Ingolstadt
Zurück in der Heimat

Torwart Philipp Heerwagen will beim FC Ingolstadt seine ganze Erfahrung einbringen

28.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:55 Uhr
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Philipp Heerwagen 2006 im Trikot der SpVgg Unterhaching, bei der er seine Profikarriere begann. Zudem war dort der jetzige FCI-Trainer Stefan Leitl von Januar 2002 bis Juni 2004 sein Teamkollege. −Foto: Kneffel/dpa

Ingolstadt (DK) Die Medien- und Marketingabteilung des FC Ingolstadt hat mit Philipp Heerwagen einen tollen Fang gemacht.

So viel steht schon mal fest, auch wenn der 35-jährige Torwartneuzugang der Schanzer im Pflichtspielbetrieb noch keine Bälle fangen musste. Dafür gab er zum Einstand im Fußball-Talk bei Radio Galaxy Ingolstadt (wird am Mittwoch um 18.30 Uhr gesendet) einen eloquenten Gesprächspartner ab.

Der gebürtige Kelheimer, der allerdings schon lange seinen Wohnsitz in München und Hamburg hat, offenbarte bei Fragen zu seiner neuen Heimat Ingolstadt zwar noch einige Wissenslücken, überspielte diese aber geschickt mit seiner Beredtsamkeit und machte gleichzeitig Werbung in eigener Sache. Eine Kostprobe. Frage: Wie heißt der größte Park in Ingolstadt? Seine Antwort: "Das muss der Audi-Sportpark sein". Frage: Wo ist der schönste Platz im Sommer? Antwort: "Das muss auch der Audi-Sportpark sein, weil da der FC Ingolstadt spielt. "

Keine Frage - der 1,93 Meter große Keeper weiß sich zu verkaufen. Ob er ein Naturtalent ist, sei dahingestellt. Seine Schwester Bernadette, ihres Zeichens Schauspielerin, legt diesen Schluss nahe, zumal der sechs Jahre jüngere Philipp schon hie und da in Filmproduktionen mitwirkte und auch einmal eine Sprechrolle übernahm. "Aber das ist nicht meine Welt. Da bin ich schon lieber Fußball-Profi", meint der neue FCI-Keeper.

Da kann er eine 17-jährige Erfahrung vorweisen mit Stationen bei der SpVgg Unterhaching (2002-2007), beim VfL Bochum (2007-2013) und beim FC St. Pauli (seit 2013). 33 Bundesliga- und 156 Zweitliga-Spiele stehen für ihn zu Buche.
Sein Wechsel zum FC Ingolstadt war aber kein Freundschaftsdienst für Stefan Leitl, mit dem er einst bei Unterhaching gemeinsam spielte. "Er war für mich damals eine Art Mentor und hat mich geführt und geprägt", sagt Heerwagen, "aber ich wollte jetzt noch mal eine neue Herausforderung. Ich weiß, dass meine Jahre als Fußballprofi langsam gezählt sind. Ich fühle mich aber fit und bin so ehrgeizig, dass ich bis 40 spielen will. Ich genieße jedes Training. "

Seine Ziele in Ingolstadt gehen deshalb über das Sportliche hinaus. "Das Millerntor kann man nicht nach Ingolstadt versetzen. Aber man kann eine Fußballgemeinschaft entwickeln. Vor 2004 gab es den MTV und ESV, aber keinen Profifußball. Der hat eine ganz andere Bedeutung für eine Stadt und auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Das ist ein wahnsinnig spannendes Thema", sagt Heerwagen, der bei St. Pauli in einige soziale Projekte eingebunden war.

Seine Offenheit und Eloquenz rühren möglicherweise auch daher. Zumal der Single auch auf Reisen seinen Horizont erweitert. Der Asien-Fan war in der Sommerpause in China, Nord- und Südkorea, Japan und Kalifornien unterwegs.

Beim FCI will Heerwagen nun mit seiner Erfahrung helfen. "Ich will die Mannschaft bereichern und ihr ein gutes Gefühl geben. Nicht nur sportlich, sondern auch abseits des Platzes. Wenn man den Kader anschaut, ist da wahnsinniges Potenzial drin. Da kribbelt's schon bei mir", sagt der 35-Jährige, der seine Konkurrenten Marco Knaller und Fabian Buntic als homogene Torhütergruppe wahrnimmt. "Wichtig ist, dass man miteinander und nicht gegeneinander trainiert", meint Heerwagen. Nun freut er sich am Freitag (18.30 Uhr) gegen Erzgebirge Aue auf sein erstes Heimspiel. "Die Mannschaft arbeitet sehr hart. Jetzt kommt es darauf an, dass wir uns auch belohnen. "

Gottfried Sterner