Ingolstadt
Schattenmann im Fokus

FC Ingolstadt dürfte am Dienstag seinen neuen Sportdirektor präsentieren - Wird es Chefscout Florian Zehe?

03.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:16 Uhr
Seit Juli 2011 arbeitet Florian Zehe als Chefscout beim FC Ingolstadt. Zuvor war der Sportökonom im Scoutingteam der beiden Red-Bull-Klubs Leipzig und Salzburg tätig. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Florian Zehe arbeitet gerne hinter den Kulissen.

Der gebürtige Schweinfurter ist wahrlich keiner, der gerne in der Öffentlichkeit steht oder sich in den Vordergrund drängt. Als Chefscout beim FC Ingolstadt musste er das bislang auch nicht. Doch das könnte sich in den kommenden Wochen und Monaten ändern. Schließlich sprach sich Aufsichtsratsboss Martin Wagener gegenüber unserer Zeitung für eine Beförderung des 37-Jährigen zum Sportdirektor aus. Doch wer ist dieser Schattenmann, der sich auf Nachfrage unserer Zeitung nicht über seine Zukunft im Verein äußern wollte?

Seit knapp acht Jahren verantwortet Zehe die Scoutingabteilung beim FCI und ist damit einer der dienstältesten Mitarbeiter bei den Schanzern. Der ehemalige Sportdirektor und Geschäftsführer Harald Gärtner lotste den Sportökonom im Juli 2011 von den beiden Red-Bull-Klubs Leipzig und Salzburg nach Ingolstadt. "Ich musste nicht lange überlegen, als mir Herr Gärtner die Chance bot, mich beim FCI um das Scouting zu kümmern", sagte Zehe in einem seiner seltenen Interviews.

Der ehemalige Spieler des FC Schweinfurt 05 und der FT Schweinfurt professionalisierte die Scoutingabteilung der Ingolstädter. Er führte eine vereinseigene Spielerdatenbank ein, war erster Ansprechpartner für die jeweiligen Sportchefs sowie Trainer, fungierte als Schnittstelle zum eigenen Nachwuchs und beobachtete zusammen mit den Scouts Manfred Linzmaier und Thomas Finck freilich auch unzählige Spiele. Bis zu 800 Beobachtungen pro Saison kommen da schon mal zusammen.

"Was wir machen, ist kein Glücksspiel, das ist harte Arbeit", meinte Zehe bei seinem Dienstantritt in Ingolstadt - und "harte Arbeit" hat er in diesen Tagen ebenfalls vor sich. Denn nach dem Abstieg in die 3. Liga und dem daraus resultierenden Machtvakuum bei den Schanzern - der FCI steht bekanntlich ohne Trainer und Sportdirektor da - muss Zehe die Kaderplanung vorantreiben. "Florian Zehe hat die Gespräche mit den Spielern geführt und auch mit potenziellen Neuzugängen verhandelt. Wir sind ziemlich weit mit der Planung, und dieser Kader wird absolut Drittligatauglichkeit haben", meinte Wagener, der sich am Sonntag zudem für Zehe als neuen Sportdirektor ausgesprochen hatte.

Ob der Chefscout tatsächlich eine Chance erhält oder ob sich die Ingolstädter für eine externe Lösung entscheiden, dürfte am Dienstag bekannt werden. Der Aufsichtsrat um Vereinsgründer Peter Jackwerth tagte gestern Abend, um sechs Tage nach dem Abstieg einen Nachfolger für Interimssportdirektor Thomas Linke zu bestimmen. Für Zehe spricht, dass er den Verein kennt und den von Wagener geforderten "Stallgeruch" hätte. Gegen ihn spricht, dass er im Vergleich zu den ebenfalls gehandelten Alexander Friedl (zuletzt Linzer ASK), Otmar Schorck (SV Sandhausen) oder Dietmar Beiersdorfer (zuletzt Hamburger SV) - den Zehe aus seiner Zeit bei RB Salzburg kennt - noch nie als Sportchef gearbeitet hat. Doch vielleicht ist ja die Zeit reif, dass der Chefscout aus seinem Schatten tritt.
 

Julian Schultz