Der große Gewinner
ERC-Trainer Doug Shedden: Leon Hüttl Überraschung der Vorbereitung

29.08.2021 | Stand 27.10.2021, 3:35 Uhr
Talentierter Verteidiger: Der gebürtige Tölzer Leon Hüttl hat seinen neuen Trainer bereits sehr beeindruckt. −Foto: Fischer

Latsch - Doug Shedden überlegte nur einen winzigen Augenblick, ehe er die Antwort wusste. Der größte Gewinner der bisherigen Vorbereitung ist für den ERC-Trainer ganz klar Leon Hüttl. Der junge Verteidiger habe sich super dem Spielsystem angepasst und im Testspiel gegen Bozen eine äußerst souveräne Leistung gezeigt. "Er hat richtig, richtig gut gespielt - wirklich gut. Er hängt sich voll rein, er ist einfach eine Überraschung, denn ich wusste nicht viel über ihn", so der Trainer.

Das ist auch nicht verwunderlich, denn Hüttl ist erst 20 Jahre alt und hat bisher nur 159 Partien in der DEL2 absolviert. Nach seinem Zweitliga-Debüt für seinen Heimatklub Tölzer Löwen im Alter von 17 Jahren wechselte der Youngster vor drei Jahren zu den Löwen Frankfurt. Der ERC Ingolstadt ist nun seine erste Station in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) - und wirft Hüttl nun in eine komplett neue Rolle. In Frankfurt zählte das begehrte Talent zu den wichtigsten Verteidigern und war zuletzt sogar einer der Assistenzkapitäne. Nun ist er einer von mehreren jungen Panther-Profis und muss sich seinen Stammplatz im Team erkämpfen.

"Ich feiere das. Das macht mich und auch meine Mitspieler besser, weil jeder Gas geben muss, um seinen Platz zu bekommen. Das pusht einen noch mal extra", sagt Hüttl. Nur durch diese Herausforderung könne er den nächsten Schritt in seiner Karriere machen. "Ich mag das, wenn du neu in der Mannschaft bist, neu in der Liga. Du musst dich erst beweisen. Es geht wieder von null los", meint Hüttl. In den vergangenen vier Wochen seit dem Trainingsstart ist der Verteidiger allerdings schon weit nach oben gestiegen. Gleich im ersten Testspiel der Panther beim Gäuboden-Cup gegen die Grizzlys Wolfsburg erzielte er das Siegtor zum 3:2. Hüttls weiteres Plus ist, dass er der einzige Rechtsschütze unter den acht Verteidigern des ERC ist.

Auch bei seinen Teamkollegen kommt er gut an. In Latsch war der 20-Jährige stets vorne dabei - ob im Klettergarten, beim Karten spielen oder Kartfahren. "Ich finde so ein Trainingslager brutal wichtig für eine Mannschaft. Das schweißt ein Team echt gut zusammen", sagt er. "Normalerweise ist es ja so, dass man sich gegenseitig nur nervt, wenn man drei, vier Tage aufeinander sitzt. Aber so war es hier gar nicht. Wir waren eigentlich nie auf den Zimmern, immer irgendwo zusammen. Wir kommen echt gut miteinander aus."

Bei der U20-WM 2020 sicherte Hüttl an der Seite von Tim Stützle den Klassenerhalt, vor zwei Jahren wurde er zu einem Entwicklungscamp der Edmonton Oilers eingeladen und durfte mit den besten Nachwuchsspielern aus dem NHL-Team seines berühmten Namensvetters Draisaitl trainieren. Irgendwann will er auch in der besten Eishockey-Liga der Welt spielen.

Dass er auf dem möglichen Weg dahin und bei seinem derzeitigen Höhenflug nicht die Bodenhaftung verliert, dafür sorgt seine Familie. "Ich bin absolut kein Typ, der abhebt. So war ich noch nie", sagt Hüttl. "Wenn ich nach Hause komme, heißt es nicht: Boa, du hast gut gespielt. Sondern: Das geht schon noch besser." Schon Hüttls Vater und Großvater waren als Eishockeyspieler aktiv.

Nun will er erst einmal in der DEL Fuß fassen. "Ich bin einfach aufgeregt, für den ERC zu spielen. Ich bin echt gespannt, was auf mich zukommt und wie die Saison laufen wird."Glaubt man seinem neuen Trainer, kommt da noch sehr viel.

jpi