Ingolstadt
"Die mit den Bärten müssen aufs Oberdeck"

Der ehemalige Bundestrainer und KEC-Coach Hans Zach über das Finale, Mirko Lüdemann und die Chancen des ERC

28.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:46 Uhr
Hans Zach, der Alpenvulkan als Zuschauer. −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Nachdem Hans Zach mit den Adlern Mannheim im Play-off-Viertelfinale an den Kölner Haien gescheitert war, sprach der 65-Jährige davon, gegen den künftigen Deutschen Meister ausgeschieden zu sein. Im Gespräch mit unserer Zeitung verrät der „Alpenvulkan“, ob er vor dem entscheidenden Spiel um den Titel in der Deutschen Eishockey-Liga heute Abend (19.30 Uhr) zwischen dem ERC Ingolstadt und den Kölner Haien bei seiner Meinung bleibt.

Herr Zach, wem würden Sie den Meistertitel mehr gönnen – Mirko Lüdemann von den Kölner Haien oder Patrick Köppchen vom ERC Ingolstadt? Mit beiden verbindet Sie eine enge Beziehung.

Hans Zach: Da gibt’s keine Antwort. Was soll ich jetzt darauf sagen? Sie spielten unter mir, und mit beiden war ich zufrieden. Ich würde beiden den Titel gönnen.

 

Ausgerechnet Lüdemann macht das entscheidende Tor . . .

Zach: Der Otto Rehhagel hat’s ja schon einmal gesagt: Es müssen die alten Leute an Deck, die mit den Bärten müssen rauf aufs Oberdeck.

 

Neben Siegtorschütze Lüdemann – was hat im sechsten Finalspiel den Unterschied gemacht?

Zach: Köln hat nach drei Spielen, in denen sie zu offen agiert haben, am Sonntag wieder sehr gut in der Abwehr gespielt. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Man muss geduldig sein, sonst ist man bei zwei solch ausgeglichenen Mannschaften zweiter Sieger.

 

Hat Ingolstadt vielleicht etwas zu geduldig gespielt?

Zach: Nein. Wenn sie so gespielt hätten wie in den letzten Spielen, hätten sie eine 0:4-Klatsche bekommen.

 

Sie haben nach dem Ausscheiden mit den Adlern Mannheim gegen Köln gesagt, dass Sie gegen den künftigen Meister ausgeschieden sind. Bleiben Sie bei dieser Aussage?

Zach: Ich bin nicht wie das Wetter, ich wechsle nicht jeden Tag meine Meinung. Ich habe immer gesagt: Wer uns schlägt, wird Meister. Aber nichtsdestotrotz: Ingolstadt hat schon jetzt ein super Finale gespielt. Und es ist jetzt natürlich auch für Köln gefährlich.

 

Inwiefern?

Zach: Man muss sich nur erinnern, wie es damals in Krefeld war (Zach trainierte in der Saison 2002/03 die Kölner Haie, d. Red.). Da hat uns Lüdemann in der Verlängerung in Krefeld ins fünfte Spiel geschossen, und dann haben wir saublöd mit 1:3 verloren.

 

Wie haben Sie die Schlussszene bewertet, in der sich beide Mannschaften noch eine Massenkeilerei lieferten?

Zach: Ich hab’ das nicht gesehen. Ich hab’ auf den Lüdemann geschaut. Denn ich dachte mir, dass er jetzt doch einmal Emotionen zeigt. Das tut er ja sonst nicht. Aber mit 40 Jahren hat er die Hände doch noch nach oben gebracht (lacht).

 

Die Finalserie wird erstmals im „Best-of-Seven“-Modus ausgetragen. Und gleich bei der Premiere geht es über die volle Länge.

Zach: Ich sehe das positiv. Das ist doch gut.

 

Beide Trainer sprachen von Werbung für das deutsche Eishockey. Sehen Sie das ähnlich?

Zach: Das Niveau ist gut. Aber überregional liest man ja nicht viel. Es ist eine schöne Momentaufnahme. Es ist gut für Ingolstadt, gut für Köln. Es ist eine spannende Finalserie. Aber es spielen nur wenige Deutsche. Und die viel Eiszeit haben, sind schon älter – wie Mirko Lüdemann, Thomas Greilinger oder Patrick Köppchen.

 

Dafür kamen in der Nationalmannschaft bei den bisherigen Testspielen einige hoffnungsvolle Nachwuchsspieler zum Einsatz.

Zach: Ja, sie spielen gut. Yasin, Ehliz, Leon Draisaitl, Dominik Kahun – und wie sie alle heißen. Ich hoffe, dass sie dann auch zur Weltmeisterschaft mitkommen.

 

Das Gespräch führte

Julian Schultz.