Ingolstadt
Deal mit Folgen

Durch Einstieg von Penny als Liga-Sponsor: ERC Ingolstadt verliert drittgrößten Partner Edeka nach 14 Jahren

15.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:56 Uhr
Der ERC Ingolstadt (hier mit David Elsner, links) verliert mit Partner Edeka den drittgrößten Sponsoringpartner. −Foto: Traub

Ingolstadt - Der Einstieg des Lebensmitteldiscounters Penny als Titelsponsor der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hat Folgen für den ERC Ingolstadt: Wie die Panther am Mittwoch bekanntgaben, wird Edeka Südbayern den Vertrag mit dem Klub nach 14 Jahren nicht verlängern. Damit verliert der ERC seinen drittgrößten Sponsoringpartner.

Im vergangenen Jahr grillten Tim Wohlgemuth und Hans Detsch Würstchen, zuvor traf man Benedikt Kohl und Marco Eisenhut schon mal an der Kasse sitzend, Martin Buchwieser und Danny Irmen beim Verteilen von Probierschnittchen oder Timo Pielmeier und David Elsner in der Blumenabteilung, in der sie  mit einem charmanten Lächeln Rosen verteilten. Nun wird man die ERC-Spieler höchstens noch beim privaten Einkauf im Edeka antreffen.

Da zur neuen Saison der Discounter Penny als Titelsponsor der DEL einsteigt, sah Edeka einen Interessenskonflikt. Penny gehört zur Rewe-Gruppe – dem größten Konkurrenten des Marktführers Edeka auf dem heiß umkämpften Einzelhandelsmarkt. „Im Sponsoring ist eine Branchenexklusivität üblich. Diese  kann der ERC Ingolstadt nun nicht mehr erfüllen“, erklärte Edeka Südbayern-Sprecher Christian Strauß gegenüber unserer Zeitung. „Deshalb haben wir den Entschluss gefasst, den Vertrag, der nun turnusgemäß ausgelaufen wäre, nicht mehr zu verlängern.“ ERC-Geschäftsführer Claus Liedy,  der sich auf Anfrage nicht näher  äußern wollte, dankte Edeka  in einer Stellungnahme  für die „langjährige, treue und ausgezeichnete Partnerschaft“.

Erst im vergangenen Sommer hatte das Unternehmen aus Gaimersheim sein Engagement beim ERC erweitert. Seitdem prangte das gelbe Edeka-Logo nicht nur auf dem Helm der Spieler, sondern auch auf den Hosen. Zudem war der Premiumpartner auf den Banden und im Untereis der Saturn-Arena vertreten. Nun wirbt dort die Konkurrenz: Penny ist ab der Saison 2020/21, die voraussichtlich im November beginnt, nicht nur im Namen und auf dem Logo der DEL, sondern auch auf den Trikots der Spieler,  dem Outfit der Schiedsrichter, im Untereis, an der Kickleiste und an den Toren omnipräsent.   

Nach dem Ausstieg des Werkstoffherstellers Covestro hatte die DEL monatelang einen neuen Hauptsponsor gesucht und ihn schließlich in Penny gefunden. Nach Informationen der Fachzeitschrift „Eishockey News“ bewegt sich das Gesamtvolumen des Deals mit dem Discounter aus Köln zwischen 2,5 und drei Millionen Euro pro Jahr. Der Vertrag läuft bis Ende der Saison 2023/24 und soll den 14 DEL-Klubs  spürbar mehr als die bisherige Vereinbarung mit Covestro einbringen. 

Was für die Liga gerade in einer von Corona-Krise, Saisonverschiebung  und Gehaltskürzungen geprägten Zeit eine positive Nachricht war, hat nun für den ERC Folgen. „Das Risiko war allen unseren Klubs bei der Abstimmung über das Titelsponsoring bewusst“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke unserer Zeitung. Von anderen DEL-Vereinen seien keine diesbezüglichen Probleme bekannt:  „Der Lebensmitteleinzelhandel ist aber auch nur an ganz wenigen Standorten als Sponsor aktiv.“ Die Kölner Haie haben erst im Juni – noch vor Abschluss des DEL-Penny-Deals – ihre Partnerschaft mit dem Einzelhandelsunternehmen Hit ausgedehnt.

Immerhin hat der ERC nach Informationen unserer Zeitung den Vertrag mit seinem wichtigsten Partner Audi inzwischen verlängert. Und die Auflösung der Partnerschaft zwischen Edeka und den Panthern ist auch keine vollständige Trennung. „Aus langjähriger Verbundenheit haben wir uns  entschlossen, mit dem Stammverein in Austausch zu treten und diesen in Sachen Nachwuchsförderung zu unterstützen“, sagte Strauß, ohne Details zu nennen. Einen rosenverteilenden ERC-Spieler wird man bei Edeka dennoch so schnell nicht mehr sehen. 

Tschechien: „Bierkrieg“ und Lizenzverkauf

Der ERC Ingolstadt ist nicht der einzige Eishockey-Klub, der „Opfer“ eines Sponsorenkonflikts geworden ist. Für den tschechischen Verein  HC Ceske Budejovice aus Budweis hatte ein  von den Medien als „Bierkrieg“ bezeichneter Fall sogar  dramatische Folgen. Zur Saison 2013/14 erwarb  die Radegast-Brauerei  unter anderem die exklusiven Ausschankrechte in allen Eishallen der tschechischen Extraliga. Für die in städtischem Besitz befindliche  Arena des HC Ceske Budejovice existierte allerdings bereits ein Vertrag mit der örtlichen Budweiser-Brauerei, die zudem die Namensrechte an der Halle hielt.

Die Rechtslage war ebenso klar wie verzwickt: Sollte in der Halle  eine andere Biermarke als Budweiser ausgeschenkt werden, drohte eine enorme Geldstrafe. Das Dilemma war nicht zu lösen: Nach einigen Turbulenzen verkaufte der Traditionsverein  seine Extraliga-Lizenz an eine  neue  Betreibergesellschaft namens Mountfield HK aus  Hradec Kralove und trat fortan in der Zweiten Liga an. In der kommenden Saison 2020/21 jedoch spielt  Ceske Budejovice  wieder erstklassig. Zwar ist Radegast immer noch Partner der Extraliga, doch inzwischen sind  in Sachen Bier Ausnahmen möglich – so in den Stadien in Prag, Brünn und Ostrava. Auch in Budweis sind sie optimistisch, dass sie diesmal einen Kompromiss hinbekommen. alp

Julia Pickl