Ingolstadt
Die Uhr tickt unerbittlich

FCI-Trainer Tomas Oral bewegt etwas, aber reicht die Zeit noch für eine Wende?

15.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:39 Uhr
Aktiv am Spielfeldrand: FCI-Trainer Tomas Oral. −Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Fünf Spiele noch, dann wird in der 2. Bundesliga abgerechnet. Wenig Zeit für den FC Ingolstadt, den Vier-Punkte-Rückstand auf den Abstiegsrelegationsplatz wettzumachen. Doch FCI-Trainer Thomas Oral lässt nicht nach, den Glauben an die Rettung aufrecht zu erhalten.

"Wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen, sondern müssen die Chance, die wir noch bekommen werden, nutzen", lautet Orals Credo nach dem 1:1 gegen Holstein Kiel. Nüchtern betrachtet ist ein Punkt gegen den spielstarken Tabellenfünften in Ordnung. Zudem muss man dem 45-Jährigen zugute halten, dass er in der kurzen Zeit beim FCI etwas bewegt hat. Er hauchte den Spielern Leben ein, holte lange unberücksichtigte Profis zurück ins Boot und schickte in Duisburg (4:2) sowie gegen Kiel jeweils ein Team aufs Feld, das für den Abstiegskampf funktionierte. Und wenn mal etwas nicht klappte, brüllte und gestikulierte Oral wild am Spielfeldrand, um seine Spieler zu erreichen, oder verpasste seinen Mannen weiße Armbändchen. "Das ist ein Anker, da kann jeder irgendwas draufschreiben, woraus er Kraft schöpft", sagt Oral - er lässt nichts unversucht, seine Spieler zu stärken.

"Man kann stolz sein, dass die Mannschaft alles reindonnert, nachdem, was hier alles los war", sagt Oral. "Wir haben in den letzten zwölf Monaten im Verein einiges zertrümmert, aber wir wollen mit aller Gewalt versuchen, das aufzuholen, was kaputt gemacht wurde", schwört der mittlerweile fünfte FCI-Coach der Saison sein Team ein.

Bei den Spielern kommt die emotionale Art Orals bisher an. "Er bringt sehr viel Entschlossenheit und Energie ein. Man merkt, dass er die Aufgabe mit Begeisterung annimmt und immer im Hinterkopf hat, dass er so eine Situation schon gemeistert hat. Das vermittelt er zu 100 Prozent, und er versucht uns mitzureißen", sagt Torwart Philipp Tschauner. "Wir hatten ja schon etliche Trainerwechsel, aber er hat bisher das Beste herausgeholt", meint Stefan Kutschke. "Jeder Trainer gibt neue Impulse, aber das, was er macht, ist in der Mannschaft gut angekommen. Das ist die Art, die wir für die letzten Wochen brauchen", sagt der Stürmer.

Kutschke ist der bislang größte Profiteur des Trainerwechsels, aber auch der Schlüssel für die jüngste Ausbeute. Denn im 4-4-2-System schafft er die Räume für seinen Sturmpartner Dario Lezcano, der zuletzt dreimal traf. "Das freut mich für ihn, wir profitieren voneinander. Wer die Tore macht, ist egal, Hauptsache wir gewinnen Spiele und holen Punkte", meint Kutschke. Oral sagt zu Lezcanos lange vermisster Effektivität: "Es tut jedem Stürmer gut, wenn er nicht von vier Gegnern bearbeitet wird. Stefan hat die Mentalität für das einfache Spiel, und er versucht das einzubringen."

Gleichwohl genügt das noch nicht. "Stefan fehlen die 90 Minuten in den Knochen. Wir müssen das so hinbekommen, dass acht, neun Spieler wirklich Vollgas geben können", meint Oral, der gegen Kiel auch mit ansehen musste, dass sein Team in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel zulegen konnte. Auch die beiden völlig verunsicherten Österreicher Konstantin Kerschbaumer und Thorsten Röcher sind noch keine Hilfe. "Das sind gute Typen und sehr gute Fußballer, aber es ist klar zu sehen, dass ihnen Wettkampfpraxis fehlt", sagt Oral.

Im gestrigen Training absolvierte Ex-Kapitän Marvin Matip, der seit Orals Amtsantritt stets bei der Mannschaft weilte und auch auf der Spielerbank saß, erstmals seit seiner Sprunggelenksverletzung wieder eine individuelle Einheit auf dem Rasen. Mergim Mavraj (Rippenprellung) fehlte weiter, dafür durften die U21-Spieler Max Bräunig, Thomas Keller und Paul Grauschopf bei den Profis reinschnuppern.

Personelle Hilfe ist am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld also eher nicht zu erwarten. Der Rest ist eine Frage der Überzeugung. "Um eine realistische Chance im Abstiegskampf zu haben, müssen wir in Bielefeld gewinnen", wiederholt Kutschke die Worte seines Trainers, ergänzt aber: "In der vergangenen Saison waren wir dort auch erfolgreich." Und der Dresdner, der auf seinen Ex-Trainer Uwe Neuhaus trifft, war beim 3:1 sogar unter den Torschützen.
 

BORNEMANN NICHT ABGENEIGT

 


Die Suche nach einem neuen Geschäftsführer und/oder Sportdirektor läuft beim FC Ingolstadt weiter auf Hochtouren. Ein Kandidat ist nach wie vor Ex-Club-Sportvorstand Andreas Bornemann. Der 47-Jährige, der am 12. Februar beim 1. FC Nürnberg entlassen worden war und den FCI auch gegen Kiel wieder im Stadion beobachtete, äußerte sich auf Anfrage unserer Zeitung. "Ich mische mich nicht in die Prozesse eines Vereins ein. So weit ich weiß, hat der FC Ingolstadt seine Angelegenheiten bis Sommer klar geregelt und klopft in aller Ruhe die Möglichkeiten ab", sagte Bornemann, ohne ein Interesse zu dementieren oder an eine Ligazugehörigkeit zu koppeln. "Ich will weiter in meinem Beruf tätig sein. Momentan ist in mehreren Vereinen in diesem Bereich viel in Bewegung", meinte Bornemann. Der Breisgauer, der mit seiner Familie weiter in Nürnberg lebt, arbeitete zuvor als Manager beim SC Freiburg und bei Holstein Kiel.
 

 

Gottfried Sterner