Dubai
Arabisches Abenteuer

Der Ingolstädter Christian Träsch ist nach seinem Wechsel zu Al-Wasl der erste deutsche Fußball-Profi in den Emiraten

05.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:03 Uhr
Erstmals im Ausland aktiv: Seit einem Monat spielt der ehemalige FCI-Profi Christian Träsch für den Al-Wasl SC aus Dubai. −Foto: Alimoor

Dubai/Ingolstadt - Christian Träsch muss kurz stocken und lacht. Der 32-Jährige fährt gerade vom Training nach Hause, als vor ihm ein Ferrari einschert. Nach seinem Wechsel zum Al-Wasl SC aus Dubai hat sich für den ehemaligen Profi des FC Ingolstadt nicht nur das Straßenbild mit all seinen Luxuskarossen oder spektakulären Wolkenkratzern verändert. Der Mittelfeldspieler lernt in den Vereinigten Arabischen Emiraten "ein ganz neues Abenteuer" kennen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt.

Rund einen Monat weilt Träsch mit seiner Ehefrau Jennifer und den beiden Töchtern Thalea und Tamina inzwischen am Persischen Golf. Obwohl er sich an den Prunk in der schillernden Metropole erst noch gewöhnen muss, fühlt er sich in Dubai äußerst wohl. "Es war die erste Prämisse, dass die Rahmenbedingungen für meine Familie stimmen - und das ist hier der Fall. Wir würden es jederzeit wieder machen", erzählt der gebürtige Ingolstädter: "Wir sind super aufgenommen worden, und der Verein hat sich sehr um uns gekümmert. "

Dabei fing das neue Abenteuer mit einem Rückschlag an. Bei der Pokal-Niederlage gegen den Al-Ain FC, der wegen seiner 13 nationalen Titel als der FC Bayern der Arabian Gulf League gilt, fiel Träsch auf die Schulter und knackste sich das Schlüsselbein an. "Das war ein Wermutstropfen", sagt der einstige Nationalspieler, der damit erst auf einen Einsatz für Al-Wasl kommt und heute Abend das Heimspiel gegen den Al-Dhafra SCC verpassen wird. "Früher hätte ich mir einen Kopf gemacht, aber das ist jetzt eben so. Wenn man jeden Tag mit der Sonne aufwacht, sieht man das auch etwas entspannter. "

Nach seiner Enttäuschung über das Aus beim FCI nach dem Abstieg in die 3. Liga hat Träsch die Lockerheit offenbar wiedergefunden. Der 207-fache Bundesliga-Profi war mehr als ein halbes Jahr ohne Verein und hielt sich zwischenzeitlich beim Regionalligisten VfB Eichstätt fit. Nach einigen gescheiterten Verhandlungen mit Klubs aus Australien oder Kanada stand sogar ein Karriereende im Raum - bis vor wenigen Wochen das Telefon klingelte. Am anderen Ende war Laurentiu Reghecampf. Der Trainer von Al-Wasl und ehemalige Bundesliga-Profi lud Träsch zu einem Probetraining ein, kurz vor Transferschluss unterschrieb der Familienvater einen Vertrag bis Saisonende im Mai.

"Ich wollte einfach noch Fußball spielen", sagt Träsch, der bei seinem neuen Klub mit Lucas Galvao auf einen alten Bekannten trifft. Der brasilianische Innenverteidiger ist bis Sommer vom FCI an Al-Wasl verliehen und erleichterte Träsch den Einstieg in Dubai, wo er mit seiner Familie ein Apartment direkt am Strand bezog. "Er hat mir gezeigt, wo wir beispielsweise zum Einkaufen und Essen gehen können", berichtet der Rechtsfuß, der auch vor der Sprachbarriere nicht zurückschreckt: "Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag einen Satz zu lernen. Aber große Gespräche sind natürlich noch nicht drin. " Auf dem Platz werde beim siebenmaligen Meister ohnehin Englisch gesprochen. Träsch ist einer von zehn Legionären - und überhaupt der erste deutsche Fußball-Profi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Ein bisschen stolz macht mich das schon", meint der 32-Jährige.

Nach seiner Verletzungspause will Träsch in der kommenden Woche gegen den Hatta Club zurückkehren und mit dem Tabellenachten die Champions-League-Plätze im asiatischen Verband in Angriff nehmen. "Wir wollen noch mal an den Top Drei anklopfen", sagt der Routinier, der im defensiven Mittelfeld für Stabilität sorgen soll. "Die Mentalität ist natürlich eine ganz andere als in Europa. Hier will man einfach Fußball spielen. Die Arbeit gegen den Ball ist nicht so ausgeprägt", erzählt Träsch. Es ist eben ein Abenteuer, auf das sich der Ingolstädter eingelassen hat.

DK

 

Julian Schultz