Ingolstadt - Die Partie lief gerade einmal 45 Sekunden, als den ERC-Fans der Atem stockte. Wolfsburgs Lucas Lessio und Panther-Verteidiger Fabio Wagner rauschten in Timo Pielmeier, der Ingolstädter Torhüter musste verletzt vom Eis.
"Da wurden wir alle blass und waren nahe am Herzinfarkt und am Nervenzusammenbruch", erzählte Trainer Doug Shedden hinterher. Denn der zweite Goalie Jochen Reimer stand im Anzug hinter der Bande - der "Joker" hatte sich bereits am Freitag bei den Pinguins Bremerhaven verletzt.
So kam Jonas Stettmer zu seinem unverhofften Debüt in der Deutschen Eishockey-Liga. Der mit 18 Jahren jüngste Panther spielt normalerweise in der Deutschen Nachwuchsliga (DNL2) für den ERC - nun stand Stettmer plötzlich im Rampenlicht. "Ich war wahnsinnig nervös", gab der gebürtige Straubinger zu. Doch der Nachwuchsgoalie konnte auf seine Mitspieler zählen. "Die Jungs haben mir Mut zugesprochen. Sie haben gesagt: ,Das schaffst du schon'", erzählte Stettmer. ",Joker' hat mir noch ein paar Tipps gegeben. " Die Situation habe die Mannschaft wachgerüttelt, befand Stürmer Hans Detsch. "Da wussten wir, dass jeder für jeden einstehen muss. " Und auch Shedden bemerkte einen Ruck im Team: "Sie wollten dem Jungen wirklich helfen. Das konnte man richtig auf der Bank spüren. Man hörte die Jungs reden: ,Was auch immer nötig ist, block' die Schüsse. '"
Und das taten die Spieler tatsächlich. "Die Jungs haben alles versucht, was sie konnten, da kam nichts Großartiges vors Tor. Das haben die super gemacht, dafür bin ich auch sehr dankbar", meinte Stettmer. Auch die Fans unterstützten den Youngster mit Sprechchören. Zehn Minuten dauerte der Einsatz des Goalies, in denen er ein halbes Dutzend Schüsse halten musste, ehe Pielmeier doch wieder auf das Eis zurückkehrte.
Dabei war Stettmer bereits am Samstag zwei Drittel lang beim 6:3-Sieg im DNL2-Spiel gegen den SC Riessersee in Garmisch-Partenkirchen im Tor gestanden. Seine Erfolgsbilanz an diesem Wochenende: 100 Prozent Fangquote. Als Belohnung gab es ein Sonderlob des Trainers: "Es war aufregend, als Jonas reingegangen ist. Er hat einen tollen Job gemacht", meinte Shedden. Zum ersten Mal in der DEL-Geschichte des ERC debütierte damit ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei den Profis. "Ich sehe Jonas jeden Tag im Training. Wenn er so weitermacht, wird er eine gute Zukunft haben", sagte Pielmeier.
Der 30-Jährige ließ sein Bein genau durchchecken. "Gottseidank ist nichts passiert", berichtete "Pille". Reimer dagegen wird bis zum Ende der Saison ausfallen, genau wie Jerry D'Amigo, der seine Knöchelverletzung nicht rechtzeitig zum K. -o. -Rundenstart auskurieren konnte. Bei Stürmer Tim Wohlgemuth erwartet Shedden eine Entscheidung am Mittwoch vor dem Auftaktspiel gegen die Augsburger Panther. Und auch bei Petr Taticeks Handverletzung glaubt der Trainer an eine Besserung in der kommenden Woche.
Sollte während der Play-offs doch noch mal Bedarf im Tor bestehen, wäre Stettmer zur Stelle. "Ich bin immer heiß und bereit", meinte der Goalie.
DK
Julia Pickl
