Ingolstadt
Spannender geht es nicht

ERC Ingolstadt oder Kölner Haie: Heute wird im siebten Finale der deutsche Eishockey-Meister gekürt

28.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:46 Uhr

Heute Abend zum siebten Mal: ERC-Stürmer Patrick Hager (Mitte) im Duell mit Haie-Verteidiger Torsten Ankert und Torhüter Danny aus den Birken - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Heute Abend (19 Uhr, Lanxess-Arena) wird der Pokal vergeben: Der Sieger des siebten Play-off-Finales zwischen dem ERC Ingolstadt und den Kölner Haien ist deutscher Eishockey-Meister. Schon jetzt ist es eine der spannendsten Finalserien in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga.

Alle Geheimnisse sind aufgedeckt, alle Geschichten erzählt. Wer die bessere Offensive hatte, wer die bessere Unterzahl spielt, was bis jetzt gewesen ist: Das alles zählt nicht mehr. Heute Abend zählt nur, wer die besseren Nerven und den größeren Willen hat – und auch mehr Glück. Eine ganze lange Saison mit mehr als 70 Partien, reduziert auf 60 Minuten oder vielleicht ein bisschen länger. „Wir haben das ganze Jahr gespielt, und jetzt kommt es auf ein Spiel an“, sagt Stürmer Patrick Hager. „Doch das ist Eishockey.“

Für die Kölner Haie, für die Liga, das Fernsehen und für neutrale Eishockey-Fans ist ein entscheidendes siebtes Spiel im Finale ein Traum – nur nicht für den ERC, der seinen ersten Meistertitel schon am vergangenen Sonntag vor den eigenen Fans gewinnen wollte. „Vielleicht ist es zwangsläufig auf Spiel sieben rausgelaufen“, sagt Hager – denn die Serie zwischen Haien und Panthern ist eng. Zwei Auftaktsiegen der Kölner setzte der ERC drei Erfolge hintereinander entgegen, ehe die Rheinländer am Sonntag zum 3:3 ausglichen. „Jedes Spiel hätte auch andersrum ausgehen können.“ Bei den letzten beiden Duellen musste sogar die Verlängerung entscheiden – einmal zugunsten der Ingolstädter, einmal setzten sich die Haie durch.

Jetzt also der Showdown heute Abend um 19 Uhr in der ausverkauften Lanxess-Arena. Ein dramatischeres, engeres, nervenaufreibenderes Szenario ist kaum denkbar. In der Halle in Köln-Deutz haben die Panther im Finale zwei von drei Spielen gewonnen. „Die Auswärtsteams fühlen sich in der Serie offenbar wohl“, sagt Hager. Doch auch das zähle nun nichts mehr. Es komme auf die Kleinigkeiten an – den entscheidenden Zweikampf vor dem Tor, das wichtige Laufduell oder den Wechsel zur richtigen Zeit. „Wenn 18 000 Zuschauer brüllen, bekommen wir vielleicht eher eine Strafe gegen uns. Da müssen wir aufpassen“, warnt Hager. „Beide Mannschaften sind hochmotiviert, beide haben das große Ziel vor Augen. Entscheidend wird sein, weniger Fehler zu machen und seine Nerven im Griff zu haben.“

Die umkämpfte und intensive Serie hat viel Kraft gekostet. Gestern ließ ERC-Trainer Niklas Sundblad seine Profis daher nur kurz schwitzen, ehe der Tross gegen Mittag den Flieger nach Köln bestieg. Während die eine Hälfte der Mannschaft unter Sundblads Anleitung ein lockeres Eistraining absolvierte, regenerierte die andere auf dem Rad oder ließ sich von Physiotherapeut Stephan Retzer durchkneten. Nach der Ankunft in Köln begann die individuelle Vorbereitung: Die einen trafen sich zum Kaffeetrinken in der Innenstadt, während die anderen einen ausgiebigen Mittagsschlaf bevorzugten. „Alles wie immer“, sagt Hager, der mit Alexander Oblinger das Zimmer teilt.

Ebenfalls wie immer ist die ERC-Fanbeauftragte Petra Vogl in Köln dabei. Schon kurz nach Spielschluss am Sonntag organisierte die Fanbeauftragte der Panther Reisebusse, die heute rund 400 Panther-Fans gen Norden transportieren. „Unsere Mannschaft hat des Öfteren bewiesen, dass sie zurückkommen kann, aber es wird unglaublich schwer“, sagt Vogl, deren Handy derzeit ununterbrochen klingelt. „Doch warum sollten wir es nicht schaffen“

Ein Blick auf die Statistik macht Ingolstadt Mut: Heuer geht die Finalserie erst zum sechsten Mal über die volle Distanz – und zum vierten Mal sind die Kölner Haie beteiligt. Bei ihren Titelgewinnen 1995 (in Landshut) und 2002 (in Mannheim) siegten sie auswärts, auf eigenem Eis verloren sie 2003 (gegen Krefeld). Überhaupt siegte nur einmal der Gastgeber des Entscheidungsspiels: 2012 gewannen die Eisbären Berlin das fünfte Spiel der „Best-of-Five“-Serie auf eigenem Eis gegen die Adler Mannheim.

Sollten die Panther heute siegen, wäre das Final-Trauma der Kölner um ein Kapitel reicher: In 20 Jahren DEL bestritten die Haie achtmal das Finale, holten jedoch nur zweimal den Titel. 1996, 2000, 2003, 2008 und 2013 ging Köln leer aus.