Ingolstadt
Vom Kufensport leben

Samir Kharboutli und Robert Hechtl aus der U20 des ERC wollen Eishockey-Profis werden

05.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr
Die zwei größten Nachwuchstalente des ERC Ingolstadt: Samir Kharboutli (links) und Robert Hechtl. Die beiden 19-Jährigen wollen Profis werden - am liebsten in der DEL. −Foto: Bird

Ingolstadt (DK) In der zweiten Deutschen Nachwuchsliga (DNL II) sind sie der Albtraum der Torhüter: Samir Kharboutli und Robert Hechtl (beide 19 Jahre alt) vom ERC Ingolstadt. Die hoffnungsvollen Sturmtalente wollen nun auch als Profis Fuß fassen und bei den Senioren auf Torejagd gehen. Derzeit haben sie allerdings mit ganz unterschiedlichen Hürden zu kämpfen.

Musik dröhnt aus der Kabine, als Robert Hechtl und sein Sturmpartner Samir Kharboutli die Tür öffnen. Ihre Teamkameraden der U20 bemerken, dass sie einen Pressevertreter im Schlepptau haben, und sofort richten sich alle Augenpaare auf die drei. Fotos machen und Fragen beantworten gehört bisher nicht zum Alltag der beiden Nachwuchstalente des ERC Ingolstadt. Sie müssen sich deshalb ein paar Sprüche anhören, quittieren die aber nur mit einem Lächeln. Vermutlich würden sie es genauso machen.

Ganz anders als bei den pubertierenden Jungs der U20 läuft es bei der Profimannschaft, denn dort sind die beiden aus dem DNL-Team die Jüngsten. Hier, im Kosmos DEL, ist es normal, wenn Journalisten und Kameras zusehen. Im mittlerweile zweiten Jahr dürfen Hechtl und Kharboutli im Profiteam ihr Talent zeigen. "Wir müssen nach dem Training schon auch die Tore oder Scheiben aufräumen", sagt Hechtl. "Aber das gehört dazu." Der 19-Jährige spielt schon seit 14 Jahren für die Ingolstädter, hat alle Jugendmannschaften durchlaufen. "Es ist schon immer mein Traum gewesen, Profi zu werden", sagt er.

Bei seinem Teamkameraden Kharboutli sieht es anders aus. Er ist Tscheche und erst mit 14 Jahren nach Deutschland gekommen. Der Grund: Eishockey. Zunächst Chemnitz, wo er neben dem Training Englisch- und Deutschunterricht bekommen hat. Nach zwei Jahren, im Alter von 16, landete er schließlich in Ingolstadt. Es gefällt ihm bei den Panthern. "Ich bin hier sehr zufrieden", sagt er.

Das Leben der beiden besteht fast ausschließlich aus Eishockey: jeden Tag aufs Eis, mit Kraftraum sind es bis zu drei Trainingseinheiten pro Tag. Schwierig, Schule und Eishockey unter einen Hut zu bekommen. Hechtl hat in diesem Jahr sein Abitur am Apian-Gymnasium abgelegt, mittlerweile ein Studium der Mechatronik aufgenommen. Der Tscheche Kharboutli hingegen hat vergangenes Jahr die neunte Klasse in Deutschland abgeschlossen. Er sagt: "Hier möchte ich mich voll aufs Eishockey konzentrieren." Allerdings gibt es in Tschechien eine Besonderheit, wie Petr Bares, ERC-Nachwuchskoordinator, erklärt: "Da ist Eishockey Sport Nummer eins. Deshalb können Schüler mit einem individuellen Plan lernen und einmal im Jahr vor Ort Prüfungen ablegen." Die Schüler müssen wie bei einem Fernstudium mit Hilfe von Unterlagen aus dem Internet selbst lernen.

Hechtl ist seinem Traum, Profi zu werden, bereits einen Schritt näher gekommen: Er hat vor ein paar Wochen einen Anruf aus Höchstadt erhalten und wurde für deren Oberliga-Partie gegen Regensburg und Memmingen berufen. Die Panther haben eine Kooperation mit Höchstadt, sodass Talente aus der Jugend dort mittrainieren - und wie im Fall Hechtls - spielen dürfen. "Es war geil! Wenn man da vor 1000 Leuten aufs Eis läuft, einfach cool", sagt Hechtl. Derzeit bremst ihn jedoch eine Trainingsverletzung an der Schulter aus, sodass er sich bis zum nächsten Einsatz gedulden muss. "Ich hoffe der Höchstädter Trainer gibt mir wieder eine Chance." Für das nächste Jahr wünscht er sich einen Vertrag beim mittelfränkischen Oberligisten. Dafür würde Hechtl auch seinen Studienort nach Nürnberg verlegen, wie er sagt.

Kharboutli ist aktuell nur für das Nachwuchsteam des ERC im Einsatz, obwohl er dank eines Gastspielrechts im Sommer bereits für die Profis auf dem Eis stand. Für ihn geht es zur Zeit darum, einen deutschen Pass zu bekommen. Einen Deutschtest hat er bereits vor zwei Monaten bestanden. Denn mit der deutschen Staatsbürgerschaft wird einiges leichter: Strenge Regeln des Deutschen Eishockey Bunds (DEB) lassen nur zehn Plätze für Ausländer im Kader der Profiteams zu - und die sind quasi immer besetzt.

Neben ihren Ambitionen im Profisport geht für Kharboutli und Hechtl der Alltag in der zweiten Deutschen Nachwuchsliga weiter. Dort läuft es, auch dank 27 Treffern, die die beiden jeweils erzielt haben: Die Ingolstädter stehen an der Spitze der DNL-II-Tabelle.
 

Julian Bird