Ingolstadt (DK) Seit Wochen steht im Raum, dass Dario Lezcano den FC Ingolstadt verlassen darf. Zuletzt war auch von einer Anfrage des Bundesliga-Aufsteigers 1. FC Nürnberg die Rede. Die Vorstellungen beider Klubs bezüglich der Ablösesumme liegen allerdings so weit auseinander, dass ein Vollzug nicht zu erwarten ist. Derweil trainiert der Stürmer in Ingolstadt mit unverändertem Eifer.
Torschusstraining zum Abschluss der Einheit. Von außen kommt eine Flanke, im Strafraum bewegen sich die FCI-Spieler Darío Lezcano und Almog Cohen in Richtung des Balles. Der Paraguayer hat das bessere Timing und versenkt den Ball per Kopf im Tor. „Jaaah“, brüllen die beiden Spieler, klatschen sich ab und feiern den Treffer. Wenige Minuten später eine nahezu identische Szene, in dessen Anschluss Lezcano erneut ausgelassen jubelt. Trainiert so ein Spieler, der den Klub bald verlässt?
Seit Wochen ist bekannt, dass der FC Ingolstadt Lezcano bei einem Wechsel zu einem Erstligisten keine Steine in den Weg legen würde. „Darío hat den Wunsch geäußert, den Verein verlassen zu dürfen. Dem haben wir entsprochen und die Parameter für einen Wechsel festgelegt. Die kennt Darío, und die kennt auch sein Berater“, hat FCI-Sportdirektor Angelo Vier schon Mitte Juni gegenüber unserer Zeitung erklärt. Nun flatterte bei den Schanzern ein Angebot des Bundesliga-Aufsteigers 1. FC Nürnberg ins Haus. Zum erwarteten Wechsel kommt es deshalb aber noch lange nicht.
Aus mehreren Gründen: Zum einen geht es natürlich um Geld, schließlich läuft die Vereinbarung zwischen Lezcano und den Schanzern noch bis zum Sommer 2020. Und der FCI ist nicht gewillt, den Paraguayer als Schnäppchen herzugeben. Offiziell mag sich niemand äußern, dem Vernehmen nach greifen die Verantwortlichen jedoch recht hoch ins Regal. So hoch, dass Lezcano bei einem Wechsel nach Ingolstädter Vorstellungen wohl zum Toptransfer der Zweiten Liga werden würde. Zur Orientierung: Bisher hält der Ex-Kieler Dominik Drexler, der über den FC Midtjylland für 4,5 Millionen Euro zum 1. FC Köln gewechselt ist, diese Bestmarke.
Die Nürnberger sind mit ihrem ersten Angebot wohl nicht mal in die Nähe eines relevanten Betrages gekommen. Und eine wesentliche Aufstockung scheint unrealistisch, nachdem der Aufsteiger aus Franken sehr genau aufs Geld schauen muss. Angeblich suchen die Nürnberger noch zwei bis drei Spieler auf anderen Positionen und haben dafür nur noch vier Millionen Euro zur Verfügung, wie Club-Kenner berichten. Ein Lezcano-Transfer passt da einfach nicht ins Bild.
Also bleibt der Paraguayer erstmal in Ingolstadt. Zumal er, wie eingangs erwähnt, mit vollem Einsatz trainiert. Von Trägheit oder gar Streiklust – inzwischen muss man im Profifußball ja auf alles vorbereitet sein – kann bei dem 28-Jährigen keine Rede sein. „Darío ist jedes Training dabei, schießt in der Vorbereitung viele Tore – warum sollte ich Bedenken haben?“, fragt Leitl. Wie zur Bestätigung wiederholt der Trainer auch noch einmal, dass er nichts dagegen hätte, wenn Lezcano mit seinem Team in die Zweitligasaison gehen würde.
Entsprechend ist der Stürmer, der in den bisherigen fünf Vorbereitungsspielen schon fünfmal getroffen hat, auch beim heutigen Testspiel gegen den Drittligisten Karlsruher SC (14, Trainingsgelände am Audi-Sportpark) fest eingeplant. Lezcano gehört sogar zu den Spielern, die dieses Mal in der Startelf stehen und über 70 Minuten ran dürfen. Der Wechsel mit der Startformation aus dem Mittwoch-Spiel gegen Unterhaching (1:1) war vorher so abgesprochen – damit alle Akteure die gleiche Spielzeit bekommen.
Heute nicht mit dabei sein werden Christian Träsch (er hätte auch in der Startelf gestanden), Frederic Ananou (beide haben eine Sommergrippe), Marvin Matip (muskuläre Probleme) und Osayamen Osawe (Wade). Charlison Benschop (Knie) trainiert zeitweise zwar wieder mit der Mannschaft, soll gegen den KSC aber noch geschont werden. Sonny Kittel hat dagegen seine Grippe überstanden und wird auf der „Zehn“ beginnen.
Unterdessen erwartet Leitl im sechsten Testspiel der Vorbereitung einen „richtig harten Brocken“, wie er sagt. „Die Drittligasaison beginnt schon nächste Woche, entsprechend sind die Karlsruher weiter als wir. Der KSC steht tief, setzt im 4-4-2-System auf schnelles Umschalten geht recht robust zu Werke. Wir müssen also sehr diszipliniert auftreten“, fordert Leitl. Außerdem sind die Gäste gut in Form, wie der 4:1-Sieg gegen Zweitligist FC St. Pauli vor wenigen Tagen belegt. Lezcano und Kollegen sind also gefordert.