Wenn Fairplay nur ein Wort ist

Ein Kommentar zum Spiel Darmstadt gegen den FC Ingolstadt

09.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:04 Uhr
Thorsten Röcher zieht sich das Trikot ins Gesicht nach der roten Karte gegen ihn. −Foto: Foto: Uwe Anspach (dpa)

Fairplay. Ein schönes Wort. Viel zitiert, aber im Profi-Fußball selten angewandt, wenn es wirklich darauf ankommt. Bestes Beispiel: der Darmstädter Fabian Holland.

Einen Elfmeter so zu schinden, wie im Spiel der Lilien gegen die Schanzer, ist erbärmlich und schreit förmlich nach einer Bestrafung. Zumal es sich bei dem 28-jährigen um einen Wiederholungstäter der besonderen Art handelt. Schon im vorangegangenen Aufeinandertreffen in Darmstadt beim 1:1 im März hat der Linksverteidiger das gleiche Schauspiel abgezogen und sich im Strafraum selbst ein Bein gestellt. Dass so ein Verhalten ungeahndet bleibt, wenn der Schiedsrichter nicht richtig hinsieht, ist ein Skandal. Die Einführung des Videobeweises in der 2. Bundesliga wäre wenigstens ein erster Schritt zu besserer Kontrolle.

Wenn es aber wirklich um Fairplay geht, braucht es mehr. Idealerweise Spieler, die das von vorneherein nicht tun. Wenn doch, dürfte sich ruhig auch mal ein Trainer hinstellen und sich klar positionieren, dass er so ein Verhalten nicht gutheißt. Stattdessen wird in so einem Fall meistens von einer "umstrittenen Entscheidung" gesprochen.

Spieler, die solch klare Unsportlichkeiten begehen wie Holland und daraus Wettbewerbsvorteile ziehen, gehören geächtet und notfalls auch nachträglich bestraft, damit diese Unsitte aufhört. Ansonsten werden Spieler geradezu ermuntert, das Fairplay mit den Füßen zu treten.

Gleichwohl tut der FC Ingolstadt gut daran, nach dem bitteren 1:1 nicht nur auf den Schiedsrichter loszugehen. Zu oft schon haben sich die Schanzer durch ungeschicktes Verhalten in dieser Saison personell selbst dezimiert. Mit Thorsten Röcher flog in Darmstadt bereits der vierte FCI-Profi in dieser Saison vom Platz. Das können sich die Schanzer im Abstiegskampf nicht leisten. Auch die acht Elfmeter gegen sie waren nicht alle unberechtigt.

Der Auftritt der Schanzer in Darmstadt war deshalb zwar in Bezug auf den Kampfgeist und das Miteinander auf dem Platz ermutigend - was man beim Debüt eines neuen Trainers aber auch erwarten darf. Gleichzeitig offenbarten sich aber bekannte Defizite, die Jens Keller auch sofort ansprach. Ob er mit seiner ersten Aufstellung die richtige Mischung schon gefunden hat, sei dahingestellt. Gut ist, dass die jungen Spieler auf die einst etablierten Kräfte Druck ausüben. Erstaunlich ist aber, dass die beiden überzeugenden Debütanten der Vorwoche, Jonatan Kotzke und Fatih Kaya, nun nicht einmal im Kader standen.