Veränderte Vorzeichen

Derbygeschichte: FCI ist gegen TSV 1860 Favorit - Erster Sieg 2014 brachte nach jahrelangem Frust die Wende

12.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:50 Uhr
Riesenjubel: FCI-Stürmer Collin Quaner (Zweiter von rechts) erzielte kurz nach seiner Einwechslung mit dem ersten Ballkontakt das 2:0 gegen 1860 München. Nach zuvor neun erfolglosen Anläufen feierten die Schanzer mit Trainer Ralph Hasenhüttl (links) am 14. Februar 2014 den ersten Sieg gegen die Löwen. −Foto: Bösl

Ingolstadt - 13 Derbys gab es bisher zwischen dem FC Ingolstadt und 1860 München. Die Bilanz spricht dabei mit 5:2 Siegen für die Löwen. Doch gibt es einen neuen Trend.

War es zunächst für die Schanzer unmöglich, den Traditionsklub zu bezwingen - vom ersten Aufeinandertreffen 2008 mussten sie neun Spiele bis zum ersten Erfolg am 14. Februar 2014 (2:0) warten -, gelang den Löwen seither in vier Spielen kein Sieg mehr. Wir blicken auf die Derbygeschichte zurück.

28. September 2008 (1:1): Nach dem ersten Zweitliga-Aufstieg treten die Schanzer am achten Spieltag erstmals in der Allianz-Arena an. 2500 Fans begleiten ihr Team und sehen Andreas "Zecke" Neuendorfs Kunstschuss zum 1:1-Ausgleich - es ist der erste Treffer des Ex-Herthaners im FCI-Trikot. Der Ingolstädter Regisseur, der bei Trainer Thorsten Fink einen schweren Stand hat und kaum eingesetzt wird, nimmt nach seiner Einwechslung ein Zuspiel von Vratislav Lokvenc mit der Brust an und drischt den Ball volley aus 30 Metern in den Winkel. Die Löwen-Führung durch Daniel Bierofka ist egalisiert - die FCI-Fankurve jubelt und glaubt an den Klassenerhalt.

8. März 2009 (2:3): Das zweite Derby wird bereits in der turbulenten ersten Halbzeit entschieden. Vor 11418 Zuschauern im damaligen Tuja-Stadion drehen Daniel Jungwirth per Elfmeter und Steffen Wohlfarth mit einem Rechtsschuss zwar die Partie nach der anfänglichen Löwen-Führung durch Benny Lauth. Doch Markus Thorandt und Lars Bender besiegeln den Erfolg der Münchner. In der zweiten Hälfte sorgt noch ein Wortgefecht zwischen 1860-Trainer Uwe Wolf und FCI-Coach Thorsten Fink für Aufregung - beide müssen auf die Tribüne. Fünf Spiele später ist für Fink bei den Schanzern Schluss, und der FCI steigt am Saisonende ab.

12. Dezember 2010 (1:1): Im mit 15725 Zuschauern erstmals ausverkauften Audi-Sportpark sieht der FCI nach Andreas Buchners Führungstor bereits wie der sichere Sieger aus. Doch mit einem Freistoßtreffer schockt Alexander Ludwig die Ingolstädter in letzter Minute - FCI-Keeper Sascha Kirschstein lässt den haltbaren Flatterball passieren. Der FCI muss auf einem Abstiegsplatz überwintern. Aber auch bei den Löwen kommt keine richtige Freude auf. Die Nachricht, dass sie bis Januar ein Finanzloch von 5,3 Millionen Euro stopfen müssen, schürt die Angst vor einer Insolvenz.

8. Mai 2011 (1:1): Der FCI bleibt im zehnten Spiel in Folge ungeschlagen, weil Edson Buddle die Löwen-Führung von Daniel Halfar ausgleicht. Damit feiern die Ingolstädter den Klassenerhalt, und Trainer Benno Möhlmann radelt mit den Vereinsbossen von München nach Ingolstadt heim.

18. November 2011 (0:1): Zum Einstand des neuen Trainers Tomas Oral kassieren die Schanzer durch ein Tor von Djordje Rakic eine Heimniederlage. Die Schanzer bleiben Tabellenletzter in der Zweiten Liga.

21. April 2012 (1:4): Mit der bis heute höchsten Derby-Niederlage endet die längste Erfolgsserie des FCI in der 2. Bundesliga. 14 Spiele bleiben die Schanzer ungeschlagen und erreichen damit fast schon das rettende Ufer, als Doppeltorschütze Kevin Volland, Stefan Aigner und Dominik Stahl die Löwen zum Rekordsieg schießen. Stefan Leitl gelingt nur das zwischenzeitliche 1:1 - der Klassenerhalt steht dadurch erst eine Woche später fest.

26. September 2012 (0:2): Im Mittwochabendspiel gibt es für die Schanzer nichts zu holen. Die Löwen dominieren und gewinnen nach Toren von Moritz Stoppelkamp und Guillermo Vallori völlig verdient.

3. März 2013 (1:1): Auch im achten Anlauf gelingt dem FCI kein Sieg. Marin Tomasov bringt die Sechziger in Führung, Christian Eigler gelingt mit einem Volleyschuss nach Danny da Costas Zuspiel der Ausgleich. Den möglichen Sieg verpasst Caiuby mit einem Pfostentreffer.

18. August 2013 (0:1): Den nächsten Versuch unternehmen die Schanzer mit Ex-Löwen-Coach Marco Kurz. Doch auch diese Partie steht unter keinem guten Stern für den FCI. Innenverteidiger Roger besiegelt mit einem Eigentor die Niederlage. Für Kurz, der Kapitän Christian Eigler erst in der Schlussphase einwechselt, ist es bereits die vierte Pleite in Folge - sein schnelles Ende beim FCI folgt einen Monat später.

14. Februar 2014 (2:0): Das traurige Jubiläum bleibt dem FCI erspart. Philipp Hofmann und Collin Quaner bescheren den Schanzern mit Trainer Ralph Hasenhüttl im zehnten Derby den ersten Sieg - die fünfeinhalb Jahre währende Leidenszeit der Schanzer Fans hat ein Ende. Und Kapitän Marvin Matip hatte mit seiner Kampfansage vor der Partie ("Sechzig ist jetzt mal fällig") recht behalten.

20. September 2014 (1:1): Ab nun ändert sich die Zählweise, der FCI geht im zweiten Derby in Folge nicht als Verlierer vom Platz und ist darüber auch noch enttäuscht. "Der Gegner hatte richtig Schiss vor uns. So nah waren wir in der Allianz-Arena noch nie an einem Sieg dran", sagt Hasenhüttl. Pascal Groß bringt die Schanzer mit einem Kopfballtor in Führung, aber Torjäger Rubin Okotie gelingt nur kurz darauf der Ausgleich. Dabei bleibt's, weil die Gäste haufenweise Chancen vergeben. 60 Prozent Ballbesitz, 7:0 Ecken und 24:6 Torschüsse für den FCI, aber eben kein Sieg. "Uns hat die Kaltschnäuzigkeit gefehlt", hadert Torschütze Groß.

2. März 2015 (1:1): Knapp sechs Monate später reicht es wieder nicht ganz zum Sieg, obwohl sich die Vorzeichen nun komplett gedreht haben. Der FCI empfängt die Löwen als Zweitliga-Spitzenreiter, 1860 kämpft auf Rang 15 gegen den Abstieg. Danilo Soares erzielt das 1:0 für die überlegenen Schanzer, aber sieben Minuten vor dem Ende gelingt Jannik Bandowski im erst zum zweiten Mal ausverkauften Audi-Sportpark der Ausgleich. Dem FCI-Team tut das nicht weh - die Schanzer bleiben mit vier Punkten Vorsprung Tabellenerster und steigen am Ende als Meister in die Bundesliga auf - 1860 München kann sich in der Relegation retten.

13. August 2017 (2:1): In der Liga gehen beide Klubs nun getrennte Wege, aber im DFB-Pokal kommt es zum Wiedersehen. In der ersten Hauptrunde tritt der FCI als Bundesligist beim nunmehrigen Regionalligisten im Grünwalder Stadion an. Dario Lezcano bringt den Favoriten zwar in Führung, doch nach dem Ausgleich von Felix Weber geraten die Ingolstädter gegen die leidenschaftlich kämpfenden Löwen ins Wanken. Erst Stefan Kutschke erlöst die Schanzer mit einem verwandelten Treffer zum 2:1.

16. Dezember 2019 (19 Uhr): Die Schanzer wollen am kommenden Montag nicht nur die aktuelle Derbyserie fortsetzen. Auch in der 3. Liga ist Jeff Saibenes Team mittlerweile neunmal ungeschlagen. Zudem weist der Tabellenzweite mit 36:20 Toren den drittbesten Angriff und die drittbeste Abwehr auf. Die Löwen haben die vergangenen fünf Spiele aber ebenfalls ohne Niederlage überstanden. Gute Voraussetzungen also für ein packendes Duell.

KARTEN

Zwei der sechs Derby-Heimspiele waren bisher mit jeweils 15 200 Zuschauern ausverkauft. Für Montagabend gibt es noch Karten, sowohl im Gästebereich, der für die zahlreichen Löwen-Anhänger neben dem obligatorischen Fanblock um einige Abschnitte erweitert wurde, als  auch auf den Plätzen der Schanzer Fans. Die Stadionkassen öffnen am Spieltag um 17.30 Uhr. Zuvor sind Karten am Montag außer im Online-Vertrieb nur bis 15 Uhr in der Geschäftsstelle im Funktionsgebäude erhältlich.

Gottfried Sterner