Ingolstadt
Kurzarbeit und Transferstopp

ERC Ingolstadt reagiert auf wirtschaftlichen Schaden durch die Corona-bedingte Play-off-Absage

03.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:30 Uhr
Fragiles Gebilde: Für die DEL und ihre Klubs wie den ERC Ingolstadt könnte sich die Corona-Krise zur existenziellen Bedrohung auswachsen. −Foto: Foto: Traub

Ingolstadt - Die Absage der Play-offs aufgrund der Coronavirus-Pandemie hat die Klubs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hart getroffen - Liga-Geschäftsführer Gernot Tripcke geht von bis zu 20 Millionen Euro Umsatz-Verlust aus. Der ERC Ingolstadt versucht, den finanziellen Schaden mit Kurzarbeit und einem vorläufigen Transferstopp in Grenzen zu halten. Sollte auch die kommende Saison nicht wie geplant im September starten können, droht der gesamten Liga das Aus - daran mag beim ERC aber aktuell noch niemand denken.

Als erste Maßnahme haben die Panther um Geschäftsführer Claus Gröbner - wie viele andere Profiklubs und Unternehmen auch - Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit angezeigt. Dies gilt "sowohl für die Mitarbeiter der Geschäftsstelle als auch für den sportlichen Bereich", wie der Klub auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Während vor allem die deutschen ERC-Profis vorrangig Ganzjahresverträge besitzen, schließen die Panther bei den Kontingentspielern häufig noch Neunmonatsverträge von August bis April ab. Zwischen Mai und Juli - so die im deutschen Eishockey nach wie vor gängige Praxis - erhalten die Profis dann Arbeitslosengeld, der Klub spart sich die Sozialabgaben.

Weil aktuell niemand weiß, wie lange die Corona-Krise noch andauert, halten sich die Ingolstädter auch auf dem Transfermarkt vorerst zurück. Damit sind sie nicht alleine: Selbst der Deutsche Meister Adler Mannheim verkündete unlängst einen Transferstopp. "Als umsichtige Kaufleute sind wir derzeit natürlich vorsichtig und warten mit dem Abschluss von Verträgen, bis wir abschätzen können, wie sich die Lage entwickelt", sagt Gröbner. Dennoch sondiere Sportdirektor Larry Mitchell weiterhin den Markt und führe Gespräche, "um im September einen schlagkräftigen Kader zu haben". Für die kommende Saison, die am 18. September starten soll, haben die Panther bislang erst gut die Hälfte ihres Teams beisammen, in allen Mannschaftsteilen - Tor, Verteidigung und vor allem im Angriff - sind Schlüsselpositionen noch unbesetzt.

Dass die beiden wichtigsten Geldgeber des ERC - der Autobauer Audi und der Elektronikkonzern MediaMarktSaturn - schon vor der Corona-Krise in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckten und sich diese nun noch verschärfen könnten, bereitet den Panthern keine Sorgen. "Wir stehen mit unseren Partnern in langfristigen Vertragsverhältnissen. Gerade in so einer schwierigen Situation stehen wir eng zusammen", teilt Gröbner mit. Mulmiger ist dem Geschäftsführer beim Blick auf die kommende Spielzeit. "Durch die Absage der Play-offs ist ja bereits ein erheblicher Schaden entstanden. Wenn nun die neue Saison nicht wie geplant gestartet werden würde, wäre das für alle beteiligten Klubs eine wirtschaftliche Katastrophe mit nicht absehbaren Folgen", befürchtet Gröbner.

Eventuelle Geisterspiele wie im Fußball sind in der DEL keine Option, weil die Klubs zwingend auf die Zuschauereinnahmen angewiesen sind. "Der Spielbetrieb wäre ohne Fans nicht refinanzierbar. Bei einer Profiliga ohne Zuschauer entfällt das Geschäftsmodell", sagt Liga-Boss Tripcke. Sollte die Corona-Krise bis in den Herbst andauern, sei zunächst eine Verschiebung oder Verkürzung der Hauptrunde möglich.

Diese Szenarien hat man auch beim ERC im Hinterkopf. Zumindest die Lizenzprüfung soll wie geplant im Mai stattfinden. "Es gilt zunächst einmal, Ruhe zu bewahren und die Entwicklung der nächsten Wochen genau zu beobachten und sich auf alle Eventualitäten bestmöglich vorzubereiten", sagt Gröbner, der dennoch guter Hoffnung ist: "Wir gehen aktuell ausdrücklich davon aus, dass die Saison 2020/21 stattfinden wird."

Alexander Petri