München
Drama statt Happy End

36 Minuten lang wähnt sich der FC Ingolstadt beim 2:0-Derbysieg gegen die Münchner Löwen auf Aufstiegskurs

05.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:45 Uhr
Maximilian Beister (links) traf für den FCI zum 1:0. −Foto: Eibner

München - "Ich muss jetzt was essen, dann verkrafte ich das leichter", sagte FCI-Trainer Tomas Oral, bevor er vor dem Grünwalder Stadion in einen der Schanzer Kleinbusse stieg und mit dem Team die Heimreise nach Ingolstadt antrat.

Das dramatische Saisonfinale in der 3. Liga mit dem 2:0-Derbysieg des FC Ingolstadt beim TSV 1860 München hatte auch beim 47-Jährigen Spuren hinterlassen. Die Partie am Samstagnachmittag im Zeitraffer.

13.30 Uhr: Totenstille am Grünwalder Stadion. Dort, wo im Normalfall 15000 Zuschauer zu den Einlasstoren geströmt wären, herrscht gähnende Leere. Nur einzelne Vereinsfunktionäre oder Medienvertreter dürfen sich entlang der Absperrbänder ihren Weg Richtung Einlasskontrolle bahnen. Hände desinfizieren, Mundschutz auf, Fieber messen. Dann geht's auf die reservierten Plätze. FCI-Boss Peter Jackwerth orakelt: "Heute muss Schluss sein. Ich will nächste Woche in den Urlaub nach Mallorca. "

14.03 Uhr: Anpfiff, und sofort übernehmen die Schanzer das Kommando. Der emsige Fatih Kaya startet die ersten Aktionen, aber es fehlt die Durchschlagskraft.

14.17 Uhr: Erster Aufreger: Maximilian Beister fällt im Strafraum, doch die leichte Berührung durch Philipp Steinhart reicht Bundesliga-Referee Markus Schmidt nicht für einen Strafstoß.

14.28 Uhr: Es kracht zweimal. Erst trifft Beister nach schönem Anspiel von Michael Heinloth den Querbalken, dann köpft Löwen-Verteidiger Aaron Berzel nach einer Ecke ans Aluminium.

14.40 Uhr: Jackwerth zeigt seinem Sitznachbarn, FCI-Geschäftsführer Franz Spitzauer, sein Handy. Halle liegt in Führung. "Die Liga ist verrückt", meint Jackwerth. Die Löwen werden stärker, aber Sascha Mölders köpft über das Tor.

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14.50 Uhr: Halbzeit, 0:0. In Würzburg steht es 1:1.

15.10 Uhr: Löwen-Kapitän Felix Weber patzt nach einem langen Ball von Tobias Schröck, Kaya schaltet schnell und legt quer auf Beister, der dieses Mal genauer Maß nimmt und aus 18 Metern zum 1:0 trifft.

15.16 Uhr: Jackwerth schaut wieder aufs Handy und schüttelt den Kopf - Halle führt wieder in Würzburg. Stand jetzt wäre der FCI in der 2. Bundesliga.

15.22 Uhr: Löwen-Trainer Michael Köllner korrigiert seine Defensiv-Strategie und bringt mit Efkan Bekiroglu und dem Ex-Ingolstädter Stefan Lex frische Offensivkräfte. Prompt zwingt Lex FCI-Keeper Marco Knaller zu einer Glanzparade.

15.32 Uhr: Dennis Eckert-Ayensa jubelt - aber verfrüht. Der Unparteiische pfeift das Tor zum 2:0 wegen Abseits zurück.

15.40 Uhr: Eckert-Ayensa hat freie Bahn und wird vom gebürtigen Schanzer im Löwen-Trikot, Herbert Paul, gehalten - Notbremse, Paul sieht Rot. Der FCI ist in Überzahl.

15.42 Uhr: Maximilian Thalhammer startet ein tolles Solo, nimmt im Strafraum den Kopf hoch und passt auf Eckert-Ayensa, der zum 2:0 einschiebt.

15.52 Uhr: Schlusspfiff, aber kein Jubel nach dem hochverdient erkämpften Sieg. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga ist 403 Tage nach dem Abstieg zwar zum Greifen nah, aber das Spiel in Würzburg läuft noch. Der FCI-Tross hofft und bangt - und wendet sich wenig später enttäuscht ab. Würzburg hat per Handelfmeter noch den 2:2-Ausgleich erzielt und sich den direkten Aufstiegsplatz zurückgeholt. FCI-Boss Jackwerth muss den Mallorca-Urlaub verschieben. 

Gottfried Sterner