Duisburg
4:2: FCI gewinnt Kellerduell in Duisburg

FCI-Boss Jackwerth: "Vom Leichenschauhaus auf die Intensivstation"

06.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:32 Uhr
Die FCI-Profis bejubeln Torschütze Dario Lezcano (Nr. 11) nach dessen Tor zum 1:0. Später gelang ihm sogar noch ein zweiter Treffer. −Foto: Roland Weihrauch (dpa)

Duisburg (DK) Der FC Ingolstadt darf im Abstiegskampf der 2. Bundesliga wieder hoffen. Im wegweisenden Kellerduell beim MSV Disburg gelang den Schanzern nach einer turbulenten Schlussphase, in der alleine drei Treffer fielen, ein verdienter 4:2 (1:0)-Erfolg beim Tabellenvorletzten, mit dem sie nun nach Punkten gleichzogen.

Tomas Oral hielt bei seinem Einstand als FCI-Trainer zwar wie angekündigt an der taktischen 4-3-3-Grundordnung fest, doch krempelte er sein Team in der personellen Anordnung gehörig um. Zum einen musste er Abwehrchef Mergim Mavraj ersetzen, der nach seiner Rückenprellung doch nicht rechtzeitig fit geworden war, zum anderen nahm er Christian Träsch und Thomas Pledl aus der Startelf. Dafür rückten Marcel Gaus und Phil Neumann ins Team.

Letzterer wechselte auf die rechte Abwehrseite anstelle von Björn Paulsen, der neben Jonatan Kotzke die Innenverteidigerposition übernahm. Im Mittelfeld agierte Kapitän Almog Cohen als Abräumer, Robin Krauße und Gaus auf den Achterpositionen etwas vor ihm. Und im Angriff spielte Stefan Kutschke, der erstmals seit langer Zeit begann, auf dem Flügel. Der Spielfluss litt in dieser neuen Formation erwartungsgemäß, zumal weder Neumann noch Paulo Otavio die zuletzt guten Vorstöße der Außenverteidiger nach vorne anbringen konnten oder wollten – zu viel stand in diesem Abstiegsduell auf dem Spiel.

Dennoch erwischten die Schanzer, die auf Vereinskosten von rund 500 Fans begleitet wurden, einen guten Start. Allerdings scheiterte Dario Lezcano auf Ablage von Kutschke wieder einmal freistehend mit einem Schuss an Torhüter Felix Wiedwald (8. Minute). Auf der Gegnseite ließ sich Neumann von Kevin Wolze austanzen, doch Moritz Stoppelkamp drosch den durchgesteckten Ball aus kurzer Distanz über die Latte (11.) – der FCI war im Glück.

Lezcano trifft nach acht torlosen Spielen

Beide Teams bemühten sich , die Schanzer etwas mehr, doch blieben die Aktionen fehlerhaft und ungenau. Dennoch gab es Chancen. Nach einem langen Ball von Fabian Schnellhardt auf Wolze scheiterte dieser an FCI-Keeper Philipp Tschauner, der per Fußabwehr klärte (21.). Auf der Gegenseite setzte Kutschke nach, seine abgefälschte Flanke wurde zu einer gefährlichen Bogenlampe, die Wiedwald gerade noch über den Querbalken lenken konnte (23.). Doch Kutschke, der seine Mitspieler puschte und ein gutes Spiel machte, blieb am Ball, und seine Flanke köpfte Lezcano in der 32. Minute schließich zur Führung der Schanzer ein – der erste Treffer des Paraguayers nach acht torlosen Spielen.

Tschauner rettete dann den Vorsprung mit einer Parade gegen Stoppelkamp in die Kabine. In dieser schnienen die Ingolstädter nach dem Seitenwehsel jedoch gedanklich noch zu stecken. Denn mit dem ersten Angriff der Gäste kassierten sie nach nur wenigen Sekunden den Ausgleich. Cauly Oliveira Souza wurde nicht am Flanken gehindert, Paulsen sprang unter dem Ball durch und Stanislav Iljutcenko köpfte aus fünf Metern zum 1:1 ein (46.).

MSV-Coach erbost über Handelfmeter

Die Schanzer hatten durch Gaus, der nach einer Ecke aus kurzer Distanz die Kugel nicht richtig traf, zwar postwendend die erneute Führung auf dem Fuß, doch segelte der Ball über das Tor. Das Tabellenschlusslicht zeigte sich aber nur kurz schockiert. Denn bald ergaben sich weitere Chancen. Erst verpasste Kittel am Strafraum noch den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss (56.), dann parierte Wiedwald einen gefährlichen Freistoß des FCI-Technikers (58.) Aber im dritten Anlauf klappte es mithilfe des Duisburger Verteidgers Joseph Baffoe, der erstmals nach eineinhalbjähriger Verletzungspause zum Einsatz kam. Nach einer Flanke von Gaus rutschte Baffoe aus und fiel mit der Hand auf den Ball – Schiedsrichter Robert Kempter deutete sofort auf den Elfmeterpunkt. Auf die Ausführung musste Lezcano allerdings minutenlang warten, weil der protestierende Torsten Lieberknecht vom Unparteiischen auf die Tribüne geschickt worden war – und der MSV-Trainer ließ sich Zeit. Doch der Paraguayer behielt die Nerven und verwandelte eiskalt zum 2:1 für die Schanzer (58.). Der Doppeltorschütze lief in die Kurve und ließ sich von seinen Mitspielern und den Fans feiern.

Tschauner verhindert Ausgleich

In der 76. Minute hätte Lezcano sogar das 3:1 erzielten können, doch weil er nach Zuspiel von Kutschke die Riesenchance alleine vor Wiedwald erneut liegen ließ, blieb die Partie weiter ein Nervenkrimi für die Schanzer. Vor allem auch deshalb, weil sich der FCI nach einer Ecke auskontern ließ und Tschauner alleine gegen den durchgebrochenen Stoppelkamp retten musste (80.).

Auch in der 85. Minute reagierte der FCI-Schlussmann glänzend bei John Verhoeks Kopfball. Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Erst traf Kittel gegen die nun entblößte MSV-Abwehr zum vermeintlich Sieg bringenden 3:1, dann zirkelte Wolze noch einen 20-Meter-Freistoß zum 3:2-Anschluss in den Winkel, ehe der eingewechselte Thomas Pledl einen weiteren  Gegenstoß zum 4:2 für den FCI verwertete – Schlusspfiff, Riesenjubel mit den Fans und auf dem Gang in die Kabine. Der FCI hat ein Lebenszeichen gesendet!

Stimmen zum Spiel

FCI-Boss Peter Jackwerth: "Wir waren schon im Leichenschauhaus, jetzt sind wir wieder auf der Intensivstation. Mal schauen, ob wir's noch auf die Normalstation schaffen."

FCI-Cheftrainer Tomas Oral: "Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben. Es war ein kleiner Schritt."

FCI-Kapitän Almog Cohen (sprach als einziger der FCI-Profis mit den Medienvertretern): "Wir wollten wenig Fehler machen und mit langen Bällen auf 'Kutsche' zum Erfolg kommen. Das hat funktioniert."

MSV-Coach Torsten Lieberknecht: "Ich habe nicht so viel Lust, mich zu äußern. Wir hatten genügend Chancen, das Spiel zu gewinnen."

Gottfried Sterner