Ingolstadt
Störche deklassieren Schanzer

FCI kommt gegen Kiel mit 1:5 unter die Räder

29.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:29 Uhr
Auswärtssieg: Holstein Kiel um Torschützen Marwin Duksch bleibt durch den Erfolg in Ingolstadt weiter dick im Rennen um den Aufstieg in die Erste Bundesliga. −Foto: Armin Weigel (dpa)

Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt ist für Holstein Kiel nicht zum Stolperstein geworden. Die Schanzer kassierten am Sonntagnachmittag vor 9.649 Zuschauern im Audi-Sportpark gegen den Aufstiegsaspiranten eine 1:5(1:1)-Abreibung. David Kinsombi (25.), Marwin Ducksch (60.), Tobias Levels (68.) per Eigentor, Kingsley Schindler (72.) und Dominik Drexler (74.) trafen für Kiel. Sonny Kittel (43.) hatte zwischenzeitlich für den FCI ausgeglichen.

Im vorletzten Heimspiel der Saison veränderte FCI-Coach Stefan Leitl seine Mannschaft im Vergleich zum 0:3 vergangenen Sonntag in Düsseldorf auf einer Position. Alfredo Morales startete für Stürmer Robert Leipertz (Bank). Eine große Abtastphase gab es am 32. Spieltag in der von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Langenhagen) geleiteten Partie nicht. Beide Teams suchten von Beginn an die Offensive. Die erste Chance hatte Kiels Topstürmer Ducksch, als sein Schuss nach acht Minuten das Außennetz des FCI-Tores streifte. Keeper Örjan Nyland wäre aber wohl zur Stelle gewesen.

Im Gegenzug verpasste Kittel eine gelungene Flanke von Marcel Gaus nur knapp (9.). Nach 17 Minuten blieb ein Freistoß Kittels aus aussichtsreicher Position in der Holstein-Mauer hängen. Erneut war es der Topscorer der Schanzer, der Kiel-Torhüter Kenneth Kronholm mit einem verdeckten Schuss aus 14 Metern zu einer ersten Parade zwang. Eine Minute später lagen die Schanzer plötzlich zurück. Nach einem feinen Pass von Kingsley Schindler hatte Kinsombi freie Bahn, verzögerte den Abschluss vor Nyland kurz, um dann eiskalt zum 1:0 für die Störche einzuschieben. Ein Schuss  von Patrick Herrmann strich knapp über das FCI-Tor (35.).

Dem FC Ingolstadt boten sich vor der Pause noch zahlreiche Möglichkeiten zum Ausgleich. Morales' Schuss nach feiner Einzelleistung parierte Kronholm glänzend (38.). Ein Kopfball von Tobias  Schröck bei der anschließenden Ecke verfehlte das Tor knapp (39.). In der 43. Minute war der Bann schließlich gebrochen: Sonny Kittel schoss aus zwölf Metern wuchtig zum 1:1 Pausenstand ein.

Im zweiten Durchgang tat sich eine Viertelstunde lang wenig. Dann gingen die Gäste erneut in Führung - doch gerade die Entstehung des Tores erhitzte die Gemüter. Denn ehe Ducksch einen Konter der Kieler zum 1:2 vollendete, hatte sein Team den Angriff fortgesetzt, obwohl ein Schanzer verletzt auf dem Boden gelegen war - allerdings in der Hälfte der Störche. FCI-Geschäftsführer Harald Gärtner brachte die Aktion derart auf die Palme, dass er von Steinhaus des Innenraums verwiesen wurde.

Der Rückstand sorgte bei den Ingolstädtern für Konfusion. Und Kiel wusste dies auszunutzen. Eine Freistoßflanke Duckschs verlängerte FCI-Verteidiger Tobias Levels unglücklich zum 1:3 ins eigene Tor (68.). Bei den Schanzern brachen nun alle Dämme. Schindler (72.) und Drexler (74.) schraubten die Führung der Kieler zum 5:1 hoch. Das Spiel plätscherte dann aus. Einige der 9.649 Zuschauer bekamen das nicht mehr mit. Sie hatten den Audi-Sportpark bereits verlassen.

Der FCI belegt mit mit 42 Punkten Platz neun, die Kieler bleiben mit 52 Zählern Dritter. Das letzte Auswärtsspiel der Saison bestreiten die Schanzer am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) bei Eintracht Braunschweig. Kiel tritt zeitgleich bei Fortuna Düsseldorf an, die am Samstag den Aufstieg in die Erste Bundesliga perfekt gemacht haben.

Stimmen

Stefan Leitl (Trainer FCI): Dieses Ergebnis tut richtig weh. Es fällt zu hoch aus. Wir haben eine Stunde lang ein richtig gutes Spiel gemacht. In der ersten Halbzeit hätten wir in Führung gehen müssen, die Chancen waren da. Das 2:1 hat uns aus dem Tritt gebracht. Mit dem 3:1 war der Deckel drauf.

Markus Anfang (Trainer Holstein Kiel): Wir hatten heute einen erwartet schweren Gegner. Ingolstadt hat gut nach vorne gespielt. Wir wussten, dass wir gut verteidigen müssen. Dass bei dem 2:1 Unmut aufkommt, kann ich verstehen.  Insgesamt ist das Ergebnis zu hoch.

Almog Cohen (FC Ingolstadt): Eine meiner schlimmsten Niederlagen. Mir fehlen die Worte.

Kenneth Kronholm (Holstein Kiel): Ich bin sehr stolz, wie die Mannschaft hier bei der Hitze heute gearbeitet hat. Wir haben uns den Sieg verdient. 

Von Florian Wittmann
 

Kommentar von Norbert Roth

Nun wird die Saison für den FC Ingolstadt doch noch einmal spannend. Ungewollt, und für viele natürlich auf eine ganz andere Art als erwartet. Und das aus mehreren Gründen. Zu den kleineren Problemen dürfte dabei das Thema Klassenerhalt zählen. Angesichts von vier Zählern Vorsprung auf Rang 16 sollte der mehr oder weniger sicher gelingen. Ungleich wichtiger dürfte für Mannschaft und Trainer aber das „Wie“ sein. Mit der Hypothek einer langen Negativserie will schließlich keiner der Beteiligten in die kommende Saison gehen. Ganz zu schweigen davon, dass solche Darbietungen wie am Sonntag kaum dazu geeignet sind, Vorfreude und Zuversicht bei den eigenen Anhängern in Bezug auf die nächste Saison zu steigern. Dabei steckt Chefcoach Stefan Leitl in einer Zwickmühle. Mit einem Kader, den er von seinem Vorgänger übernehmen musste und den die sportliche Leitung in der Winterpause nicht verstärken konnte, muss er in die letzten beiden Partien gehen. Das Zusammenspiel dieser Akteure ist jedoch längst nicht mehr spannungsfrei, wie jetzt auch Kapitän Marvin Matip („Man muss die Charakterfrage stellen“) bestätigt hat. Aber es hilft nichts: Bevor es nach der Saison den notwendigen großen Umbruch gibt, muss Leitl diese Jungs noch einmal auf eine Linie bringen. Eine Aufgabe, an der nach der jüngsten Negativserie auch er selbst gemessen werden wird. Das Saisonfinale wird somit auch für ihn spannend.