Zum Warten verdammt

Taekwondo-Kämpferinnen Lorena Brandl und Vanessa Körndl bangen nach Corona-Infektion um EM

02.04.2021 | Stand 11.04.2021, 3:33 Uhr
Regionale Aushängeschilder in ihrer Sportart: Lorena Brandl (von rechts) und Vanessa Körndl mit Bundesstützpunkttrainer Bernhard Bruckbauer. −Foto: Schimmer (Archiv)

Altmannstein/Pförring - Mit 16 Athleten will die Deutsche Taekwondo Union (DTU) am kommenden Mittwoch zur Europameisterschaft nach Sofia reisen.

Nominiert sind auch Lorena Brandl (Pförring) und Vanessa Körndl (Altmannstein). Doch ob die beiden 23-jährigen Frauen tatsächlich in Bulgarien kämpfen dürfen, ist aktuell sehr fraglich.

Der Dienstag ist entscheidend, auf ihn fiebern Brandl und Körndl hin. Denn dann wird feststehen, ob die beiden Taekwondo-Kämpferinnen zur EM dürfen. Aktuell sind sie zu Hause zum Warten verdammt - auf einen negativen Corona-Test. Sowohl Brandl als auch Körndl haben sich mit dem Virus angesteckt. Am 6. April werden die Sportsoldatinnen in einem Bundeswehrkrankenhaus getestet. Daraus ist ein Wettlauf mit der Zeit geworden.

Die Tage über Ostern verbringen die Sportlerinnen zwischen Hoffen und Bangen. Während Brandl keine Symptome zeigt, war Körndl "ein bisschen krank", wie sie erzählt. Vor allem Halsschmerzen hatte sie, aber seit einigen Tagen seien diese wieder verschwunden. Ein leichtes Training ist deshalb bei beiden Kämpferinnen möglich. "Wir sollen das Herz nicht mit Vollgas belasten", sagt Brandl. Stabilitätsübungen und Übungen für einen beweglichen Hüftbereich seien allerdings problemlos machbar. Aber klar ist: Eine ideale Vorbereitung auf ein großes Turnier sieht anders aus. Vor allem ohne Gegner. "Es ist schon schwierig", sagt Körndl. Sie achtet nun darauf, dass ihre Kondition nicht zu stark sinkt, versucht, mit leichtem Grundlagentraining dagegenzusteuern. "Die Technik verlernt man nicht so schnell", sagt sie. Es gilt die Spannung nicht zu verlieren, sich mental Mut zu machen, optimistisch zu bleiben und einfach auf grünes Licht vom Arzt zu hoffen.

Dabei war Brandl so optimistisch für die EM. "Wir hatten in Sofia Anfang März noch einen Testwettkampf, da habe ich den zweiten Platz belegt", erzählt die Kämpferin für die Klasse +73 Kilogramm. Sie schlug sogar eine Athletin, die in der Weltrangliste vor ihr platziert war. Beste Voraussetzungen also, um mit viel Selbstvertrauen anzutreten. "Ich wollte daran anknüpfen. Mein Ziel war das Treppchen", sagt sie. Ob sie das tatsächlich realisieren kann? Brandl schätzt ihre Chancen auf eine EM-Teilnahme auf 50/50 ein. Ihre Reisetasche will sie deshalb erst packen, wenn sie tatsächlich starten darf. "Ende März hätte ich einen Bundeskaderlehrgang gehabt. Da hatte ich schon alles gepackt. Aber am 26. März erhielt ich meinen positiven Corona-Test", erzählt Brandl. Kein Lehrgang, dafür musste sie die Reisetasche wieder auspacken. Nun wird also erst gar nicht gepackt - vielleicht ein gutes Omen. Denn auch auf ein Olympia-Ticket macht sich die 23-Jährige noch Hoffnungen.

Körndl ist etwas optimistischer für einen Start in Bulgarien, denn sie infizierte sich mit dem Coronavirus etwas früher als Brandl. Dafür hatte sie Krankheitssymptome.

Die Wettkämpfe beginnen am Donnerstag. Drei Tage später endet die EM bereits wieder. In Sofia sind die Sportler in einem riesigen, hermetisch abgeriegelten Hotel untergebracht. Ein Ausgang ist nicht erlaubt - alles findet in diesem Hotel statt: Verpflegung der insgesamt rund 400 Athleten, Übernachtung und sogar die Wettkämpfe. Dafür werden die Seminarräume umfunktioniert. Zuschauer sind natürlich keine erlaubt, auch die Sportler selbst dürfen die anderen Wettkämpfe nicht beobachten. Per Livestream werden die Duelle auf die Hotelzimmer übertragen. "Es wird deshalb während der Kämpfe in den Räumen sehr leise sein", sagt Brandl. "Es wird ein komisches Feeling sein. " Noch komischer dürfte es sich allerdings anfühlen, wenn Brandl und Körndl die Wettkämpfe per Livestream von zu Hause aus verfolgten müssten.

tis