Motorsport
Meyer Racing aus Allersberg: Wenn das Christkind schon am 23. kommt

23.12.2023 | Stand 23.12.2023, 5:00 Uhr

Ryan Breece (oben) war bereits 2020 deutscher Supercross-Champion. Jules Pietre (r.) ist amtierender französischer Supercross-Meister und Motocross-Vizemeister in der Klasse 125 Kubik. Beide fahren sie für Team Meyer aus Allersberg. Fotos: Steve Bauerschmidt

Überall duftet es nach Lebkuchen, es erklingen Weihnachtslieder, vor allem Kinder freuen sich auf die Bescherung am 24. Dezember. Wobei: Nicht überall. Denn bei Meyer Racing in Allersberg riecht man eher Motoröl, es röhren Maschinen und auch das Christkind kommt nicht am 24., sondern schon am 23. Dezember. So sieht Weihnachten bei Supercrossern aus.

Dass die Bescherung vorgezogen wird, hat einen Grund: Teamboss Klaus Meyer und Co. sitzen auf gepackten Sachen, fahren an Heiligabend mit einem Kleinbus nach Valencia (Spanien), wo in den Weihnachtsferien ein Trainingslager ansteht. Die Leidenschaft zum Sport macht‘s möglich.

Meyer Racing: Von der Idee zum eigenen Team

Die Meyers betreiben seit jeher eine Motorrad-Werkstatt (Honda, Yamaha, Kawasaki) in Allersberg. Klaus Meyer fuhr „von klein auf selbst“, wie er sagt. Vor allem Motocross (MX). Ein Ausflug zum Supercross (SX), wo statt im Freien in Hallen gefahren wird, habe ihm „so gut gefallen, dass ich gesagt habe: Ich will mein eigenes Team.“

Gesagt, getan: Über Sponsoren kam ein niedriger fünfstelliger Betrag zusammen. Meyer Racing war geboren. Das Prinzip geht so: Ein Team verpflichtet einen Fahrer – je nach Können mehr oder weniger teuer – und stattet ihn mit Equipment (inklusive Motorrad) aus, stellt eine Bleibe und Mechaniker.

Die Allersberger hatten Glück. „Wir sind im ersten Jahr mit richtigen Underdogs gefahren“, sagt Meyer. Die Außenseiter fuhren Siege und somit Ruhm ein. Heutzutage kann Team Meyer Fahrer mit internationaler Klasse gewinnen. So wie Jules Pietre aus Frankreich. Im Nachbarland wird Supercross groß geschrieben, dort gibt es Rennserien, sehr gute Trainingsmöglichkeiten. Der erst 17-jährige Pietre ist amtierender französischer Meister.

Oder Ryan Breece: Der 28-Jährige aus dem Bundesstaat Idaho (USA) wird extra eingeflogen, um Rennen für das Team Meyer zu bestreiten. Rechnet sich das? In Deutschland gibt es die vom ADAC veranstaltete Supercross-Serie „SX-Cup“. Wobei Serie zu viel des guten ist: Gefahren werden in dieser Saison zwei Rennen.

Breeze in Lauerstellung – „Streben Top-3 an“

Das erste Event der Saison fand Mitte November in der Hanns-Martin-Schleier-Halle in Stuttgart statt, das nächste ist im Januar in der Dortmunder Westfalenhalle. Andere Standorte wie München stiegen aus, immer höhere Kosten, zu geringes Zuschauerinteresse waren die Gründe. Aber: Auch wenn es nur zwei Rennen sind, um Siege geht es trotzdem und wer mitfährt, will gewinnen.

In Stuttgart fuhr Pietre in der Klasse SX2 (250 Kubik) auf seiner Yamaha YZ250 ins Finale, wurde dort Zehnter. Breece ging auf seiner Yamaha YZ450 in der Königsklasse SX1 an den Start. Ihm gelang nach einjähriger Verletzungspause der Einzug ins Finale, lauert mit seinen gesammelten Punkten nun auf Rang sieben der Gesamtwertung. Der US-Amerikaner ist das heißeste Eisen im Feuer: „Wir wollen mit ihm vorne mitfahren und streben eine Top-3-Platzierung an“, sagt Meyer. Insgesamt reist das Team mit vier Fahrern an. Mit dabei sind auch Malik Schoch (Baden-Württemberg) und der Australier Luke Zielinski.

Bleibt nur noch die Sache mit Weihnachten. Wie erklärt man den Kids, dass die Bescherung nicht an Heiligabend abläuft? „Unser Jüngster ist jetzt sechs. Wir haben ihm gesagt: Das Christkind kommt zu so vielen Leuten, es kann nicht überall gleichzeitig sein. Deswegen sind wir am 23. dran“, sagt Meyer verschmitzt.

adb