Bei den Australian Open im Doppel-Halbfinale
Olympia im Blick: Tennis-Ass Yannick Hanfmann brennt in Paris auf Treffen mit Namensgeber Noah

14.02.2024 | Stand 14.02.2024, 21:39 Uhr

Einer der besten Tennisspieler Deutschlands, dessen Reise in der ATP-Tour weitergeht und ihn dabei im April zu den BMW Open nach München führt: Yannick Hanfmann. Foto: Imago Images

Seit Jahren zählt Yannick Hanfmann zu den besten deutschen Tennisspielern, Einzelsiege gegen Stefanos Tsitsipas oder Andrej Rubjlew stehen in seiner Vita. Bei den Australian Open ließ der 32-Jährige an der Seite von Landsmann Dominik Koepfer mit dem Einzug ins Doppel-Halbfinale aufhorchen. Bald soll endlich der erste Sieg auf der ATP-Tour her – und ein Treffen mit Yannick Noah, den seine Eltern so gut fanden.



Herr Hanfmann, was überwiegt mit etwas Abstand zu Melbourne: Freude oder Enttäuschung nach der knappen Niederlage im Doppel-Halbfinale samt Match-Tiebreak?
Yannick Hanfmann: Auf jeden Fall die Freude. Wir sind ja mit relativ geringen Erwartungen in die Doppelkonkurrenz gegangen. Die Enttäuschung bei uns beiden über die Einzelniederlagen vorher in der ersten Runde war halt schon ziemlich groß. Da haben wir uns beim Doppel anfangs ein bisschen den Frust rausgespielt. Auf einmal hat sich ein Run entwickelt. Und ein Halbfinale beim Grand Slam, das steht für immer da, das ist schon wirklich cool.

Was ist bei Ihnen beiden während des Turniers gut gelaufen? Sie haben in der zweiten Runde gegen die australischen Titelverteidiger Rinky Hijikata und Jason Kubler gewonnen.
Hanfmann: Ich glaube, gerade gegen die beiden war mein Service und Domis (Koepfer, Anm. d. Red.) sehr gutes Returnspiel entscheidend. Danach haben wir uns von Match zu Match weiter gesteigert.

Wollen Sie auf der Tour mehr Doppel spielen?
Hanfmann: Das ist nicht so einfach. Dominik und ich haben nicht den gleichen Einzel-Turnierplan. Er spielt viel lieber auf Hartplatz, ich lieber auf Sand. Wir wissen, dass wir gerne zusammenspielen, wir haben immer Spaß. Weil wir uns auch menschlich sehr gut verstehen. Im Sommer, vor allem in Deutschland, wird man uns sicher zusammen sehen.

Was steht bis dahin an?
Hanfmann: Vier ATP-Turniere erst mal in Südamerika auf Sand: nach Cordoba dann Buenos Aires, Rio de Janeiro und Santiago. Danach geht’s direkt in die USA nach Indian Wells und Miami. Danach beginnt die Sandplatzsaison in Europa.

„Ein Turniersieg auf der ATP-Tour ist auf jeden Fall angepeilt“



Was wollen Sie erreichen?
Hanfmann: Das ist relativ klar: Ein Turniersieg in diesem Jahr auf der ATP-Tour ist auf jeden Fall angepeilt. Außerdem möchte ich mich unbedingt für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren. Dafür muss ich wahrscheinlich so um Platz 50 nach den French Open stehen.

Dort könnten Sie womöglich Yannick Noah treffen. Er war der Lieblingsspieler Ihrer Eltern und der Namensgeber für Sie.
Hanfmann: Ganz genau. Ich hoffe sehr, ihn zu treffen. Bisher ist immer etwas dazwischengekommen. Aber er hat mir mal eine persönliche Videobotschaft geschickt, darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. Er war schon ein einzigartiger Typ auf dem Platz, wie cool er Tennis gespielt hat. Ganz besonders ist für mich auch, dass ich jetzt mit Le Coq Sportif die gleiche Marke spiele, die er groß gemacht hat.

In der Weltrangliste stehen Sie auf Platz 59, waren schon mal die 45. Haben Sie ein persönliches Ziel beim Ranking?
Hanfmann: Die Rankings kommen und gehen. Es wäre natürlich schön, wenn ich mich dauerhaft in den Top 50 positionieren könnte. Aber das hat man nicht immer in der Hand, gerade auf hohem Niveau kann es immer passieren, dass man sehr früh sehr, sehr gute Gegner hat. Aber für mich ist es wichtig, auf meine Entwicklung zu schauen.

Nämlich?
Hanfmann: Das Training muss stimmen, der Tagesablauf muss gut geplant sein, man muss sich ständig verbessern. Dieser Prozess ist mir persönlich wichtiger als die Platzierung.

Schicksal als Einzelkämpfer auf dem Tennisplatz „selbst ausgesucht“



Haben Sie sich daran gewöhnt, im Wettkampf auf sich alleine gestellt zu sein?
Hanfmann: Man muss sich daran gewöhnen. Das ist eine Sache, die ich am Tennissport nicht so mag. Aber das habe ich mir selbst ausgesucht (lacht). Aber ich habe immer gerne in der Gemeinschaft gespielt, wie in den USA vier Jahre College-Tennis in Los Angeles neben dem Studium an der USC.

Ganz alleine sind Sie wahrscheinlich selten unterwegs…
Hanfmann: …weil ich versuche, ein Team um mich herum zu haben. So, dass meine Freunde und meine Freundin öfters mal mitkommen, natürlich die Jungs aus Argentinien wie mein Trainer, mein Physio und mein Fitnesstrainer. In dem Team fühle ich mich aufgehoben, wenn wir gemeinsam Siege feiern genauso wie Niederlagen verarbeiten.

Trainingspartner Kohlschreiber „ein megaguter Tennisspieler“



Sie spielen heuer im Team in der Bundesliga auch wieder für den Essener Tennisclub Bredeney – einer Ihrer Teamkollegen ist der Augsburger Ex-Profi Philipp Kohlschreiber.
Hanfmann: Das macht mir unglaublich viel Spaß. Und es ist schon ein bisschen surreal, mit Philipp zu spielen, der für mich auch ein Vorbild war und ist. Ich habe immer sehr gerne mit ihm auf der Tour trainiert, er war eine Inspiration für mich, wie er trainiert, wie er als Mensch ist. Er war einfach ein megaguter Tennisspieler und ist es heute mit Vierzig immer noch.

Was machen Sie in Ihrer freien Zeit zwischen Turnieren am liebsten?
Hanfmann: Ich spiele sehr gerne Basketball, auch Fußball. Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind, das bedeutet mir sehr viel. In der letzten Off-Season war ich mit meiner Freundin in Costa Rica. Da hatten wir einen unglaublich schönen Urlaub mit Schnorcheln, Canyoning, Rafting und Surfen. Da mache ich alles, was geht – außer Tennis.

DK