Ingolstadt
Aus der Spur

ERC will am Freitag mit einem Heimsieg gegen Bremerhaven seine Krise beenden

29.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:15 Uhr
In Bedrängnis: Der ERC Ingolstadt um Stürmer Jerry D'Amigo (links) ist in der DEL in eine Krise geraten. −Foto: Traub

Ingolstadt (DK) Die Partystimmung in Ingolstadt ist zu Ende. Der ERC Ingolstadt ist nach seinem furiosen Saisonstart in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), als er mit teils begeisternden Spielen die Fans von einer starken Saison träumen ließ, in eine Krise geschlittert. Seit der Deutschland-Cup-Pause läuft es nicht mehr bei den Panthern. Das soll sich am Freitagabend (19.30 Uhr, Saturn-Arena) gegen die Pinguins Bremerhaven ändern.

Der ERC Ingolstadt steht auf dem letzten Tabellenplatz - zumindest in der Rangliste, die nur die jüngsten fünf Partien berücksichtigt. In dieser Zeit, also seit dem Ende der Länderspielpause, gewannen die Panther nur ein Spiel, und das glücklich mit 4:3 nach Verlängerung gegen die Adler Mannheim. Die Krise begann allerdings schon in der Partie unmittelbar vor dem Deutschland Cup, als die Ingolstädter dem Deutschen Meister EHC München 0:4 unterlagen.

Den Absturz wollen die Panther heute Abend gegen die Pinguins Bremerhaven stoppen. Doch das wird keine leichte Aufgabe. Der ERC konnte die Norddeutschen beim ersten Aufeinandertreffen in dieser Saison mit 3:0 besiegen, das war allerdings seit deren Aufstieg in der Saison 2016/17 der bisher einzige Sieg in eigener Halle. "Das sind keine glücklichen Tage derzeit. Aber wir müssen das Ruder rumreißen, denn morgen Abend ist ein Sechs-Punkte-Spiel gegen Bremerhaven", sagt ERC-Trainer Doug Shedden. "Bremerhaven hat hier immer gut gespielt, wenn die uns schlagen, wird es hart. Wir sind jetzt Tabellensechster und wollen schleunigst wieder weiter nach oben."

Der Kanadier grübelt derzeit über die erste Krise der Saison. Das, was vor wenigen Wochen noch glänzend funktionierte und dem ERC den besten Saisonstart seit zwölf Jahren bescherte, funktioniert plötzlich nicht mehr. Einer der Gründe für den Einbruch ist die Rotation. Shedden muss derzeit auf Stürmer Darin Olver (verletzt) und ab diesem Wochenende auch auf Tim Wohlgemuth (U20-WM) verzichten. Der Coach stellte seine Reihen in letzter Zeit immer wieder um, doch das Experiment blieb bisher ohne Erfolg. "Darin hat definitiv eine Lücke hinterlassen", sagt Shedden.

Topscorer der Panther ist laut Statistik nach wie vor Mike Collins, doch der US-Amerikaner wartet seit sieben Spielen auf einen Treffer für die Panther. Auch Brett Olson und Jerry D'Amigo haben in den vergangenen vier Partien nicht getroffen.

Während die Ingolstädter in dieser Saison pro Spiel im Durchschnitt 3,2 Tore erzielten, waren es in den jüngsten sechs Partien nur 2,3. Die schwache Offensive spiegelt auch eine weitere Statistik wider: Tyler Kelleher ist mit 53 Versuchen Ingolstadts Top-Mann bei den Schüssen aufs Tor - und liegt damit ligaweit nur auf Rang 25. Maury Edwards folgt mit 51 Schüssen auf Platz 32, Thomas Greilinger mit 42 auf Platz 63.

Doch nicht nur vorne hapert es, auch das Defensivverhalten kritisiert Shedden deutlich. "Wir lassen zu viele Gegentreffer zu und unsere Goalies oft im Stich. Wir geraten in Schwierigkeiten, weil wir an der Blauen Linie den Puck verlieren, die Stürmer arbeiten zu schlecht nach hinten", zählt der Trainer auf.

Die Statistik gibt ihm auch hier recht: 2,76 Tor kassierte der ERC bisher im Schnitt pro Spiel. Betrachtet man allerdings nur die jüngsten sechs Partien, liegt der Wert plötzlich bei 4,3 Treffern. Zudem kassierten die Panther in den jüngsten sieben Spielen jeweils das erste Gegentor der Partie. "Nach etwa 12 oder 13 Spielen haben wir in der Liga mit den häufigsten Toren und den wenigsten Gegentoren geführt", sagt Shedden. "Und genau das klappt jetzt nicht mehr. Wir müssen wieder dahin kommen, wie wir zu Saisonbeginn gespielt haben."

Dort glänzte der ERC auch in Über- und Unterzahl. Doch in den jüngsten sechs Partien schossen die Panther nur vier Tore im Powerplay, mussten dagegen aber in Unterzahl gleich sieben Gegentore hinnehmen - dabei muss der ERC mit 80 die wenigsten Unterzahlsituationen überstehen.

Schließlich mangelt es in letzter Zeit auch an Disziplin. Während die Panther im Saisonschnitt zehn Minuten pro Spiel auf der Strafbank saßen, waren es zuletzt 13. "Zu Beginn der Saison war unsere Disziplin fantastisch. Wir haben nur ein, zwei Strafen kassiert", sagt Shedden. "Im Eishockey geht es darum, schnell zu spielen. Es geht nicht darum, wer härter spielt. Wir müssen dahin zurückkehren, schnell und diszipliniert zu spielen."

Die erste Möglichkeit, um wieder in die Spur zu kommen, haben die Ingolstädter heute Abend. Statistik hin oder her - Shedden bleibt Optimist. "Die Spieler fühlen sich nicht gerade gut derzeit. Keiner freut sich, wenn er verliert", meint der Trainer. "Die Arbeit macht viel mehr Spaß, wenn man gewinnt. Also lasst uns darauf konzentrieren."

 

Julia Pickl