Braunschweig
Zweite Chance für Leitl und Vier

FCI-Boss Jackwerth baut auch in der neuen Saison auf bisherigen Trainer und Sportdirektor

07.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:09 Uhr
Weiter ein Team beim FCI: Sportdirektor Vier und Chefcoach Leitl. −Foto: Roth

Braunschweig (DK) Die Erleichterung nach dem 2:0-Erfolg bei Eintracht Braunschweig war im Lager des FC Ingolstadt bei allen sichtbar.

Die Spieler jubelten ausgelassen zusammen und verschenkten Trikots an die mitgereisten Fans, und Vereinsgründer Peter Jackwerth herzte nach dem Schlusspfiff Trainer Stefan Leitl und nahm den sichtlich mitgenommenen Geschäftsführer Harald Gärtner in den Arm - die Ingolstädter freuten sich über den endgültigen Klassenerhalt, obwohl sie mit ganz anderen Hoffnungen und dem Wunsch, in die Bundesliga zurückzukehren, gestartet waren.

"Ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Mit der Punktausbeute und dem Auftreten der Mannschaft insgesamt bin ich zufrieden. Man hat in vielen Spielen gesehen, welche Qualität im Kader steckt, nur die Beständigkeit hat gefehlt. Daran müssen und werden wir in der neuen Saison arbeiten, auch mit frischem Blut", sagte Jackwerth und meinte damit neue Spieler.

Dem Trainerteam mit Stefan Leitl und Andre Mijatovic sowie Sportdirektor Angelo Vier sprach der 60-Jährige bereits vor der abschließenden Analyse das Vertrauen aus. "Beide kamen erst während der Saison. Angelo Vier hat jetzt den Verein kennengelernt und wird den neuen Kader zusammenstellen. Und Stefan bekommt die Chance, mit seiner neuen Mannschaft eine komplette Sommervorbereitung zu machen. Danach werden wir ein Saisonziel formulieren, und daran werden sie dann gemessen. Es ist eine neue Chance für alle Beteiligten", sagte Jackwerth.

Die nach der Winterpause und den immer wiederkehrenden Rückschlägen aufgekommene Kritik am Trainer wehrt Jackwerth ab. "Wenn ein Trainer bisher nur im Nachwuchs tätig war, muss man ihm auch Fehler zugestehen. Wir müssen die Entwicklung sehen und das Gefühl haben, dass er Fehler korrigiert. Und das macht er. Deswegen denke ich, dass wir mit ihm und seinem Team auf einem guten Weg sind", sagte der Vereinsvorsitzende.

Wie der Weg aussehen könnte, deutete sich in Braunschweig bereits an. Mit Alfredo Morales und Tobias Levels verzichtete Leitl auf zwei Akteure im Kader, deren Vertrag ausläuft. Dafür erhielt der 21-jährige Frederic Ananou eine Chance, die er auch nutzte. Zweikampfstark, mutig und meist mit gutem Stellungsspiel präsentierte sich der Rechtsverteidiger. Auch Abwehrchef Marvin Matip lobte ihn. "Dafür, dass es erst sein zweiter Einsatz war, war es eine beeindruckende Leistung. Er hat alles abgeräumt", sagte der Kapitän, dem insgesamt die Einstellung des Teams gefallen hatte. "Wenn ich nach dem 1:5 gegen Kiel die Charakterfrage gestellt habe, dann hat die Mannschaft die richtige Antwort gegeben", meinte Matip nach diesem typischen Zweitliga-Spiel, in dem die Schanzer zunächst robust dagegenhielten und erst nach dem glücklichen 1:0 durch Robert Leipertz spielerische Akzente setzten.

Nun soll Leitl mit seinem Team zum Saisonabschluss gegen den 1. FC Kaiserslautern (Sonntag, 15.30 Uhr) noch einen Sieg holen. "Das wünsche ich mir für die Fans, die in dieser Saison zu Hause erheblich leiden mussten", sagte Jackwerth. An der Gesamtbilanz wird das allerdings nichts mehr ändern. Bereits jetzt ist es das zweitbeste Zweitliga-Jahr der Schanzer, doch die Enttäuschung über die vielen verpassten Chancen, im Aufstiegsrennen mitzumischeen, kann noch nachwirken.
 

Kommentar

Bereits vor dem Saisonfinale gegen Kaiserslautern hat sich FCI-Boss Peter Jackwerth mit dem Aufsichtsrat auf eine Weiterbeschäftigung der sportlichen Führung festgelegt.

Das ist auf den ersten Blick verwunderlich, weil sowohl Sportdirektor Angelo Vier als auch Trainer Stefan Leitl die Hoffnungen nicht erfüllen konnten und angeschlagen aus der Saison gehen. Dennoch gibt es gute Gründe für eine zweite Chance. Erst mit einer gemeinsamen Kaderplanung und Vorbereitung im Sommer können beide ihre Vorstellungen umsetzen - die Winterpause ist dafür kein wirklicher Maßstab. Außerdem hat der Verein dadurch im Gegensatz zum Vorjahr Ruhe vor der Transferperiode und handelnde Personen, die sich bereits kennen. Und schließlich steht eine Saison bevor, in der voraussichtlich zwei Bundesliga-Schwergewichte in der Zweiten Liga den sofortigen Wiederaufstieg anstreben. Der FCI wird also kein Favorit sein und kann sich neu ausrichten. Dafür ist die zweite Chance da, und der Verein wird sehen, ob sich das Duo Leitl/Vier für noch größere Aufgaben empfiehlt. Gottfried Sterner

Gottfried Sterner