DFB-Pokal
Neue Trainer, neues Glück?

Ein Überblick

04.08.2021 | Stand 13.08.2021, 3:33 Uhr
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Die Vorbereitung ist vorbei: In der ersten Runde des DFB-Pokals sind auch die Bundesliga-Klubs gefordert. Auffällig: Die besten sechs Teams der vergangenen Saison haben den Coach gewechselt. So ist die Lage vor dem Pflichtspiel-Start.

FC Bayern

Trainer: Julian Nagelsmann (34, neu). Die Erwartungen an ihn sind riesengroß, doch die Münchner blieben in der Vorbereitung sieglos. Das DFB-Pokalspiel gegen Fünftligist Bremer SV - sozusagen ein Test unter Wettkampfbedingungen - wurde verlegt.

Kader: Die Abgänge von Alaba und Jerome Boateng schmerzen. Star-Einkauf Upamecano (42,5 Millionen Euro) ist der neue Abwehrchef.

Prognose: Die historische zehnte Meisterschaft in Serie ist möglich. Aber: Einen Alleingang wird es nicht geben. Dafür ist der Kader zu schwach.

RB Leipzig

Trainer: Jesse Marsch (47, neu). Der Nagelsmann-Nachfolger - 2018/19 schon Co-Trainer in Leipzig - kommt aus dem Red-Bull-Stall, trainierte zuletzt Salzburg. Er soll mit RB den ersten Titel gewinnen.

Kader: Die Abgänge von Upamecano (FC Bayern) und Konaté (Liverpool) spülten mehr als 80 Millionen Euro in die Kassen. Dafür kamen Torjäger Silva (Frankfurt) und die Innenverteidiger-Talente Gvardiol (Zagreb) sowie Simakan (Straßburg). Die bislang geliehenen Angelino und Henrichs verpflichtete Leipzig fest.

Prognose: Die Champions-League-Plätze sollten es für Leipzig schon sein.

Borussia Dortmund

Trainer: Marco Rose (44, neu). Der Ex-Gladbacher tritt das Erbe des beliebten Pokalsieger-Trainers Terzic an - keine leichte Aufgabe.

Kader: Manchester United ließ sich Sanchos Dienste 85 Millionen Euro kosten. 30 dieser Millionen flossen für Offensiv-Allrounder Malen nach Eindhoven. Im Tor macht 15-Millionen-Mann Kobel (Stuttgart) Druck auf seine nicht immer überzeugenden Schweizer Landsmänner Bürki und Hitz.

Prognose: Bleibt der BVB von größeren Verletzungen (wie zuletzt Witsel) verschont, vermeidet allzu viele leichtfertige Punktverluste und knipst Haaland wie gewohnt, kann er die Bayern ernsthaft angreifen.

VfL Wolfsburg

Trainer: Mark van Bommel (44, neu). Erlebt ähnliche erste Wochen wie Nagelsmann: einige Verletzte, bescheidene Ergebnisse.

Kader: Torjäger Weghorst wird - mal wieder - von englischen Klubs umworben. Bislang zeigten sich die Niedersachsen hartnäckig. Bornauw kam für 13,5 Millionen Euro aus Köln.

Prognose: Präsentieren sich die Wolfsburger ähnlich effektiv und defensivstark wie in der Vorsaison, ist der vierte Platz erneut drin.

Eintracht Frankfurt

Trainer: Oliver Glasner (46, neu). Verzichtete für die Eintracht auf die Champions League mit Wolfsburg.

Kader: Die Königsfrage: Wer ersetzt Silva (28 Tore)? Vielleicht ja Neuzugang Borré (River Plate) - falls der neue Sportvorstand Krösche einen ähnlich guten Transfer-Riecher wie Vorgänger Bobic beweist. Kostic ist mehr denn je als Schlüsselspieler gefordert.

Prognose: Fraglich, ob die "Adler" erneut nach Europa fliegen.

Bayer 04 Leverkusen

Trainer: Gerardo Seoane (42, neu). Der Erfolgstrainer der Young Boys Bern soll für Konstanz sorgen und einen Einbruch in der zweiten Saisonhälfte wie 2020/21 verhindern. Die Vorbereitung verlief allerdings äußerst holprig.

Kader: Das Karriere-Ende der Bender-Brüder tut weh. Dafür investierte Leverkusen 30 Millionen Euro in die Defensiv-Talente Kossounou (Brügge) und Bakker (PSG). Stürmer Bailey wechselt zu Aston Villa - die üppige Ablöse würde Bayer wohl reinvestieren.

Prognose: Von Platz vier bis sieben ist alles drin.

1. FC Union Berlin

Trainer: Urs Fischer (55, seit 2018). Der Schweizer führte Union nach dem Bundesliga-Aufstieg 2019 zum Klassenerhalt 2020 und zur zweiten Europapokal-Teilnahme der Vereinsgeschichte 2021.

Kader: Die halbe Mannschaft ist neu, die prominentesten Zugänge heißen Rani Khedira (Augsburg), Öztunali (Mainz), Baumgartl (Eindhoven/Leihe), Rönnow (Frankfurt), Voglsammer (Bielefeld) und Puchacz (Posen). Der bislang ausgeliehene Awoniyi wurde fest verpflichtet. In der Vorbereitung blieben die Berliner ungeschlagen.

Prognose: Die Doppelbelastung aus Bundesliga und Europacup müssen die Köpenicker erst mal wegstecken, doch der Klassenerhalt sollte nicht in Gefahr geraten.

Borussia Mönchengladbach

Trainer: Adi Hütter (51, neu). Der alles andere als geräuschlose Wechsel von Rose zu Hütter kostete Gladbach in der Vorsaison die Europacup-Teilnahme. Mit dem Österreicher, Europa-League-Halbfinalist 2019 mit Frankfurt, will die Borussia wieder angreifen.

Kader: Sportdirektor Eberl braucht Transfererlöse, um das Team zu verstärken. Noch zögern mögliche Interessenten für Zakaria, Thuram oder Ginter. Geduld ist gefragt.

Prognose: Ohne frisches Blut ist maximal die Europa League möglich.

VfB Stuttgart

Trainer: Pellegrino Matarazzo (43, seit 2019). Der Italo-Amerikaner sorgte 20/21 mit dem Aufsteiger für Furore und erreichte Platz neun.

Kader: Der Kader mit Top-Stürmer Kalajdzic ist breit aufgestellt. Um die starke Doppel-Sechs Endo/Mangala kann man den VfB beneiden. Müller (aus Mainz) wird nach Kobels Abgang die Nummer eins.

Prognose: Stuttgart steht erneut eine sorgenfreie Saison bevor. Mit Europa wird es für die anspruchsvollen Schwaben allerdings nichts.

SC Freiburg

Trainer: Christian Streich (56, seit 2011). Freut sich wie der ganze Klub auf das neue Stadion.

Kader: Der Kader hat sich bislang nicht großartig verändert. Streich muss also - anders als sonst so häufig - keine neue Mannschaft formen.

Prognose: Die Breisgauer werden einen Platz im gesicherten Mittelfeld holen.

TSG Hoffenheim

Trainer: Sebastian Hoeneß (39, seit 2020). Düpierte im Vorjahr am 2. Spieltag den FC Bayern mit 4:1 und erlebte dann eine Saison mit Höhen und Tiefen.

Kader: Der erfahrene Rudy (kommt von Schalke 04) tut der jungen Mannschaft (25,7 Jahre Altersdurchschnitt) gut. Um Stürmer Kramaric halten sich - wie jeden Sommer - hartnäckige Wechselgerüchte.

Prognose: Die TSG wird wieder die Wundertüte der Liga.

1. FSV Mainz 05

Trainer: Bo Svensson (42, seit 2021). Der Däne kam im Januar und führte den FSV dank einer furiosen Rückrunde zum letztlich ungefährdeten Klassenerhalt.

Kader: Für das Mittelfeld und die Verteidigung kamen Stach (Fürth), Widmer (Basel), Lee (Kiel) und Lucoqui (Bielefeld). Im Sturm sind die Mainzer nach Quaisons Abgang nach Saudi-Arabien noch zu dünn besetzt. Die Vorbereitung verlief solide.

Prognose: Knüpfen die Mainzer annähernd an die vergangene Rückrunde an, ist der Abstieg kein Thema.

FC Augsburg

Trainer: Markus Weinzierl (46, seit 2021). Im April übernahm der Straubinger zum zweiten Mal das Traineramt in Augsburg und hielt die Klasse. Dem Abstiegskampf wollen die Schwaben mit schnellem Umschaltspiel entgehen.

Kader: Viel Bewegung im Kader gab es bislang nicht. Als Ersatz für Khedira (Union Berlin) kam U21-Europameister Dorsch (Gent). Die Personaldecke in der Abwehr ist verletzungsbedingt dünn. Im letzten Testspiel gab's ein 3:1 gegen Serie-A-Klub Cagliari.

Prognose: Der FC Augsburg gehört zu den vielen Kandidaten für die Plätze 10 bis 15.

Hertha BSC

Trainer: Pal Dardai (45, seit 2021). Zum zweiten Mal nach 2015 rettete die Klub-Ikone Hertha in der vergangenen Spielzeit vor dem Abstieg.

Kader: Cordoba verließ Berlin in Richtung Russland. Der neue Sportdirektor Fredi Bobic will die Identifikation der Berliner mit der "Alten Dame" erhöhen und holte mit Serdar (Schalke), Prince Boateng (Monza) und Jovetic (Monaco) interessante Offensivkräfte. Die ganz großen Transfers mit den Windhorst-Millionen lassen noch auf sich warten - vermutlich nicht mehr lange.

Prognose: Für Hertha wäre es ein Erfolg, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben und wieder vor Stadtrivale Union zu landen.

Arminia Bielefeld

Trainer: Frank Kramer (49, seit 2021). Führte Bielefeld in der Vorsaison nach Neuhaus' Entlassung zum überraschenden Klassenerhalt.

Kader: Offensive Verstärkung kam durch Außenbahnspieler Schöpf (aus Schalke) und Stürmer Serra (aus Kiel). Torwart Ortega bleibt.

Prognose: Wackelt keiner der Etablierten, wird der neuerliche Klassenerhalt eine Mammut-Aufgabe für Bielefeld.

1. FC Köln

Trainer: Steffen Baumgart (49, neu). Nach dem erst in der Relegation gegen Kiel gesicherten Klassenerhalt übernahm der hemdsärmelige Ex-Paderborner von "Retter" Funkel. Baumgart will den FC offensiver spielen lassen.

Kader: Abwehrchef Bornauw (Wolfsburg) ging ebenso wie Linksaußen Jakobs (Monaco). Geld für Verstärkungen ist kaum da, daher holten die Kölner mit Schwäbe (Bröndby), Ljubicic (Rapid Wien), Hübers (Hannover) und Uth (Schalke) nur ablösefreie Profis. Stärker ist der Kader trotz ordentlicher Vorbereitung nicht geworden.

Prognose: Köln steht wohl eine schwere Saison und Zittern bis zum Schluss bevor.

VfL Bochum

Trainer: Thomas Reis (47, seit 2019). Nach elf Jahren Zweitklassigkeit führte der Bochumer Ex-Profi den VfL recht souverän zurück in die Bundesliga.

Kader: Reis vertraute in der Vorbereitung weitgehend auf den Aufstiegskader. Spielgestalter Zulj wechselte in die Emirate, für ihn sollen Leihspieler Löwen (Hertha BSC) und Rexhbecaj (Wolfsburg) das Offensivspiel ankurbeln. Als Schwachstelle gelten die Außenpositionen.

Prognose: Für den VfL kann einzig der Klassenerhalt das Ziel sein. Schwer, aber nicht unmöglich.

SpVgg Greuther Fürth

Trainer: Stefan Leitl (43, seit 2019). Sorgte mit Spekulationen um seine Zukunft - direkt nach dem Aufstieg im Mai - für Verwirrung. Blieb aber.

Kader: Neuzugang und Hoffnungsträger Ngankam (von Hertha BSC) fehlt mit Kreuzbandriss noch monatelang verletzt, Aufsteiger wie Raum (Hoffenheim), Stach (Mainz) und Jaeckel (Union) machten den Abflug. Fein (FC Bayern) und Jung (HSV) sollen die Defensive stärken.

Prognose: Wenn kein Fußballwunder passiert, spielt das "Kleeblatt" 2022/23 wieder in der 2. Bundesliga.

DK