bank saß. „Es ist klar kommuniziert, dass ,Bunti’ die Nase vorne hat“, sagt Oral. Jendrusch ficht das aber nicht an. „Man wechselt nicht aus der Zweiten Liga den Verein, um in der 3. Liga auf der Bank zu sitzen. Natürlich möchte ich spielen“, sagt der 24-Jährige kämpferisch. Gleichzeitig betont er aber auch seine Loyalität gegenüber dem Team. „Wir haben in dieser Saison beim FC Ingolstadt viel vor. Darum weiß ich auch, dass persönliche Interessen hinten anstehen“, meint der 1,91 Meter lange Keeper und ergänzt: „Mir ist ein gutes Arbeitsverhältnis wichtig.

Darum pflege ich schon ein gutes Miteinander, weil es mich selbst auch besser macht.“ Freimütig räumt der aus Bad Schlema – einer Nachbargemeinde von Aue – stammende Torwart ein, dass ein Vereinswechsel überfällig gewesen sei. „Diese Entscheidung ist nicht erst vor zwei Wochen gefallen, sondern hat sich über Jahre entwickelt. Ich bin Erzgebirge Aue dankbar, dass ich dort zum Profi reifen durfte, aber jetzt ist die Zeit für ein neues Kapitel gekommen“, sagt Jendrusch. 18 Jahre lang spielte er im Verein und durchlief sämtliche Jugendmannschaften bei den Sachsen. Doch an einem kam Jendrusch nie vorbei: Stammkeeper Martin Männel. Der 32-Jährige ist seit 2008 die Nummer eins in Aue und hat eine solche Hausmacht, dass selbst das Eigengewächs des Vereins keine reelle Chance mehr sah, Männel abzulösen. „Das wäre sportlich nicht zu lösen gewesen. Aber ich habe in dieser Zeit viel gelernt und habe auch meine Einsätze bekommen. Ich konnte meine Visitenkarte abgeben“, meint Jendrusch und spielt damit insbesondere auf die vier Einsätze am Ende der vergangenen Saison an.

Dort feierte er mit Aue gegen Hannover 96 und Jahn Regensburg (jeweils 2:1) in der 2. Bundesliga seine ersten beiden Siege. Insgesamt kam Jendrusch als Profi bislang auf neun Einsätze in der Zweiten Liga (zwei Siege, zwei Unentschieden, fünf Niederlagen) und einen Sieg bei seinem Debüt in der Aufstiegssaison unter Trainer Pavel Dotchev in der 3. Liga (3:0 gegen Preußen Münster). Nun sieht sich Jendrusch, der Männel stets nur vertreten durfte, wenn dieser verletzt war oder eine Gelbsperre absaß, bereit für den nächsten Karriereschritt. „Ich war zuerst als Torwart und Mensch nicht so gereift, um dauerhaft Druck auszuüben“, sagt der 24-Jährige selbstkritisch. „Jetzt bin ich froh, In Ingolstadt zu sein. Wir hatten über einen längeren Zeitraum Kontakt und sehr angenehme Gespräche“, meint Jendrusch, der neben dem sportlichen Aspekt auch noch familiäre Vorteile in Erwägung zog.

Seine sizilianische Frau Rossella, die erst vor zwei Wochen eine kleine Giulia zur Welt brachte, hat es nun nicht mehr so weit zu ihrer in München lebenden Familie. Vorerst ist das Engagement von Jendrusch beim FCI auf zwei Jahre angelegt. Um schnell in der Schanz heimisch zu werden, sucht er für seine Familie derzeit eine Wohnung. Und dann hofft er, dass sich auch für die Fans bald wieder die Türen öffnen. „Für mich wäre es besonders schön, so Kontakt zur neuen Umgebung zu bekommen. Es ist schon eine große Einschränkung, ohne Zuschauer auf dem Platz zu sein. Diese Atmosphäre fehlt mir einfach.“

 

Gottfried Sterner