"Ich musste von Hundert auf Null"

Ex-Panther Thomas Greilinger spricht erstmals über seine Erkrankung - und kündigt Comeback für Deggendorf an

10.12.2020 | Stand 31.01.2021, 3:33 Uhr
Thomas Greilinger im Trikot des ERC Ingolstadt. −Foto: DK-Archiv

Deggendorf - Wenn der Deggendorfer SC aufs Eis geht, bleibt der beste Spieler hinter der Bande stehen und versenkt die Daumen in den Taschen seiner Jeans.

Eine Krankheit hindert Thomas Greilinger seit Mitte Oktober daran, Eishockey zu spielen. "Schlimmste Befürchtungen" hatten sich bestätigt, hieß es in einer Pressemitteilung des Oberligisten. Im Interview erklärt der langjährige Profi des ERC Ingolstadt die Hintergründe der Erkrankung und verkündet gute Nachrichten: Es geht ihm besser, sein Comeback ist in Sicht.

Herr Greilinger, vor zwei Monaten teilte Ihr Verein mit, dass Sie erkrankt sind. Wie geht es Ihnen heute?

Thomas Greilinger: Am Dienstag gab es die ersten guten Nachrichten seit 9. Oktober, als das festgestellt wurde. Daher bin ich sehr glücklich. Ich merke von der Erkrankung an sich nichts und habe auch keine großen Einschränkungen. Was aber brutal war: Ich musste beim Sport von Hundert auf Null, das hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht.

Möchten Sie sagen, um welche Krankheit es sich handelt?

Greilinger: Ich habe Thrombose im Fuß. Das ist natürlich nicht normal, dass ein junger Kerl in meinem Alter so etwas bekommt. Als die Schmerzen angefangen haben, hatte ich aber schon eine Vermutung: Ich hatte nach einer Operation schon einmal Thrombose, oberflächlich. Da wird man dann anfällig. Jetzt ist es an einer ähnlichen Stelle passiert. Die Ärzte sagten mir, ich hatte Glück, dass ich das selbst so früh erkannt habe. Ich will gar nicht nachdenken, was passiert wäre, wenn nicht.

Wie haben Sie das bemerkt?

Greilinger: Ich habe noch das Vorbereitungsspiel in Crimmitschau gemacht, dann wurden die Schmerzen von Tag zu Tag schlimmer. Am Tag des Heimspiels gegen Crimmitschau vor zwei Monaten bin ich zu unserem Mannschaftsarzt und habe ihm gesagt, was ich denke. Bei einer Venenspezialistin in Deggendorf wurde es dann bestätigt.

Wie war das für Sie, als Ihre Befürchtung bestätigt wurde?

Greilinger: Um ehrlich zu sein, war ich im ersten Augenblick froh, dass ich das so früh erkannt hatte. Logisch, der Schock war groß, aber was sind schon drei, vier Monate im Gegensatz dazu, was passieren hätte können? Das war schon Glück. Es war aber auch schwierig: Die Vorbereitung hatte endlich angefangen, ich war ja auch froh, dass ich wieder Eishockey spielen konnte, wir hatten ewig gewartet - und dann sowas.

Haben Sie daran gedacht, nie wieder Eishockey spielen zu können?

Greilinger: Natürlich. Keiner kann dir sagen, wann die Vene frei wird. Das kann drei Monate dauern oder acht oder gar nichts mehr werden. Dann nimmst du ein Leben lang Blutverdünner. Am Anfang ging es relativ langsam voran, dann habe ich mich schon gefragt, ob ich noch mal Eishockey spielen kann.

Welche Fortschritte machen Sie inzwischen?

Greilinger: Zwei Venen waren betroffen. Eine ist mittlerweile wieder komplett frei, die andere noch nicht. Ich gehe zu 90 Prozent davon aus, dass der Arzt mir in zwei Wochen sagt, dass ich wieder trainieren kann. Das wär' doch schon mal was! Die Nachricht am Dienstag war sehr positiv, es kann jetzt schnell vorangehen. Ich bin echt glücklich. Es ist jetzt Licht zu sehen im Tunnel. Es ist schon wichtig, dass man wieder ein Ziel hat.

Haben Sie Zuspruch bekommen von den Fans aus Deggendorf und Ingolstadt?

Greilinger: Natürlich, einige wünschten mir gute Besserung. Grundsätzlich bin ich aber in Ruhe gelassen worden, worüber ich schon froh bin.

Bei den Spielen des DSC stehen Sie derzeit hinter der Bande. Wie versuchen Sie, der Mannschaft zu helfen?

Greilinger: Unser Trainer Henry Thom fragt mich ab und zu, was mir so aufgefallen ist. Im Eishockey ist man eh oft derselben Meinung, so kompliziert ist der Sport ja nicht. Und ich versuche ab und zu, mit den Spielern darüber zu sprechen, was ich gesehen habe. Ob sie das dann umsetzen, ist natürlich deren Sache, ich bin kein Trainer.

Wann werden Sie zurückkehren?

Greilinger: Ich werde mich nicht festlegen. Wenn mir der Arzt sagt, dass es doch noch vier Wochen dauert, dann ist mir das auch egal. Ich weiß selbst noch nicht, wie mein Körper auf die lange Pause reagiert und wie schnell ich wieder auf mein Level komme. Aber: Wenn es so läuft, wie ich mir das vorstelle, dann kann ich Mitte Januar wieder spielen. 

Das Gespräch führte Sebastian Lippert.