Nürnberg
„Ein exzellentes Wochenende“

4:3-Derbysieg in Nürnberg: ERC Ingolstadt feiert zweiten Auswärtserfolg und besten Saisonstart seit 2011

23.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:37 Uhr
Ville Koistinen (Nr.10, ERC Ingolstadt) und Brandon Segal (Nr.26, Thomas Sabo Ice Tigers) −Foto: Johannes Traub

Nürnberg (DK) Dem ERC Ingolstadt ist der beste Saisonstart seit sieben Jahren gelungen. Das 4:3 (1:0, 0:3, 3:0) gestern im Derby bei den Nürnberg Ice Tigers war der dritte Sieg in der vierten Partie der neuen Spielzeit in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Dabei schafften die Panther das Kunststück, die packende Begegnung mit drei Toren im Schlussdrittel noch zu drehen.

Das Grinsen wollte nicht mehr aus Tim Wohlgemuths Gesicht weichen. In der 47. Spielminute hatte das Sturmtalent der Panther mit einem schönen Handgelenksschuss sein allererstes DEL-Tor erzielt – und es war ein ganz wichtiges: Mit seinem 3:3 half Wohlgemuth entscheidend mit, das äußerst unterhaltsame und gutklassige Duell trotz eines 1:3-Rückstands nach 40 Minuten noch für den ERC zu entscheiden. „Unglaublich, ich hab das noch nicht realisiert“, sagte der 19-Jährige, der sich den Puck als Andenken sicherte.
 

 
Weil zuvor Colton Jobke (6.) und Petr Taticek (46.) sowie hinterher Mike Collins (52.) in doppelter Überzahl weitere drei Ingolstädter Tore erzielten, gingen die Panther wie schon beim 2:1 am Freitag in Köln als Sieger vom Eis. „Das war ein fantastischer Sieg, ein exzellentes Wochenende, das war charakterbildend“, lobte Trainer Doug Shedden, der sich besonders für die Torschützen Jobke, Wohlgemuth und Taticek freute. „Die vierte Reihe hat in den vergangenen Spielen das eine oder andere Gegentor zu viel kassiert. Heute war sie für zwei Treffer verantwortlich, das ist großartig. Außerdem ist es toll zu sehen, dass Petr zurück zu alter Form findet“, meinte Shedden.
 
Die Panther knüpften exakt da an, wo sie in Köln aufgehört hatten. Sie stellten über die gesamte Spielzeit hinweg die spiel- und zweikampfstärkere Mannschaft, die fast doppelt so viele Torschüsse wie die verletzungsbedingt erheblich dezimierten Ice Tigers abgab. Die 1:0-Führung resultierte allerdings nicht aus einer der vielen guten Kombinationen, sondern aus einem Fernschuss Jobkes, bei dem Nürnbergs Torhüter Niklas Treutle nicht die beste Figur abgab (6.). Es war das erst dritte DEL-Tor des ERC-Verteidigers.
Besser machte es Treutle kurz darauf mit einer starken Fanghand-Parade gegen Darin Olver (6.), der sich mit Vili Sopanen sehenswert durch die Nürnberger Abwehr kombiniert hatte. Auch bei den Versuchen von Fabio Wagner (18.), Brett Olson (19.) und Thomas Greilinger (20.) war der Schlussmann der Ice Tigers auf dem Posten.
 
Treutles Gegenüber Jochen Reimer, der erneut den Vorzug vor Timo Pielmeier erhalten hatte, musste bei den Schüssen von Philippe Dupuis (4.) und Will Acton (14.) eingreifen. Chris Brown zielte nach einem Konter mit dem Ex-Ingolstädter Brandon Buck zu hoch (3.), Ville Koistinen störte Buck bei einem Alleingang  entscheidend (17.).
 
An der Ingolstädter Überlegenheit änderte sich auch im zweiten Durchgang zunächst nichts – im Gegenteil: Die Panther hätten längst höher führen müssen. Nach einem Foul an Tyler Kelleher vergab Patrick Cannone per Penalty das 2:0 (23.), danach stoppte Treutle auch Greilinger, der erneut stark bis vors Tor gezogen war (25.).
 
Es gab allerdings einen Punkt, in dem die Nürnberger klar überlegen waren: in puncto Effizienz. Plötzlich sah sich Koistinen zwei Nürnbergern gegenüber, und Buck vollendete humorlos zum 1:1 (28.). Es war überhaupt der erste Torschuss der Ice Tigers im Mitteldrittel gewesen. Aus Ingolstädter Sicht wurde es noch bitterer: In Überzahl fälschte Brown einen Schlagschuss von Taylor Aronson zum 2:1 ab (31.), ehe erneut Buck am langen Pfosten sogar das 3:1 erzielte (36.). 
 
Der ERC verzweifelte jedoch nicht – und belohnte sich schließlich verdientermaßen doch noch. Nürnbergs beste Chancen im Schlussdrittel waren ein Lattentreffer  Shawn Lalondes (49.) und ein Schuss an den Außenpfosten von Brown (58.). „Wir haben uns nicht frustrieren lassen“, meinte Shedden. „Wir wussten, dass wir das noch drehen können“, erzählte der  starke Goalie Reimer. „Wir sind auf dem richtigen Weg und haben am Wochenende sechs Punkte geholt, die wir nicht unbedingt eingeplant hatten.“
Als Tabellendritte und wohl bei  bester Stimmung  brechen  die Panther heute zu ihrem traditionellen Oktoberfestbesuch auf – ohne Trainer, der den Tag lieber mit seiner Frau verbringen möchte. „Da dürfen die Jungs machen, was sie wollen“, sagte  Shedden schmunzelnd.
  
Nürnberg: Treutle – Aronson, Festerling; Lalonde, Bender; Jurcina, Weber; Stephan – Pföderl, Acton, Weiß; P. Reimer, Buck, Brown; Segal, Dupuis, Bast; Bassen, Mieszkowski.
Ingolstadt: J. Reimer – Edwards, Koistinen; Wagner, Friesen; Kohl, Sullivan; Jobke – Sopanen, Olver, Taticek; Kelleher, Cannone, Collins; Greilinger, Olson, D‘Amigo; Elsner, Wohlgemuth, Ramoser.
Tore: 0:1 Jobke (6.), 1:1 Buck (28.), 2:1 Brown (31.), 3:1 Buck (36.), 3:2 Taticek (46.), 3:3 Wohlgemuth (47.), 3:4 Collins (52.).
Strafminuten: 6/10.
Zuschauer: 4014.
Schiedsrichter: Rohatsch/Schukies.