Ingolstadt
"Bin mit einem guten Gewissen gegangen"

Kaiserslauterns Neu-Trainer Jeff Saibene hegt keine Revanchegelüste vor Duell gegen Ex-Klub Ingolstadt

19.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:19 Uhr
Drei Spiele, drei Unentschieden: So lautet die Bilanz von Trainer Jeff Saibene mit dem 1. FC Kaiserslautern, den der ehemalige Coach des FC Ingolstadt nach zwei Auftaktniederlagen von Boris Schommers übernommen hatte. −Foto: dpa

Kaiserslautern - Auch unter Neu-Trainer Jeff Saibene ist der 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga weiter sieglos.

 

Drei Unentschieden holten die Pfälzer zuletzt unter dem Luxemburger, der nach zwei Auftaktniederlagen die Nachfolge von Boris Schommers angetreten hatte. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub FC Ingolstadt an diesem Mittwoch (19 Uhr/Magenta Sport) hofft Saibene auf die Wende. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt der 52-Jährige zudem auf sein Aus bei den Schanzern im vergangenen März zurück.

Herr Saibene, schon während Ihrer Zeit beim FC Ingolstadt schwärmten Sie über den 1. FC Kaiserslautern. Seit knapp drei Wochen sind Sie nun bei den "Roten Teufeln". Was macht den Reiz aus?

Jeff Saibene: Ich hätte mir als Kind nie träumen lassen, dass ich hier mal Trainer sein werde, nachdem ich damals als Neunjähriger mit meinem Vater im Stadion war. Das war zwar noch zu Erstliga-Zeiten, aber Lautern ist mit dem Betzenberg einfach ein Kultverein. Deswegen macht es mir bislang sehr großen Spaß.

Als Nachfolger von Boris Schommers holten Sie in drei Spielen drei Unentschieden. Auf der einen Seite sind Sie also weiter sieglos, auf der anderen Seite noch ungeschlagen. Wie ordnen Sie Ihren Auftakt beim FCK ein?

Saibene: Mir fehlen zwei Punkte aus den drei Spielen. Gegen den FC Bayern II (0:0 am vergangenen Spieltag, d. Red. ) hätten wir gewinnen müssen, wenn wir unsere Chancen in der zweiten Halbzeit genutzt hätten. Ich bin aber dennoch nicht unzufrieden, weil wir uns stabilisiert haben. Aber klar ist auch, dass wir uns jetzt auch mal mit einem Sieg belohnen müssen.

Vereinsikone Hans-Peter Briegel meldete sich zuletzt anlässlich seines 65. Geburtstags zu Wort. Er sprach davon, dass der Aufstieg trotz des Fehlstarts weiter möglich ist und bezeichnete Sie als "Glücksgriff". Wie lautet Ihre Zielsetzung?

Saibene: Es macht aktuell wenig Sinn, über eine Zielsetzung zu sprechen, nachdem es zum Saisonauftakt zwei Niederlagen gab. Fakt ist aber auch, dass noch 33 Spiele bleiben und in dieser Liga vieles möglich ist. Natürlich muss für den FCK mit dem Fan-Potenzial und dem Stadion das Ziel sein, wieder in die 2. Bundesliga zu kommen. Alles andere wäre unrealistisch. Im Moment geht es mir aber darum, die Mannschaft zu stabilisieren und dadurch wieder in die Erfolgsspur zu finden.

In einem Interview mit dem "Luxemburger Wort" haben Sie den FCI nach Ihrer Entlassung kritisiert. Sie warfen den Schanzern Wortbruch vor und vermissten bei den Verantwortlichen die Geduld. Wie stehen Sie heute dazu?

Saibene: Es war für mich schon etwas enttäuschend. Mir wurde gesagt, dass ich für den Umbruch und Aufstieg zwei Jahre Zeit bekomme. Ich habe viele junge und entwicklungsfähige Spieler integriert und wir lagen damals als Fünfter nur zwei Punkte hinter einem direkten Aufstiegsplatz. Natürlich hatten wir eine schwere Phase. Die hatten wir aber auch im Herbst, und danach blieben wir 14-mal ungeschlagen. Ich war überzeugt von unserem Weg und bin mit einem guten Gewissen gegangen. Mehr will ich dazu aber gar nicht mehr sagen.

Gehen Sie dann mit zusätzlicher Motivation in das Duell gegen Ihren Ex-Klub?

Saibene: Nein, überhaupt nicht. Mir ist es egal, ob wir gegen Ingolstadt oder Bayern spielen. Wir schauen auf uns. Für uns geht es darum, dass wir den nächsten Schritt machen.

Gibt es noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Spielern aus Ingolstadt? Sie pflegten bekanntlich ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft.

Saibene: Mir haben direkt nach meiner Entlassung viele Spieler geschrieben und mir auch alles Gute gewünscht, als ich hier in Kaiserslautern unterschrieben habe. Das zeigt, dass wir ein gutes Verhältnis hatten und sich die Jungs wohl gefühlt haben. Das ist mir wichtig, ich habe viele schöne Bekanntschaften gemacht. Aber: Wenn ich noch in Ingolstadt wäre, dann könnte ich jetzt nicht in Lautern sein - und das wäre extrem bitter.

Wie bewerten Sie die bisherigen Auftritte der Schanzer, die durch den Arbeitssieg gegen Aufsteiger SC Verl in die Erfolgsspur zurückgekehrt sind?

Saibene: Sie haben mir gut gefallen. Ilmari Niskanen macht einen guten Eindruck. Bei Marc Stendera im Zentrum sieht man seine Routine, er kommt langsam in den Rhythmus. Und Dominik Franke wirkt ebenfalls stabil.

Sie zählen damit die drei Neuzugänge auf, die am Samstag in der Startelf standen. Den Großteil der Mannschaft kennen Sie aber noch. Kommt Ihnen das in der Spielvorbereitung entgegen?

Saibene: Das ist sicher kein Nachteil. Ich würde aber nicht sagen, dass es so entscheidend ist.

Worauf wird es dann ankommen, damit Sie mit den "Roten Teufeln" gegen Ihren Ex-Klub den ersten Saisonsieg holen?

Saibene: Wir haben gegen Bayern schon wenig zugelassen, obwohl sie unter anderem mit Joshua Zirkzee oder ihrem Neuzugang Tiago Dantas gespielt haben. Wir hatten in der Schlussphase zudem mindestens vier hundertprozentige Chancen. Da müssen wir einfach im Abschluss besser werden. Ich erwarte gegen Ingolstadt ein Spiel auf Augenhöhe. Beide Mannschaften unterscheiden sich von der Qualität nicht so sehr - wie so oft in der 3. Liga.

Anders als an vielen anderen Standorten sind auf dem Betzenberg noch Zuschauer zugelassen, bis zu 7500 Fans dürfen am Mittwoch ins Fritz-Walter-Stadion. Fürchten Sie, dass es bei einem weiteren sieglosen Spiel schon wieder unruhig werden könnte?

Saibene: Das lässt mich ehrlich gesagt komplett kalt, darüber denke ich nicht nach. Mir macht es einfach Spaß, hier zu arbeiten. Wenn du keine Punkte holst, ist in jedem Verein Unruhe. Aber ich will mich mit so einem Szenario erst gar nicht beschäftigen. Ich lebe im Jetzt und will einfach einen guten Job machen.

DK

Das Gespräch führte

Julian Schultz.