Ingolstadt
„Ich weiß, wie ihr tickt“

FCI-Trainer Tomas Oral setzt bei seinem Debüt im Kellerduell gegen den MSV Duisburg auf neuen Teamgeist

05.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:32 Uhr
Wieder zurück in Ingolstadt: Tomas Oral −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Vorletzter gegen Letzter: Mehr Abstiegskampf geht nicht, wenn der FC Ingolstadt am Samstag (13 Uhr) beim MSV Duisburg antritt. Für FCI-Trainer Tomas Oral geht es zum Einstand seiner erhofften Rettungsmission bei den Schanzern gleich um alles.

Dennoch vermeidet der 45-Jährige geflissentlich das Wort müssen. „Wir wissen, dass wir gefordert sind, aber wir brauchen auch die Lockerheit in unseren Handlungen. Wir wollen unbedingt“, sagt Oral und versucht den Druck auch dem Gegner aufzubürden. „Die Duisburger haben zwar ein paar Punkte mehr als wir, aber die sind auch in keiner einfachen Situation. Die wissen, was auf sie zukommt, deshalb wird es mit Sicherheit ein interessantes Fußballspiel“, sagt der FCI-Coach. Auch wenn Oral fast sechs Jahre weg war vom Verein und das Team erst seit ein paar Tagen kennt, ist er längst nahe dran am Geschehen. Schließlich war er bereits vor seinem Vorgänger Jens Keller heißer Kandidat auf den FCI-Trainerposten und stand seither mit dem damaligen Berater und jetzigen Sportdirektor Thomas Linke in engem Austausch. Seine Ansprache ans Team ist deutlich: „Ich weiß, wie ihr tickt. Wir haben keine Zeit, uns kennenzulernen. Ihr müsst mich so nehmen, wie ich bin. “

Oral weiß um seinen Ruf, lässt aber die Keule noch stecken und greift auch nicht zu spektakulären Maßnahmen wie einst beim FSV Frankfurt, als er sein Team durch eine Waschstraße laufen ließ. Auch beim FCI durften die Profis während Orals erster Amtszeit (Oktober 2011 bis Juni 2013) ihre Schuhe selber putzen. Doch jetzt geht der Chefcoach nicht auf Konfrontation, sondern nimmt sich vielmehr selbst in die Pflicht. „Meine Aufgabe ist es, dass die Mannschaft ihre Leistung zu 100 Prozent auf den Platz bringt. Diese Last nehme ich auf meine Schultern. Wir sind geholt worden, um die Mannschaft nach vorne zu bringen, und wir wollen so schnell wie möglich das Ufer wieder riechen können.“ Völlig umkrempeln will Oral sein Team ebenfalls nicht. „Es wäre fahrlässig, dass ich das System komplett umstelle. Die Mannschaft hat sich zuletzt in einem 4-3-3 doch sehr gut präsentiert. Jetzt alles schlecht zu reden, ist nicht in meinem Sinne. Ich werde definitiv nicht viel umstellen“, sagt Oral und verweist auf die Leistungen seit der Winterpause. „Wenn ich die vergangenen Spiele anschaue, waren viele Dinge dabei, die anders hätten laufen können und eigentlich müssen. Ich weiß, dass die Mannschaft eine gute individuelle Qualität hat, die noch nicht so gepaart ist mit einem Teamspirit, wie sich das gehört. Jetzt gilt es, eine Mischung zu finden, dass wir das hinbekommen“, sagt Oral und setzt auf die mentale Kraft. „Ich glaube einfach, dass diese Truppe schon in der Lage ist, diesen Teamspirit zu entwickeln. Und zwar etwas schneller, weil sie auch mit mir gefordert ist. Ich weiß, dass sie das am Samstag machen wird.

Alles was wir an Körnern haben, müssen wir reinwerfen. Die Jungs müssen am Sonntag oder Montag Probleme haben zu trainieren.“ Inwieweit der neue Trainer personelle Änderungen vornehmen kann und will, ist offen. Abwehrchef Mergim Mavraj soll trotz seiner Rückenprellung rechtzeitig fit werden, ansonsten ist auch die Rückkehr des begnadigten Ex-Kapitäns Marvin Matip denkbar. Fraglich ist ebenfalls, ob es für die zuletzt kaum mehr berücksichtigten Offensivkräfte Stefan Kutschke, den Oral noch aus seiner Zeit bei RB Leipzig kennt, Konstantin Kerschbaumer oder Thorsten Röcher ein Comeback gibt, zumal die Abschlussschwäche zuletzt enorme Probleme bereitete. Das jedoch lässt Oral nicht gelten. „Wenn sie kein Tor schießen, müssen sie so lange daran arbeiten und Chancen kreieren, dass wir welche schießen“, sagt der 45-Jährige. Trotz der prekären Situation hat Oral nach fast sechs Jahren Abstand einen positiven Blick auf den FCI. „Der Verein ist unheimlich schnell gewachsen. Er war in der Bundesliga und hat in der kurzen Zeit erlebt, was andere Vereine in 100 Jahren erleben. Jetzt muss er einfach lernen, mit Rückschlägen umzugehen, damit er stabiler und stärker ist für die Zukunft“, meint Oral, der zusammen mit Co-Trainer Michael Henke versuchen will, den totalen Absturz noch zu verhindern.

Gottfried Sterner