Wiesbaden
Gegentor trübt Freude nicht

24.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:09 Uhr
FCI-Fans von drei Kontinenten: Michael, Yannan, Vijay und Alexander. −Foto: Sterner

Wiesbaden (DK) Der Anschlusstreffer des SV Wehen Wiesbaden zum 1:2 schockte die rund 900 Schanzer Anhänger nur kurz.

Nach ein paar Momenten der Stille skandierten sie bereits wieder ebenso trotzig wie zuversichtlich: "Kämpfen bis zum Ende für die Zweite Liga, FCI! "

Für die Ingolstädter Fans, die mit zwei Bussen und vielen Fahrgemeinschaften angereist waren, bestätigte sich letztlich nur die Einschätzung vor dem Spiel. Kaum einer, der nicht auf Sieg getippt hatte, die Grundstimmung war durchweg positiv. Allenfalls ein paar Bedenken angesichts des höherklassigen Relegationsspiels am Vortag klangen durch. "Ich könnte schon mit einem 2:2 leben, Stuttgart gegen Union Berlin sollte eine Lehre sein", sagte beispielsweise Sparkassen-Vorstandsmitglied Michael Gaßner, und Jonas Kufer warnte: "Wiesbaden hat eine gute Offensive. " Alexander Luhm, Edelfan des FCI, der in jedes Trainingslager mitreiste, meinte: "Auswärts unentschieden, daheim machen wir alles klar. "

Aber es kam anders. Zwei frühe Tore jeweils zu Beginn beider Halbzeiten brachten die Schanzer auf die Siegerstraße. "Auf geht's Schanzer", jubelte die Kurve, und viele sahen sich in ihrem Optimismus bestätigt. Beispielsweise der neue FCI-Fan Alex Schwarz aus Wien. Der derzeit in Ingolstadt stationierte Soldat hat seit einigen Wochen sein Herz für die Schanzer entdeckt und tippte ein 2:0. Ebenso zuversichtlich war Jürgen Filip. "Auch wenn es keiner sagen will, sind wir trotzdem Favorit. Wir sollten beide Spiele gewinnen. " Teil eins wurde bereits erfüllt.

Die freundschaftliche Stimmung im Stadion war nicht zuletzt den beiden Ultra-Fangruppen "Supporters Ingolstadt" und die Wehen Wiesbadener "Supremus Dilectio" zuzuschreiben, die das mit Spruchbündern dokumentierten. "Wir werden zueinanderhalten in guten und in schlechten Zeiten", stand auf Ingolstädter Seite, während die Gastgeber in ihrer Fankurve ein Banner mit der Aufschrift zeigten: "Keine Niederlage kann uns spalten, kein Spiel uns trennen. " Lediglich einige Bengalos in der 62. Minute sorgten kurzfristig für etwas Unruhe in der Brita-Arena, die mit nur 7698 Zuschauern und drei Tribünenseiten einer Baustelle glich.

Den Aufschwung der Ingolstädter zum Saisonende schreiben viele Fans aber nicht nur Trainer Tomas Oral zu. Im gleichen Atemzug wird oft auch der Name Michael Henke erwähnt. "Es war schon zur Zeit Stefan Leitls der größte Fehler, dass die Vorstandschaft die Ausbootung Henkes nicht verhindert hat", sagt Ronny Brandl. Bei aller Freude über den Aufschwung bleibt daher auch Skepsis, was eine Weiterbeschäftigung Orals anbelangt. "Langfrist glaube ich nicht, dass das eine gute Lösung wäre. Dann bekommen wir das, was wir unter ihm schon einmal hatten", meint Florian, und Christina pflichtet ihm gewissermaßen bei: "Egal, wer Trainer wird in der neuen Saison. Wichtig ist, dass Henke bleibt. Aber ich habe Respekt, wie Oral die Spieler motiviert hat. " Bevor es um die Zukunft geht, bleibt es für das Rückspiel am Dienstag beim Motto: "Kämpfen bis zum Ende für die Zweite Liga, FCI! "

Gottfried Sterner