Liepold in Thun
Mit neuen Schuhen zu alter Stärke?

Ironman in der Schweiz: Köschingerin Kristin Liepold hofft in der Schweiz auf bessere Laufleistung als in Cairns

08.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:26 Uhr

Testfahrt oberhalb des Thuner Sees: Die Köschingerin Kristin Liepold geht am Sonntag beim dortigen Ironman an den Start – wo sie sich 2021 die Qualifikation für Hawaii gesichert hat. Foto: privat

Von Norbert Roth

Thun – Cairns in Australien, Thun in der Schweiz, Kailua-Kona auf Hawaii. Die Liste der Langdistanz-Rennen, die sich Triathlon-Profi Kristin Liepold in diesem Jahr in ihrem Wettkampf-Kalender notiert hat, kann sich sehen lassen. Attraktive Standorte, mit denen die 38-Jährige aufgrund ihrer jahrelangen Karriere aber auch immer wieder bestimmte Erlebnisse verbindet. An diesem Wochenende kehrt sie zurück nach Thun, wo sie sich im Vorjahr das Ticket für die WM auf Hawaii im Oktober gesichert hat.

„Das war die Bestätigung, dass ich noch immer zur erweiterten Weltspitze gehöre – das ist schon eine richtige Genugtuung“, meinte die Köschingerin seinerzeit, schließlich ist sie inzwischen Mutter einer Tochter (Mira, 4 Jahre) und hat den Berufseinstieg als Lehrerin hinter sich. Kein Wunder somit, dass sie sich auf den Wettkampf am Thuner See freut. „Ich liebe die Berge, die gesamte Kulisse bei diesem Rennen gefällt mir einfach unheimlich gut und ist jederzeit natürlich auch zusätzliche Motivation. Da steckt man es schon mal etwas leichter weg, wenn die Beine wehtun“, erzählt Liepold, die seit der Wochenmitte bereits vor Ort ist.

Um sich auf das Rennen über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen vorzubereiten, ist sie die Radstrecke extra noch einmal abgefahren. „Es ging nochmal darum, bestimmte Anstieg in Erinnerung zu rufen und die Abfahrten im Kopf zu haben, damit ich während des Rennens weiß, wo ich auch mal etwas Kraft sparen kann“, erzählt sie. Das für einen Langdistanz-Triathlon eher wellige Streckenprofil mit insgesamt 2200 Höhenmetern (1100 Hm pro Runde) kommt ihr, wie sie selber meint, durchaus entgegen. „Ich bin nicht die Fahrerin, die 180 km in der Ebene Druck machen kann, da liegt mir das Klettern doch deutlich mehr.“

Und beim abschließenden Marathon rund um den Thuner See fühlt sie sich ohnehin wohl. „Laufen geht immer“, hat sie vor längerer Zeit einmal gesagt. Kein Wunder, denn Liepold gehört zu den schnellsten der Szene und bewältigt die 42,2 km gerne in einer Zeit um die drei Stunden. Im Vorjahr blieb sie in Thun mit 2:59,58 Stunden haarscharf unter dieser Schallmauer und kam mit einer Gesamtzeit von 9:10,25 Stunden als Gesamtdritte ins Ziel. Der Startplatz für Hawaii war gesichert.

Ihre letzte Langdistanz vor wenigen Wochen in Australien lief indes gerade beim Laufen nicht so locker wie gewohnt. Probleme mit den Schuhen sorgten dafür, dass sich bereits nach 15 Kilometern Muskelschmerzen bemerkbar machten und sie erst nach 3:14,01 Stunden im Ziel war. „Ich habe im Training einiges probiert und werde vermutlich auf Schuhe zurückgreifen, die eine Nummer kleiner sind“, verrät Liepold wenige Tage vor dem Start. Zur Sicherheit hat sie aber auch noch ein paar Trainingsschuhe eingepackt. „Mal sehen, wenn ich kurz vor dem Start kalte Füße bekommen, nehme ich vielleicht doch dieses Paar“, sagt sie und muss Lachen. Gerade mit Blick auf Hawaii wäre aber natürlich wichtig, dass sie auf ihrer Paradedisziplin wieder zur alten Selbstverständlichkeit zurück findet.

Genau das ist auch ihr Ziel für Thun 2022. Hinter den Top-Athletinnen Daniela Ryf (Schweiz) und Sara Svensk (Schweden) traut sie sich zwar einen Podiumsplatz zu, will aber vor allem wieder einen durchgängig starken Wettkampf hinlegen. „Ich werde powern, von Anfang bis Ende – und dann schauen, was dabei rauskommt“, sagt sie. Thun scheint für sie nicht das schlechteste Pflaster für ein solches Vorhaben zu sein.

DK