München
Vom FC Bayern nach Grünwald

Münchens Fußball-Idol Arjen Robben trainiert nun eine F-Jugend-Mannschaft

09.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:54 Uhr
Patrik Stäbler
Hat Spaß als Trainer beim TSV Grünwald: Der ehemalige Bayern-Spieler Arjen Robben coacht dort die F-Jugend, unter anderem spielt dort auch sein Sohn Kai. −Foto: Stäbler

München (DK) Als der Spieler mit der Rückennummer zehn auf dem rechten Flügel zum Dribbling ansetzt, ist jedem klar, was gleich passieren wird - schließlich ist hier ein Robben am Werk.

Den Ball am Fuß täuscht er den Sprint zur Grundlinie an, schlägt dann aber einen Haken nach innen und zielt zwei Schritte später mit links aufs lange Eck. Im nächsten Moment zappelt die Kugel im Netz und Robben dreht ab zum Jubeln. So weit, so gewohnt? Nicht ganz.

Denn dieser Robben, der hier soeben mit dem allseits bekannten Robben-Trick das 4:0 markiert hat, heißt nicht Arjen - sondern Kai. Und der siebenjährige Sohn des Holländers trägt die Zehn auch nicht auf einem Trikot des FC Bayern, sondern er kickt für den TSV Grünwald, der es heute mit dem TSV Otterfing zu tun bekommt. Und sein Papa? Der steht am Seitenrand und ballt die Faust, ehe er sogleich wieder Anweisungen über den Rasen ruft. Denn Arjen Robben ist heute nicht nur als Vater hier, sondern der 35-Jährige fungiert als Trainer der F2-Jugend des TSV Grünwald.

Im Sommer hat Arjen Robben seine Karriere nach 96 Länderspielen und zehn Saisons beim FC Bayern beendet. Über seine Zukunft sagte er unlängst in der Talkshow "Sky 90": "Ich habe im Moment nicht die Ambition, auf dem höchsten Niveau Trainer zu werden. Ich will jetzt bewusst etwas Abstand nehmen vom Fußball. " Zugleich kündigte er an: "Ich werde meinen eigenen Sohn trainieren. Aber da will ich nur mit den Jungs auf dem Platz Spaß haben. " Arjen Robben als Jugendcoach? Das klang dann doch, nun ja, abenteuerlich. Und auch Kristijan Prosevc, Jugendleiter des TSV Grünwald, dachte zunächst an einen Scherz, als sich der Ex-Profi per SMS als Trainer anbot: "Ich habe erst mal gedacht, das ist eine Ente. "

War's aber nicht - und so steht der achtfache Deutsche Meister, fünffache Pokalsieger und Champions-League-Gewinner seit Kurzem zweimal die Woche auf dem Grünwalder Trainingsplatz mit seinem Sohn und den anderen Jungs - zu denen übrigens auch der Enkel von Karl-Heinz Rummenigge zählt. Solch klingende Namen sind hier keine Seltenheit, schließlich ist Grünwald seit jeher ein beliebter Wohnort der Promis. "Auch der Sohn von Franck Ribéry spielt bei uns", erzählt Jugendleiter Prosevc, ehe er zu einem anderen Platz zeigt. "Und da hinten ist Christian Nerlinger. Der trainiert hier ebenfalls seinen Sohn, der bei uns in der D-Jugend ist. "

Während der einstige Profi und Sportdirektor des FC Bayern am Seitenrand auf- und abtigert, ist auf dem Nebenplatz im F-Jugend-Spiel zwischen Grünwald und Otterfing gerade Pause. Mit 5:0 führen die Gastgeber - für den Coach jedoch kein Grund nachzulassen. Auch im zweiten Durchgang spornt Arjen Robben seine Jungs unermüdlich an, muntert sie auf und dirigiert. So viel Einsatz kennt man aus seiner aktiven Zeit bei den Bayern - mit einem feinen Unterschied: Als Spieler bügelte der Holländer auch mal Kollegen nieder oder beschwerte sich beim Schiedsrichter. Der Trainer Robben dagegen ist durch und durch positiv, lobt die Buben, ermuntert sie zum Abspielen - und zum Fairplay. "Ich sehe in ihm nicht den Coach Arjen Robben, sondern den Vater Arjen Robben", sagt derweil Kristijan Prosevc am Seitenrand. Und weiter: "Er wird hier behandelt wie jeder auch. " Wobei dem Jugendleiter der Stolz durchaus anzumerken ist: "Das ist eine tolle Sache und ein vorbildliches soziales Engagement, wenn so jemand hier den Trainer macht. " Er selbst habe Robben als "total am Boden geblieben" erlebt, sagt Prosevc. "Und er ist ein sehr, sehr Stiller. " Genau das trifft bei seinem Trainerdebüt jedoch nicht zu: Lautstark treibt Arjen Robben sein Team an - bis am Ende ein 10:0-Sieg zu Buche steht. Dieses Ergebnis treibt einem Otterfinger nach dem Schlusspfiff die Tränen in die Augen. Doch sogleich eilt Robben zu dem weinenden Bub und nimmt ihn in den Arm. Später posiert er bereitwillig für ein Erinnerungsfoto mit der gegnerischen Mannschaft.

Gerne hätte man den Holländer gefragt, was ihm im Umgang mit den Kindern wichtig ist, wie er seine Trainerzeit erlebt, und ob er sich - so wie es Jugendleiter beschrieben hat - auch als Vorbild für andere Väter sieht. Doch zu alledem will Arjen Robben an diesem Vormittag nichts sagen. "Ich mache das hier nur aus Spaß", erklärt er kurz angebunden und mit finsterer Miene. "Mehr will ich nicht sagen. "

Patrik Stäbler