"Ich mache mir noch keine Sorgen"

Vertragslos in der Corona-Krise: Ehemalige ERC-Profis Olson und D'Amigo bleiben jedoch entspannt

26.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:35 Uhr
Im Wartestand: Durch die Corona-Krise hängen auch die letztjährigen Panther Brett Olson (links) und Jerry D'Amigo bezüglich ihrer Zukunft in der Luft. −Foto: Traub

Ingolstadt - Für die Klubs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist die Corona-Krise eine riesige finanzielle Herausforderung.

 

Doch auch die Spieler spüren Einschnitte: Wer über einen Vertrag bis mindestens 2021 verfügt, soll Gehaltseinbußen und Kurzarbeit bis zum Saisonstart akzeptieren - wann auch immer der sein wird. Den aktuell vertragslosen Profis droht sogar Arbeitslosigkeit und Verdienstausfall auf unbestimmte Zeit, sollte die Spielzeit 2020/21 komplett ins Wasser fallen. Die US-Amerikaner Brett Olson und Jerry D'Amigo, die in der vergangenen Saison das Trikot des ERC Ingolstadt trugen und bislang keinen neuen Vertrag unterzeichnet haben, machen sich jedoch noch keine großen Sorgen.

D'Amigo hat derzeit ohnehin Wichtigeres im Sinn als Eishockey: Die Hochzeit mit seiner Verlobten Mallory steht bevor. Doch ob das Paar wie geplant mit 150 Gästen feiern darf, ist angesichts wieder steigender Fallzahlen im von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Land der Welt noch nicht endgültig klar. "Wir haben den Termin schon einmal verschoben, es ist sehr stressig zur Zeit", berichtet D'Amigo. Die Hoffnung hat der 29-Jährige aber noch nicht aufgegeben: Seine Heimatstadt Binghamton im Bundesstaat New York ist vom Virus bislang nicht so hart getroffen worden.

Auch die berufliche Zukunft des Stürmers ist unsicher: Sein Vertrag bei den Panthern, für die er seit 2018 spielte, war zum Ende der vergangenen Saison abgelaufen. Einen neuen hat ERC-Sportdirektor Larry Mitchell D'Amigo bislang nicht angeboten. Das lag zum einen an der durchwachsenen Spielzeit des 100-maligen DEL-Profis (67 Scorerpunkte). Zum anderen an einer Verletzung Ende Januar, wegen der D'Amigo die Saison vorzeitig beenden musste und sich nicht mehr empfehlen konnte. "Ich weiß, dass mein Berater und Larry miteinander gesprochen haben. Aktuell bin ich vertragslos, aber ich hoffe, dass sich das bald ändert", sagt D'Amigo, der sich eine Rückkehr zum ERC vorstellen könnte: "Ich würde es lieben, zurückzukommen. Es waren tolle zwei Jahre in Ingolstadt. Ich möchte für ein Team spielen, das mich wirklich will. Aber die Situation ist seltsam, es gibt viele Unsicherheiten. Ich muss abwarten, ich habe es nicht in der Hand. "

Brett Olson hätte nach drei Jahren bei den Panthern seinen Verbleib schon besiegeln können - doch das Angebot Mitchells im Frühjahr nahm der 33-Jährige US-Amerikaner aus Superior/Wisconsin nicht an. "Zu dem Zeitpunkt war ich nicht bereit für eine Entscheidung, weil ich meinen Wert für das Team in den letzten drei Jahren ein wenig anders einschätze. Außerdem hatte ich bis dato noch keine Zeit gehabt, mich mit anderen Optionen zu beschäftigen", erzählt Olson, der in der vergangenen Saison fünftbester Punktesammler des ERC war. In 153 DEL-Partien scorte der Mittelstürmer 86-mal.

Wie D'Amigo sieht auch Olson durchaus Chancen für eine Rückkehr in die Schanz: "Ich schätze die Unterstützung der Ingolstädter Fans sehr, und wenn sich eine bestimmte Möglichkeit ergibt, würde ich nicht ausschließen, für ein weiteres Jahr ein Panther zu sein. "

Bis Ende Juni gilt in der DEL noch ein Transferstopp, über eine Verlängerung hat die Liga noch nicht entschieden. Stand jetzt wären ab Juli wieder Transfers möglich. Der ERC teilte am Freitag allerdings mit, dass kein akuter Handlungsbedarf besteht.

Dass sie einer ungewissen Zukunft entgegensehen, beunruhigt D'Amigo und Olson aktuell nicht. "Auf der einen Seite will man einen Job und Sicherheit haben", sagt D'Amigo. "Aber auf der anderen Seite genieße ich die Freiheit, meine Optionen in Ruhe abzuwägen. Auch diejenigen mit Verträgen müssen Gehaltskürzungen hinnehmen. Ich denke, dass ich in einer guten Position bin. Ich mache mir noch keine Sorgen, aber ich kann mir vorstellen, dass es einigen Profis anders geht. " Vor allem die Angst vor eingeschränkter Reisefreiheit könnte einige Nordamerikaner von einem Engagement in Europa abhalten, meint D'Amigo: "Wenn es zu einem erneuten Lockdown kommt und ich drei Monate lang ohne meine Frau in Deutschland festsitze, würde mich das ziemlich ärgern. "

Bei Olson, der sich in Bezug auf einen pünktlichen Saisonstart und eine Spielzeit im gewohnten Modus "nicht zu optimistisch" zeigt, klingt die Einschätzung der Lage ähnlich: "Ich bereue nicht, dass ich den neuen Vertrag nicht unterschrieben habe. Larry und ich hatten ein gutes Gespräch, bevor ich Ingolstadt verlassen habe. " Wer lange im Eishockeygeschäft dabei sei, der lerne, mit Unsicherheiten gelassen umzugehen. "Ich hoffe im Interesse aller, dass diese Krise nicht zu lange dauert. Wenn doch, müssen wir damit klarkommen und irgendwie weitermachen. "

DK

 

Alexander Petri