Vom Rennfahrer zum Triathlet
„Der Sport wird immer kostenintensiver“ – Gabriel Noderer aus Eysölden über seine Wechselgründe und Zukunftspläne

07.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:17 Uhr

Ob Motor- oder Fahrrad – auf zwei Rädern fühlt sich Gabriel Noderer einfach wohl. Fotos: Racepixx, leetpicts

Aus sportlicher Sicht ist Gabriel Noderer alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Seit fast 15 Jahren jagt der Eysöldener erfolgreich auf dem Motorrad über die nationalen und internationalen Rennstrecken. Doch wenn man sich die Social-Media-Profile des 26-Jährigen aktuell ansieht, dann werden die Motorsport- zunehmend durch Lauf- und Triathlon-Bilder abgelöst. Im Interview spricht er über die Beweggründe für seinen Umstieg.

Herr Noderer, Rennrad statt Motorrad – woher kommt dieser Wechsel?
Gabriel Noderer: Ich habe mich aus Kostengründen entschieden, diese Saison ausfallen zu lassen. Der Sport wird immer kostenintensiver und ich hätte für 2023 noch wesentlich mehr Geld als in den vergangenen Jahren investieren müssen. Das wollte und konnte ich nicht mehr mitgehen.

Von welchen Dimensionen sprechen wir denn da?
Noderer: Je nach Rennklasse und vertraglichen Konditionen muss ich zwischen 50000 und über 100000 Euro pro Saison an ein Team zahlen. Dafür bekomme ich dann ein Motorrad, Mechaniker, das Benzin und solche Dinge zur Verfügung gestellt. Dazu kommen aber noch meine eigenen Kosten, die sich durch Testfahrten, die Schutzausrüstung, die An- und Abreisen bei den Rennwochenenden, die Verpflegung vor Ort und so weiter ergeben. Es kommt also jedes Jahr eine ordentliche Summe zusammen, die ich durch Sponsoren und aus eigener Tasche aufbringen muss, obwohl ich gleichzeitig in diesem Sport nichts verdiene.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, mit dem Motorsport aufzuhören?
Noderer: Ich habe diesen Sport über zehn Jahre leidenschaftlich betrieben. In meinem Kosmos gab es nichts anderes. Aber vor allem die letzten Jahre waren hart mit Stürzen und Verletzungen. Da fängt man irgendwann an nachzudenken, wofür man sich das antut. All die Zeit, die Kosten, die steigenden Gefahren, die ungewisse Zukunft…

Warum haben Sie sich dann ausgerechnet für Triathlon entschieden? Das ist ja ebenfalls kein Sport, mit dem man hierzulande – von wenigen Ausnahmen abgesehen – viel Geld verdienen kann.
Noderer: Klar, beim Triathlon ist es auch schwer, Geld zu verdienen. Dafür ist der Sport aber auch nicht so kostenintensiv. Es ist eben nicht alles Fußball, wo man selbst in unteren Klassen schon Geld verdient.

Was waren dann die Gründe für diesen Schritt?
Noderer: Ich habe in den vergangenen Jahren schon viel Ausdauersport gemacht, um für die Rennwochenenden fit zu sein und Verletzungen vorzubeugen. Denn auch Motorsport ist körperlicher Hochleistungssport. Gelaufen bin ich eigentlich schon immer, Schwimmen und Radfahren habe ich vor einiger Zeit als Ausgleichssport angefangen. Da lag Triathlon nahe – und er bietet einfach die meiste Abwechslung.

Den Halbmarathon beim Hiro-Run in 1:22 Stunden, den Staffel-Marathon beim Challenge in 3:13 Stunden geschafft, bei den Sprintdistanz-Triathlons in Regensburg den zweiten und in Suhl den dritten Platz erkämpft. Die Ergebnisse können sich sehen lassen…
Noderer: Ja. Ich habe gemerkt, dass ich grundsätzlich eine gute Ausdauerfähigkeit habe. Aber gezielt auf ein Triathlon-Rennen hin trainiert habe ich erst dieses Jahr. Ohne den Motorsport konnte ich intensiver trainieren und hatte auch einfach mehr Zeit, weil die Wochenenden plötzlich frei waren. Außerdem habe ich gemerkt, dass mir der Wettkampf mit anderen gefehlt hat. Das konnte ich durch den Triathlon und das Laufen kompensieren.

Wie viel Zeit investieren Sie in Ihren neuen Sport?
Noderer: Etwa zehn bis zwölf Stunden die Woche. Ich mache weniger Krafttraining, dafür eben mehr Ausdauer. Als Motorsportler habe ich vielleicht acht bis zehn Stunden Kraft und Ausdauer trainiert. Überhaupt musste ich damals 99 Prozent meiner Zeit für Sachen wie Sponsoring, Medienarbeit oder Organisatorisches aufwänden. Das ist jetzt beim Triathlon auch anders. Hier investiere ich meine Zeit und Energie direkt in das, was der Sport ist.

Wie geht es sportlich bei Ihnen weiter?
Noderer: Ganz vom Motorrad steige ich auf jeden Fall nicht. Ich arbeite seit einiger Zeit als Instructor auf der Rennstrecke und gebe so mein Wissen und meine Erfahrung an junge Fahrer weiter. Ob ich selbst nochmal im Rennsport aktiv sein werde, das entscheide ich bis Ende 2023. Wenn ich tatsächlich aufhöre, dann kann ich die Türe aber guten Gewissens schließen. Ansonsten ist meine sportliche Saison beendet. Vielleicht nehme ich noch zum Spaß an dem einen oder anderen Wettkampf teil. Im Triathlon habe ich für nächstes Jahr noch keine konkreten Pläne. Aber ich kann mir von Sprint- bis Mitteldistanz aktuell alles vorstellen.

Das Gespräch führteAndreas Regler