Ingolstadt
Stürmer in der Schusslinie

Nur 32 Tore: FC Ingolstadt hat schwächsten Angriff der Spitzenteams

12.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:49 Uhr

Zug zum Tor: Sonny Kittel (links) gibt beim FC Ingolstadt die meisten Torschüsse ab. Mit acht Treffern ist der 25-Jährige auch der gefährlichste Torschütze der Schanzer. Allerdings erzielte der Außenstürmer sieben Tore an den ersten zwölf Spieltagen, seither läuft es zäher für den Gießener, der mit sieben Vorlagen zudem bester Vorbereiter beim Tabellenfünften ist. Bei den Mittelstürmern hat der FCI keinen Top-Torjäger in seinen Reihen. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Fünf Punkte in vier Spielen - der nach der Winterpause erwartete Angriff des FC Ingolstadt auf die Aufstiegsränge lässt in der 2. Bundesliga weiter auf sich warten. Die Gründe dafür sind offensichtlich und nicht neu: In der Offensive drückt der Schuh.

Die Freude darüber, dass die Schanzer beim 0:0 bei Erzgebirge Aue am vergangenen Sonntag bereits zum neunten Mal in dieser Saison ohne Gegentor blieben und damit den Liga-Bestwert halten, kann selbst FCI-Keeper Örjan Nyland nicht trösten. "Wir haben uns nicht belohnt, und das ist leider nicht das erste Mal in dieser Saison. Wir haben gegen Aue wieder eine Chance liegenlassen. Das geht nicht, wenn wir im Aufstiegskampf mitspielen wollen", sagt der Norweger, der sein Team mit einer starken Parade in der Anfangsphase vor einem Rückstand bewahrt hatte.

Doch anschließend musste der 27-Jährige wieder einmal mit ansehen, wie seine Vorderleute den Gegner zwar in die eigene Hälfte drängten, es aber nicht schafften, ein Tor zu erzielen. Gerade gegen Aue war das wie ein Déjà-vu. Schon im Hinspiel im September reichte ein Schussverhältnis von 30:5 nicht. Beim 1:2 sogar nicht einmal zu einem Punkt. Dieses Mal genügten 19 Versuche (8 hatte der Gegner) nicht für einen Treffer. In der Summe holte der FCI also nur einen Punkt gegen einen Abstiegskandidaten - das ist für die Ambitionen der Ingolstädter zu wenig.

"Wir müssen die Tore machen, wenn wir die Möglichkeit haben. Darío steht alleinevor dem Tor. Dasmuss ein Tor sein."

FCI-Verteidiger Tobias Levels

 

 

Auch für Trainer Stefan Leitl. "Wenn man eine Mannschaft so beherrscht, muss man das Spiel einfach gewinnen", meint der FCI-Coach und findet dann doch einige Erklärungen, warum es letztlich nicht klappt. "Wir hatten Situationen, in denen wir bis zur Grundlinie durchkommen, dann aber die Flanke oder die Besetzung im Strafraum in dem Moment nicht passt. Und wir müssen den Gegner noch mehr in Eins-gegen-Eins-Situationen bringen", sagt Leitl. "Aber das sind Kleinigkeiten. Wir hatten trotzdem genügend gute Torchancen."

Doch am Ende eben nichts Zählbares vorzuweisen. Zum Vergleich: Von den ersten zehn Mannschaften der Tabelle hat nur der SV Sandhausen (25) weniger Tore erzielt als der FCI (32), der zudem die meisten Elfmeter aller Zweitligisten zugesprochen bekam und auch alle sechs verwandelte. Dennoch bringen es die beiden Mittelstürmer Stefan Kutschke (4 Treffer, davon 3 Elfmeter) und Darío Lezcano (6/3) nur auf eine relativ bescheidene Ausbeute. Schon siebenmal ging der FCI ohne Torerfolg vom Platz - so oft wie kein anderes Spitzenteam.

Kein Wunder, dass da Kritik aufkommt, sogar bei den Mitspielern. "Wir müssen die Tore machen, wenn wir die Möglichkeit haben. Darío steht alleine vor dem Tor, das muss ein Tor sein", sagt Tobias Levels zu einer Szene in der ersten Halbzeit, und auch Thomas Pledl meint: "Es war bitter. Wir waren so überlegen und hatten viele Chancen, alleine Darío drei, vier gute. Dass wir die nicht nutzen konnten, tut richtig weh."

"Wir haben gegen Aue wieder eine Chanceliegenlassen. Das geht nicht, wenn wir imAufstiegskampfmitspielen wollen."

FCI-Torwart Örjan Nyland

 

Leitl nimmt Lezcano zwar in Schutz. "Er ist unheimlich fleißig und hat mit der Bürde zu kämpfen, dass ihm nichts gepfiffen wird", meinte der Trainer, doch er fordert mehr. "Er muss es einfach erzwingen. Das gilt für alle Stürmer. Wir bringen sie im Training immer wieder in die Situation, dass sie die Gier haben, Tore machen zu wollen", sagt Leitl und versucht seinen Angreifern das Motto einzutrichtern: "Ich bin Angreifer. Mein Job ist es, Tore zu schießen."

Apropos schießen: Auch da gibt es große Unterschiede. Sonny Kittel weist mit 57 Torschüssen nicht nur die meisten Versuche auf, sondern trifft auch am häufigsten (8). Lezcano (50/6) und Alfredo Morales (44/4) folgen. Dahinter tut sich bei den Offensivkräften eine große Lücke auf. Pledl (29/3), Kutschke (28/4) und Almog Cohen (25/0) haben weniger Zug zum Tor. Für Letzteren hatte dies bereits Folgen, denn Maximilian Thalhammer hat ihm derzeit den Rang abgelaufen. "Er ist unheimlich gut im Tempodribbling. Er kann noch mutiger sein, aber ich bin mit seiner Entwicklung super zufrieden. Er kann sich definitiv festbeißen", lobt Leitl das 20-jährige Eigengewächs nach dessen zweitem Einsatz.

Patrick Ebert, der Thalhammer nach 54 Minuten ablöste, sah im Gegensatz zu einigen seiner Mitstreiter keine Vielzahl an guten Möglichkeiten. "Wir hatten in der zweiten Halbzeit gefühlt 90 Prozent Ballbesitz. Wir haben aber nicht sehr viele gute Chancen herausgespielt. Da muss man auch mal durch einen Standard ein Tor machen, einfach ein dreckiges 1:0, und dann mit drei Punkten nach Hause fahren", sagt Ebert, der bei seinem zweiten Einsatz schon länger durchhielt. "Es war nicht so schwer, weil ich nicht so viel nach hinten rennen musste. Wir hatten ja oft den Ball", erklärt der Berliner, der dem Ergebnis dann doch noch etwas Positives abgewinnen kann. "Das Gute ist, dass wir zu null spielten. Wir müssen unsere Heimspiele gewinnen, gegen St. Pauli überzeugen und unsere Chancen nutzen", gibt der 30-Jährige bereits die Marschroute für das kommende Spiel am Samstag (13 Uhr) im Audi-Sportpark vor.