Der Mörnsheimer Vielstarter
Roland Rigotti vom Team Leidl der TSG Roth steht praktisch jedes Wochenende an der Startlinie

22.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:22 Uhr

Unglaubliches Pensum: Vielstarter Roland Rigotti (rechts) nimmt jährlich an 60 bis 70 Laufveranstaltungen teil. Foto: Regler

Natürlich ist Roland Rigotti auch beim 89. Büchenbacher Waldlauf vor zwei Wochen mit von der Partie gewesen. Im blauen Trainingsanzug vom Team Leidl der TSG 08 Roth saß der 46-jährige Vielstarter im Vereinsheim des TV 21 Büchenbach und wartete auf den Hauptlauf, seinen zweiten Start an diesem Tag. Das erste Rennen, die Mittelstrecke, hatte er bereits gewonnen.

Roland Rigotti – Diesen Namen liest man gefühlt jeden Monat mindestens zwei-, dreimal im Sportteil der Lokalzeitung. Das hat einen einfachen Grund: Praktisch jedes Wochenende nimmt der schlanke, hoch aufgeschossene Hobby-Sportler an irgendeiner Laufveranstaltungen in der Region oder manchmal auch darüber hinaus teil. Monat für Monat, und das seit Jahren. Was treibt den Mörnsheimer an, an derart vielen Rennen teilzunehmen?

Angefangen hat die Faszination für diesen Sport vor ziemlich genau 30 Jahren. „Als Jugendlicher bin ich Rennrad gefahren und habe Duathlon gemacht“, erzählt er. Weil er aber läuferisch immer eher schlecht war und im Winter nicht auf dem Rad trainieren konnte, fing er an, an seiner Laufform zu arbeiten. „Anfangs habe ich keinen Vierer-Schnitt auf den Kilometer geschafft.“ Doch schnell merkt er, „da geht mehr“, und wechselt komplett zum Laufen.

Einen fixen Trainingsplan oder einen Coach hat er dabei nicht. „Ein Plan ist nix für mich“, meint er, „Routine ist ein Motivationskiller.“ Er trainiert rein nach Gefühl. „Die meisten meiner Kilometer laufe ich langsam. Nie auf Tempo, sondern auf Distanz und gerne profiliert.“ Nicht selten entscheidet er erst unterwegs, wie eine Einheit aussieht. „Wenn es gut läuft, dann wird die Runde länger, wenn nicht, wird sie eben kürzer.“ In die Laufschuhe schlüpft Rigotti jeden Tag. Für den Deutsch- und Geografielehrer an der Realschule in Schrobenhausen ist das Laufen aber nicht nur Sport, sondern auch Ausgleich zum Beruf und ein Mittel, den Kopf frei zu bekommen. In der Woche kommen da rund 120 Kilometer zusammen, pro Jahr sind es insgesamt etwa 6000.

Ein Großteil seiner Laufkilometer entfällt dabei auf die diversen Wettkämpfe, an denen der Mörnsheimer, der seit 2019 für das Rother Team Leidl startet, teilnimmt. „Wettkämpfe habe ich von Anfang an gemacht, die sind das Salz in der Suppe.“ Meist sucht er sich Rennen zwischen 800 Metern und der Halbmarathon-Distanz aus. Zwar hat er auch schon rund 15 Marathons absolviert, aber „da dauert die Regeneration zu lange“, was schlecht für einen Vielläufer ist. „Mich reizt eher, wenn das Tempo schnell ist.“

Obwohl er ambitioniert läuft (2021 wurde er beispielsweise Sechster seiner Altersklasse bei der deutschen Berglauf-Meisterschaft, 2022 holte er bei der bayerischen Berglauf-Meisterschaft in seiner Altersklasse Bronze), sind Ergebnisse nicht das Wichtigste. „Laufen ist für mich die gesunde Mischung aus leistungsorientiertem Sport und landschaftlichen Erlebnissen, zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter.“ Außerdem gefällt ihm „das Familiäre“, dass man „beim Laufen Leute und Gegenden kennenlernt“. Das erklärt, warum er Stadtläufe eher meidet, dafür aber am liebsten bei Landschafts-, Cross-, Trail- oder Bergläufen an den Start geht. Und es erklärt, warum er an so vielen Wettkämpfen teilnimmt – primär in Deutschland, aber unter anderem auch in Italien. Auf 60 bis 70 pro Jahr kommt er ohne Probleme, die vergangenen 30 Jahre werden es wohl „gut 2000 Wettkämpfe“ gewesen sein. Wobei er versucht, jedes Jahr etwa 20 neue Veranstaltungen kennenzulernen.

Definitiv nichts Neues für Rigotti war der Büchenbacher Waldlauf, über 30 Mal war er schon mit dabei. Auch sein zweites Rennen an diesem Tag gewann er, zumindest in seiner Altersklasse. 43:45 Minuten brauchte er für die elf Kilometer, nur gut zwei Minuten mehr als die deutsche Lauflegende Dieter Baumann, Olympiasieger von 1992.

HK