Ingolstadt - "Da haben wir ein erstes Ausrufezeichen gesetzt!" Eugen Haaf, der Sportliche Leiter und Headcoach der Ingolstadt Praetorians, kann mit Stolz seine zweite Neuverpflichtung für die erste Saison in der European League of Football (ELF) verkünden. Denn nach Christopher Ezeala von den Baltimore Ravens hat er einen weiteren Akteur mit NFL-Erfahrung an die Donau lotsen können.
Was Haaf besonders freut: Beide Spieler haben keine amerikanische Staatsbürgerschaft und belasten damit nicht das auf vier Akteure begrenzte US-Kontingent. Tigie Sankoh von den Cleveland Browns hat einen englischen Pass, sodass sich der einzige bayerische Vertreter in der neuen europäischen Liga alle Optionen offenhält, um das Team mit weiteren (NFL-erfahrenen) Athleten aus Übersee auf höchstes Niveau zu bringen. Und Haaf macht keinen Hehl daraus, dass diese Positionen optimal besetzt werden: "Wir sind bei unseren Wunschspielern schon sehr weit gekommen und werden sicher in Kürze weitere spektakuläre Verpflichtungen bekannt geben."
Sankoh ist im US-Bundesstaat Maryland aufgewachsen. Weil seiner Familie zunächst das Geld fehlte, um ihn bei einem Programm anzumelden, spielte er mit Kindern aus der Nachbarschaft, die allesamt älter waren als er. Als sich die finanzielle Lage besserte, meldete ihn sein Vater bei den South Germantown Panthers an, wo er vielseitig einsetzbar war.
Als er 15 war, ging er mit den Eltern nach London, wo er dann per E-Mail nach einem interessierten Verein suchte. So landete er bei den Kent Exiles, ein Jahr später wechselte er zu den South London Renegades, die ihn als Linebacker einsetzten. Dort fiel er schnell auf und wurde zu einem Combine, einem Lehrgang für talentierte Spieler, die sich für höhere Aufgaben qualifizieren können, eingeladen. Dabei wurde mit Aden Durde einer der maßgeblichen Coaches auf ihn aufmerksam und stellte eine Verbindung zu den London Warriors her. Dann dauerte es nicht lange, bis er eine Einladung zur IMG Academy erhielt, einer privaten Sportschule in Florida, die Talente in verschiedenen Sportarten ausbildet. "Dort habe ich gelernt, wie ein NFL-Spieler zu trainieren und zu spielen", weist Sankoh auf die Bedeutung dieser Academy für ihn hin. Und Durde bestätigt: "Er kam vom Amateur-Football und musste sich erst an das Tempo und die Härte gewöhnen. Aber das ist ihm hervorragend gelungen."
Nach einer Zeit mit knallhartem Training sah sich Sankoh am Ziel seiner Wünsche: "Eines Tages kam der Anruf, der mein Leben verändert hat", blickt er zurück, denn die Cleveland Browns aus der National Football League nahmen den 1,80 Meter großen und 97 Kilogramm schweren Athleten im Rahmen des internationalen Programms für die Saisonvorbereitung unter Vertrag. Dort ging seine Ausbildung rasant voran, so dass ihm Will Bryce, einer seiner Coaches bestätigte: "Er ist einer der Spieler, die sich am meisten entwickelt haben. Es ist unglaublich, welche Fortschritte er gemacht hat."
Nun wollen also die Praetorians von seiner zweijährigen Erfahrung in der NFL profitieren. Nach einem Tipp von Ezeala hat sich Haaf über Sankoh informiert und war sich schnell darüber im Klaren, dass er den 23-Jährigen unbedingt nach Ingolstadt holen will. "Das ist ein krasser Spieler, und solche Athleten brauchst du in der ELF. Wir wissen, wie stark diese Liga sein wird, deshalb wollen wir einen möglichst schlagkräftigen Kader zusammenstellen. Und da ist es besonders wichtig, dass wir Europäer auf höchstem Niveau bekommen." Mit Sankoh, der bei den Praetorians als Defensive Back oder Safety eingesetzt werden soll, ist sich Haaf sicher, ein weiteres wichtiges Mosaiksteinchen für einen erfolgreichen Auftritt auf europäischer Bühne gefunden zu haben.
DK
