Ingolstadt
Kommentar: Neuer Trainer, alte Probleme

Zur Lage beim FC Ingolstadt

01.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:12 Uhr
Energisch wie immer: Trainer Tomas Oral leitete am Mittwochvormittag sein erstes Training, nachdem der FCI seine Verpflichtung kurz zuvor bekannt gegeben hatte. −Foto: Bösl

Der FC Ingolstadt hat beim Neustart der 3. Liga ein bitteres Déjà-vu erlebt - und ganz offensichtlich ein Last-Minute-Problem. Denn zum bereits fünften Mal in dieser Saison kassierten die Schanzer beim 1:2 (1:1) gegen den FC Bayern II ein spätes Gegentor - dieses Mal erwischte es den FCI in der 89. Minute - und gaben damit wichtige Punkte im Aufstiegskampf aus der Hand.

Zusammen mit den Partien gegen den Halleschen FC (1:1), KFC Uerdingen (0:1), MSV Duisburg (1:1) und SV Meppen (1:1) schenkten die Ingolstädter damit bereits acht Zähler her und finden sich statt mit 50 Punkten an der Tabellenspitze nur mit 42 Zählern auf dem neunten Rang wieder.

In dieser Häufigkeit ist das kein Zufall mehr, sondern ein Zeichen mangelnder Cleverness sowie Konzentration - und womöglich auch dem Fehlen klarer Führungsspieler geschuldet. Zwar musste der FCI die Schlussminuten gegen die Münchner in Unterzahl bestreiten. Das darf aber keine Ausrede dafür sein, dass der entscheidende Gegentreffer bereits wenige Sekunden nach dem Platzverweis von Marcel Gaus fiel. Weder Caniggia Elva noch Maximilian Wolfram fühlten sich für Torschütze Chris Richards zuständig, zudem stimmte die Zuordnung in der Hintermannschaft überhaupt nicht.

Die Mannschaft um Neu-Trainer Tomas Oral brachte sich damit wie bereits unter dessen Vorgänger Jeff Saibene erneut um den verdienten Lohn. Denn obwohl der FCI in seinem ersten Geisterheimspiel eine ganz schwache erste Halbzeit zeigte und sich von der Spielfreude der Münchner beeindrucken ließ, kämpfte er sich in die Partie und hatte selbst große Chancen zum vermeintlich entscheidenden Treffer.

Doch wie auch schon in den fünf Partien zuvor offenbarte sich ein weiteres Defizit: Die einst offensivstärkste Mannschaft der Liga ist von der Leichtigkeit vergangener Tage weit entfernt. Letztmals erzielte der FCI Anfang Februar gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:1) mehr als einen Treffer - da schlugen die Schanzer ihrerseits erst in der Nachspielzeit zu und holten den bis dato letzten Sieg.

Der Vorteil der Ingolstädter ist nun, dass ihnen im dicht getakteten Spielplan der 3. Liga kaum Zeit bleibt, großartig darüber nachzudenken. Um sich aber nicht schon frühzeitig aus dem bislang so eng umkämpften Aufstiegsrennen zu verabschieden, sollte der FCI seine Baustellen schnell beheben.

 

Julian Schultz