Ingolstadt
Kommentar: Play-off-Absage ist alternativlos

10.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:07 Uhr
Ein Puck liegt auf dem Eis zum Bully bereit. −Foto: Thomas Eisenhuth/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Seit Dienstagabend ist es traurige Gewissheit: Zum ersten Mal in der 26-jährigen Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) endet eine Saison ohne Play-offs. Und damit ohne die aufregendsten Wochen des Eishockey-Jahres, die alle Fans mit Spannung erwartet haben. Ob das pauschale Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern aufgrund des grassierenden Coronavirus sinnvoll ist oder nicht, sei dahingestellt – ignorieren kann es die DEL nicht. Daher ist die Absage aus Sicht der Liga und ihrer Klubs zwar eine Katastrophe – aber wohl die einzig vernünftige Entscheidung.

Geisterspiele wie beim Fußball wären aus zwei Gründen keine Alternative gewesen. Zum einen entwickelt sich  ohne Zuschauer  nicht die für die Play-offs so typische, knisternde  Atmosphäre, die  sich  auch auf das Spiel und seine Akteure überträgt. Eine K.-o.-Runde ohne Emotionen will niemand sehen. Zum anderen, und das ist noch viel entscheidender,  hat die Komplettabsage wirtschaftliche Ursachen. Eine Verschiebung der Saison wäre schon allein arbeitsrechtlich kaum zu bewältigen, da auslaufende Spielerverträge üblicherweise am 30. April  enden – an diesem Tag war ein mögliches siebtes Finalspiel angesetzt. Auch neue Spieltermine dürften sich zumindest bei  den Klubs  mit Mehrzweckhallen (zum Beispiel die Adler Mannheim, die Düsseldorfer EG oder die  Eisbären Berlin) nur schwer finden lassen. 

Lesen Sie hierzu auch die Artikel "Sommerpause statt Play-off-Fieber" und "K.o. schon vor den Play-offs".

Des Weiteren machen die  Ticketerlöse  bei den DEL-Klubs – anders als bei den Fußball-Erst- und Zweitligisten, die vorrangig von den TV-Geldern leben  – einen Großteil der Einnahmen aus. Die Liga-Krösusse  EHC München und Adler Mannheim könnten diese Einbußen  vielleicht verkraften, doch bei finanziell  nicht so üppig ausgestatteten Klubs wie den Straubing Tigers, den Pinguins Bremerhaven oder auch dem ERC Ingolstadt entstünden  bei einem Einzug ins Halbfinale oder gar Finale womöglich  existenzbedrohende Finanzlöcher. Denn die Ausgaben  für Auswärtsfahrten, Hotelübernachtungen, Material, Spielergehälter und Play-off-Prämien sind ja trotzdem zu bezahlen. Die Entscheidung der Liga, keinen Meister zu küren, ist ebenfalls zu begrüßen  – es wäre ohnehin nur ein Titel zweiter Klasse gewesen. So bitter das alles für die Beteiligten ist – es ist die richtige Entscheidung. 

Alexander Petri