2. Tischtennis-Bundesliga
„Das ist ein Traumergebnis“

2. Tischtennis-Bundesliga: Ersatzgeschwächte Hilpoltsteiner festigen mit einem Remis gegen Jülich Platz zwei

16.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:22 Uhr

Mann des Tages aus Hilpoltsteiner Sicht war der Russe Petr Fedotov (rechts), der nach dem kurzfristigen Ausfall der etatmäßigen Nummer eins Andy Pereira (links) ins vordere Paarkreuz aufgerückt war und trotzdem beide Einzel für sich entschied. Foto: Tschapka

Von Wolfgang Winkel

Hilpoltstein – „Welch ein Spiel. Das ist ein Traumergebnis“, freute sich Ullrich Eckert, Abteilungsleiter des TV Hilpoltstein, über das ebenso spektakuläre wie unerwartete 5:5-Unentschieden gegen den TTC Indeland Jülich. Und in der Tat: Besser hätte das Kalenderjahr 2023 für den Tischtennis-Zweitligisten kaum beginnen können.

Dass Hilpoltstein einen Zähler gegen die starken Gäste würde erringen können, war nach einer halben Stunde beim besten Willen nicht abzusehen. Die Partie begann nämlich alles andere als vielversprechend. Bei den Hilpoltsteiner Doppeln lief wenig zusammen. Alexander Flemming und Hannes Hörmann hatten nicht den Hauch einer Chance, während sich nebenan Petr Fedotov und Andy Pereira erst im fünften Satz geschlagen geben mussten. Dabei war Pereira durch eine schmerzhafte Verletzung an der Schulter, die er sich am Vortag zugezogen hatte, stark gehandicapt. Er biss die Zähne zusammen, doch in den Einzeln war er zum Zuschauen verdammt.

Dabei hatten sich die 295 Zuschauer so auf den Kubaner gefreut. Der Mann mit dem goldenen Händchen wandelt auf historischen Pfaden: Denn erstmals hat ein Hilpoltsteiner Tischtennis-Spieler die QTTR-Marke von 2400 Punkten geknackt. Pereira zählt damit zu einem erlesenen Kreis, dem gerade einmal sieben Spieler in der 2. Liga angehören. So mussten die Hilpoltsteiner beim Stande von 0:2 ohne ihren Besten auskommen. Für Pereira rückte Fedotov ins vordere Paarkreuz auf, zudem feierte Matthias Danzer sein Zweitliga-Heimdebüt. Dadurch ergab sich manch reizvolle Konstellation. Vor allem für Fedotov, der sich im vorderen Paarkreuz beweisen musste.

Dort bekam er es mit den Brüdern Robin und Laurens Devos zu tun. Robin war im vergangenen Jahr mit einer Märchenbilanz (16:2) der alles überragende Mann, bis er im Frühjahr 2022 überraschend aus der belgischen Nationalmannschaft aussortiert wurde. Seitdem läuft er seiner Form hinterher. Doch das kann und darf Fedotovs vorzügliche Leistung in keiner Weise schmälern. Doch das Beste sollte noch kommen. Nachdem er Jülichs Nummer eins mit 3:1 bezwungen hatte, legte er gegen Laurens Devos einen Galaauftritt hin. Das blitzsaubere 3:0 gegen den mehrfachen Paralympics-Sieger dürfte Fedotovs stärkste Vorstellung im gelbschwarzen TV-Trikot gewesen sein. Das intensive Training beim Bundesligisten TTC Neu Ulm hatte sich offensichtlich gelohnt – Fedotov bestand die Feuerprobe im vorderen Paarkreuz mit Bravour. Der Russe stellte damit sogar Mannschaftskapitän Flemming in den Schatten, der trotz eines Tennisarms „nur“ einen wichtigen Zähler beisteuerte.

Im hinteren Paarkreuz setzte Hilpoltstein mit Hörmann (20) und Danzer (18) ganz auf Jugendstil. Beide Eigengewächse entwickeln sich prächtig. Danzer kommt derzeit aus dem Feiern kaum heraus. Nachdem der amtierende deutsche Jugendmeister Tage zuvor in Linz beim WTT Youth Contender-Turnier die Silbermedaille im Einzel geholt hatte, legte er am Sonntag ein glanzvolles Zweitliga-Heimdebüt hin. Technisch ungemein versiert, dazu cool und fast schon abgezockt deklassierte er zunächst den sichtlich überforderten niederländischen Nachwuchsspieler Barry Berben. Auch Florian Cnudde, den dritten Belgier im Jülicher Team, der im hinteren Paarkreuz noch ungeschlagen ist, brachte er mit seinem variablen Spiel gehörig in Verlegenheit. Cnudde musste schon sein ganzes Können auspacken, um seine weiße Weste zu behalten. Auch Hörmann zeigte sich von seiner besten Seite, nahm Cnudde einen Satz ab und sorgte mit einem deutlichen Sieg über Berben für den 5:5-Endstand.

Und auch wenn Jülich wieder einmal nicht in Bestbesetzung antrat, nötigte die Art und Weise, wie sich Hilpoltstein gegen die drohende Niederlage stemmte, Respekt ab. Kein Wunder, dass (nicht nur) TV-Abteilungsleiter Eckert über das ganze Gesicht strahlte. „Ich bin stolz auf meine Jungs, die sich nach dem 0:2 ohne unsere Nummer eins noch einen Punkt erkämpft haben.“ Und ja, Hilpoltstein hat mit dem wirklich sensationellen Auftakt mal wieder alle überrascht. Lohn der Mühe ist ein zweiter Platz mit 14:6 Punkten.

HK