München
"Eine eigene Brauerei - das wär's"

Der ehemalige FCI-Profi Tobias Fink über die Zeit als Fußballer und seine zweite Karriere als Bierbrauer

24.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Für einen Spaß, wie hier mit FCI-Teamkollege Ralf Keidel (unten, rechts), war er immer zu haben. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga kamen 2010 die Haare ab. −Foto: Bösl

München (DK) Es hat ein bisschen gedauert, bis das Gespräch zustande kommt. Der ehemalige Fußballprofi Tobias Fink, zwischen 2006 und 2013 121-mal für den FC Ingolstadt im Einsatz, ist nicht leicht zu erreichen. Das könnte daran liegen, dass der heute 34-Jährige nach seinem selbst gewählten Karriereende im Jahr 2016 inzwischen ein Studium aufgenommen hat.

Wer den im oberpfälzischen Hirschau geborenen Verteidiger in seiner Ingolstädter Zeit kennengelernt hat, weiß indes, dass ihn Presseanfragen nicht unbedingt zu Jubelstürmen hinreißen. Nach einigen Versuchen klappt es dann aber doch - und "Finki" ist wie immer: Mal ironisch, mal nachdenklich, grundehrlich und vor allem: immer bayerisch. Dabei erzählt er, warum er gerade Bierbrauer werden will, wie er seine Zeit als Profi heute sieht und warum er doch noch einmal die Fußballstiefel schnürt.

Hallo Herr Fink, können wir ein Gespräch über Fußball und Bier führen?

Tobias Fink: Ja schon. Um was geht's denn.

Zum Beispiel darum, dass Sie Diplom-Braumeister sind.

Fink: Moment, Moment, ich bin auf dem Weg dahin, noch bin ich im Studium. Früher hieß der Titel dann tatsächlich Diplom-Braumeister. Heute ist es ein Bachelor-Studiengang, wie der genaue Abschluss heißt, weiß ich gar nicht.

Damit gehen Sie nach Ihrer Fußball-Karriere einen durchaus überraschenden Weg. Wie kam es dazu?
 

Fink: (überlegt) Interesse an der Bierherstellung. Und, na ja, dann habe ich selber ab und an eins getrunken, sodass ich schon sagen kann, dass ich Experte bin (lacht). Aber Scherz beiseite: Die Idee, vielleicht irgendwann mal eine eigene Brauerei aufzumachen, hab' ich schon länger. Das wär's eigentlich.

Gibt es schon erste Erfolge, könnte man schon etwas probieren?

Fink: Bloß nicht, bislang ist alles ungenießbar. Davon bekommt man höchstens Durchfall. "Slimfast" würde ich das nennen, trinken sollte man das nur, wenn man abnehmen will (lacht).

Sie haben mit 32 bei Fortuna Köln Ihre Karriere beendet. In einem Alter, in dem Sie locker noch ein paar Jahre hätten dranhängen können. Hatten Sie genug vom Fußball?

Fink: Eigentlich schon. Das Angebot von Köln war schon okay. Aber das Geld war dann gar nicht mehr das Wichtige. Irgendwann ist einfach, ich sag mal, das Leben in den Vordergrund gekommen. Ich hab' einfach gemerkt, dass ich die Wochenenden mal ohne Fußball verbringen möchte.

Spielte die Sehnsucht nach Ihrer bayerischen Heimat nach dreieinhalb Jahren im Rheinland auch eine Rolle?
 

Fink: Schon. Dass ich irgendwann zurückkomme, war ja eh klar.

Eine Bierfrage darf natürlich nicht fehlen: Sie sind in Bayern aufgewachsen, haben in Köln gespielt und immer wieder Ihren Bruder Oliver in Düsseldorf besucht. Wenn Sie ein Helles, Kölsch und Altbier vergleichen, wie sieht Ihre Rangliste aus?

Fink: Also da geht doch wohl nix über ein gesundes Helles, oder. Wenn man zwei, drei Alt drinhat, fangen die von mir aus aber auch irgendwann an zu schmecken. Und das Kölsch geht auch, läuft wie Wasser, man bekommt nur zu schnell Schädelweh (lacht). Ich bleib' dann doch eher beim Hellen.

Bevor Sie zur Fortuna nach Köln gewechselt sind, haben Sie sechseinhalb Jahre für den FCI gespielt. Was verbinden Sie mit der Zeit?

Fink: Viel Positives, fußballerisch und zwischenmenschlich. Sportlich fällt mir natürlich der Aufstieg in die Zweite Liga ein. Aber unsere Fahrgemeinschaft aus München war auch nicht schlecht.

Wer gehörte da dazu?

Fink: Das hat immer mal gewechselt. Aber Stefan Leitl war eigentlich immer dabei, dann Moise Bambara und Alexander Buch. Wir haben immer viel Spaß gehabt. Hinzukommen noch andere Jungs aus der Mannschaft wie zum Beispiel Malte Metzelder, zu dem ich heute noch Kontakt haben. Es ist schon so, dass ich ein paar Freunde fürs Leben gefunden habe.

Oft bricht der Kontakt zu den Ex-Kollegen ja auch ab. Mit wem haben Sie noch einen regelmäßigen Austausch?

Fink: Es stimmt schon, die meisten sind einfach zu beschäftigt. Aber Malte und ich, wir sprechen uns immer noch regelmäßig. Auch zur medizinischen Abteilung gibt es immer mal Kontakt. Bei Steffen Wohlfarth, der jetzt Trainer in Ravensburg ist, werde ich in Kürze mal hospitieren.

Sie haben Ambitionen als Trainer?

Fink: Schau ma mal, vielleicht kann mir der Steffen das Ganze ja schmackhaft machen (lacht). Aber am Anfang hab' ich jetzt sicher noch keine großen Pläne. Ich denk mir: Was man hat, das hat man. Tut ja keinem weh.

Der Fußball dürfte Ihnen ein gewisses finanzielles Polster verschafft haben. Erleben Sie es gerade jetzt als Vorteil, dass Sie mit relativer Ruhe aussuchen können, was Sie reizt und welchen Job Sie nach Ihrer Fußball-Karriere beginnen wollen?

Fink: Ja, das stimmt schon irgendwo. Im Grunde fühlt man sich ja nach der Fußballkarriere so wie nach der Schulzeit. "Was mach ich denn jetzt mit meiner freien Zeit. "

Aus dem einzigen längeren Interview mit unserer Zeitung während Ihrer Zeit beim FCI ist der Satz in Erinnerung geblieben: "Am liebsten mag ich einfach nur Fußball spielen. " Der Medienrummel war nie Ihr Ding, oder?

Fink: Das kann schon sein. Ich bin nun mal nicht der super aufgeschlossene Mensch, der jedem in die Arme fällt. Ich weiß schon, dass Interviews irgendwo dazugehören. Ehrlich gesagt hab' ich aber immer versucht, mich darum zu drücken. Ich halte mich jetzt auch nicht für sprachlich übermäßig begabt, und mit meinem Dialekt wird es dann auch schnell schwer. Im Grunde wollte ich mich einfach ein bisschen schützen.

Auch wenn das Drumherum also nicht immer Ihre Sache war, unterm Strich überwiegt nach dem Ende Ihrer Karriere aber vermutlich das Positive, oder?

Fink: Ja schon. Ich bin froh, wie es gelaufen ist, auch wenn natürlich immer mehr hätte gehen können. Ich bereue es sicher nicht, aber ich wüsste nicht, ob ich es noch mal machen würde.

Tatsächlich?

Fink: Wenn, muss man es doch eigentlich ganz nach oben schaffen, damit es wirklich etwas bringt. Ich denke halt, wenn du was Gescheites gelernt hast, kannst du auch ein glückliches Leben haben, ohne Druck und ohne den ganzen Zirkus drumherum. Beides hat Vor- und Nachteile.

Sie starten nun in Ihre zweite Karriere. Welche Ideen, welches Ziel haben Sie im Hinterkopf, wenn Sie mit Ihrem Studium fertig sind?

Fink: Als erstes ein gutes Kristallweizen für meinen Onkel, das trinkt er nämlich so gern. Dann müsst' ich vielleicht noch ein Bier entwickeln, nach dem man keine Fahne bekommt (lacht).

Interessante Ideen. Was ist mit Ihrem Traum von der eigenen Brauerei?

Fink: Das muss man sich gut überlegen. Aktuell wird einem ja eher davon abgeraten. Ich könnt' mir aber schon vorstellen, dass ich es im kleinen Rahmen mal versuche. Dann merke ich ja, ob ich die geheime Zutat finde und ein Bier braue, das die Leute gerne trinken.

In Ihrer oberpfälzischen Heimat?

Fink: Das ist aktuell noch schwer zu sagen. Aber auf jeden Fall in Bayern, das ist klar.

Der Bezug zur alten Heimat ist ja auf jeden Fall noch da, schließlich spielen Sie in Vilseck noch ein bisschen Fußball.

Fink: Stimmt. Das kam, nachdem ich mit den Jungs aus Vilseck mal unterwegs war. Da hab' ich nach zwölf irgendwann mal gesagt, dass ich nach meiner aktiven Karriere bei ihnen spielen werde. Na ja, und das hat ein Kumpel am nächsten Tag eben noch gewusst. Jetzt spiele ich da noch ein bisschen in der Kreisliga mit.

Und wie ist Ihr Verhältnis zum Profifußball. Verfolgen Sie die Spiele des FC Ingolstadt noch im Fernsehen?

Fink: Nicht regelmäßig. Bei den Vereinen, zu denen ich einen Bezug habe, schaue ich schon ab und an rein - bei Ingolstadt, natürlich bei meinem Bruder in Düsseldorf oder auch bei Jahn Regensburg. Aber es ist sicher nicht mehr so, dass ich jeden Freitag, Samstag, Sonntag nur nach Fußballergebnissen Ausschau halte.

Das Gespräch führte Norbert Roth.