Ingolstadt
Eine Entdeckung

Starker Linksfuß: 23-jähriger Gordon Büch spielt sich als Flankengeber und Standardschütze in das Team des FC Ingolstadt

02.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:50 Uhr
Gordon Büch hat gute Laune: Der 23-jährige Verteidiger bestritt gegen Unterhaching sein Profi-Debüt. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Im Fußball gibt es ja nur noch wenige Überraschungen.

Jeder Profi wird beobachtet, bewertet und seine Entwicklung genau verfolgt. Insofern gelang Trainer Jeff Saibene beim FC Ingolstadt mit der Aufstellung von Linksverteidiger Gordon Büch gegen die SpVgg Unterhaching (0:0) ein kleiner Coup. Erst zwei Tage vor der Partie hatte Saibene den 23-Jährigen im Trainingsspiel auf dieser Position ausprobiert und Stammkraft Marcel Gaus nach vorne ins Mittelfeld beordert.

Saibene überraschte mit dieser Personalrochade sogar FCI-Sportchef Michael Henke. "Das war schon ein gelungener Schachzug. Gordon hat seine Seite sauber gehalten und gute Standards geschlagen", lobte Henke. Und auch Saibene sah sich in seiner Entscheidung nach der Partie bestätigt. "Es gibt keinen Grund, ihn wieder herauszunehmen. "

Der Gelobte strahlte ohnehin über das ganze Gesicht. "Das war schon ein besonderer Moment. Darauf habe ich lange hingearbeitet. Eigentlich schon als kleines Kind", sagte der gebürtige Berliner nach seinem Profi-Debüt. Klar, dass er danach mit Glücksbotschaften auf dem Handy überhäuft wurde.

Dabei sah es für den 1,83 Meter großen Linksfuß nicht danach aus, als ob das mit der Profi-Karriere noch klappen könnte. Nach einer Saison als Stammkraft im U23-Regionalligateam von Hertha BSC folgte im Sommer kein Anschlussvertrag. Büch erinnerte sich daher an seine "zweite Heimat" Ingolstadt, in der er sich nach seinem ersten Wechsel zum FCI (2013-16) einen Freundeskreis aufgebaut und auch seine Freundin kennengelernt hatte.

Seine Anfrage bei Roland Reichel, dem Sportlichen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, ob er in der U21 mittrainieren und sich fithalten könne, beantwortete dieser mit der Gegenfrage, ob er sich vorstellen könne, das Team als einer der erfahrenen Spieler anzuführen. "Ich kannte ja die Bedingungen hier und weiß diese zu schätzen. Die sind besser als das, was ich vorher und nachher gesehen habe. Und natürlich hatte ich schon noch im Hinterkopf, mal im Stadion zu spielen", gibt Büch, der an der Fernuni Bonn Wirtschaftsrecht studiert, seine damaligen Überlegungen preis.

Am Montagabend ging die Rechnung auf. Nachdem sich Verteidiger Michael Heinloth am ersten Spieltag verletzt hatte, rückte Büch in den Profi-Kader. Sein starker linker Fuß, mit dem er gefährliche Flanken und Standards schlagen kann, fiel auch Trainer Saibene auf, und der 23-Jährige nutzte nun seine Chance im Spiel gegen Unterhaching. Büch trat die Ecken von beiden Seiten und flankte immer wieder präzise und scharf in den Strafraum. Einziger Wermutstropfen: Noch resultierte kein Tor daraus. "Das war ein bisschen schade, dass wir am Ende das Ding nicht reinmachen", meint Büch.

Doch der hat nun Blut geleckt. "Ich werde mich jetzt nicht ausruhen, nur weil ich ein Spiel gemacht habe. Jetzt heißt es weiterarbeiten und mehr zu tun als andere", sagt der Defensivmann, der mittlerweile selbst an seine Fähigkeiten glaubt. "Ich habe gemerkt, wie viel Potenzial in meinem linken Fuß steckt. Freistöße und Flanken klappen nun auch in der Wiederholung häufig recht gut. Das ist ein Produkt jahrelanger Extraschichten", sagt Büch und freut sich über das Ergebnis. "Es ist schön, zu spüren, dass der Trainer mir vertraut. Das will ich zurückzahlen", meint Büch.

Die Chancen stehen gut, dass der Linksverteidiger das am Samstag (14 Uhr) auch bei der SG Großaspach tun kann. Dann will Büch, der einst als 17-Jähriger von Ersin Demir zum FCI geholt wurde und seither für die Schanzer, den TSV Buchbach und Hertha BSC 130 Regionalliga-Spiele bestritt (2 Tore, 4 Vorlagen), beweisen, dass er sich auch bei den Profis behaupten kann.
 

Gottfried Sterner