„Eddy“, der DEG-Experte
Maury Edwards verkörpert Aufschwung des ERC Ingolstadt – gegen Düsseldorfer EG punktet er besonders gern

26.11.2023 | Stand 26.11.2023, 7:23 Uhr

In bislang 18 Duellen mit dem ERC Ingolstadt gegen die DEG (hier links Philip Gogulla) sammelte Maury Edwards 17 Scorerpunkte. Das erste Saisonduell entschied der Kanadier mit einem Doppelpack zugunsten der Panther. Offensiv läuft es also, doch mit –7 weist Edwards den schwächsten Plus-Minus-Wert aller Ingolstädter auf. „Es gab ein paar Spiele, in denen ich bei zu vielen Gegentoren auf dem Eis stand. Da muss ich im Zweikampfverhalten besser sein“, sagt er selbstkritisch. Foto: Traub

Mit dem 7:1-Schützenfest gegen Schlusslicht Iserlohn Roosters hat der ERC Ingolstadt am Donnerstag seine Aufholjagd in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) fortgesetzt. Bei der ebenfalls im Tabellenkeller festhängenden Düsseldorfer EG wollen die Panther am Sonntagabend (19 Uhr/Magenta Sport) nun endlich das erste Sechs-Punkte-Wochenende der Saison feiern.



Verteidiger Maury Edwards kann gegen einen Lieblingsgegner seine Punkteserie auf sieben Spiele ausdehnen. Treffender als Doug Shedden hat wohl niemand Edwards’ Wesen beschrieben. „Ich liebe diesen Kerl, aber beim Fischen wäre er der absolute Albtraum, weil er nicht redet“, sagte der Ex-Trainer des ERC Ingolstadt mal – nur halb im Scherz. „Um ihn aus der Ruhe zu bringen, muss schon einiges passieren“, meint Teamkollege Philipp Krauß. Der beinahe scheu wirkende Edwards steht nicht gerne im Mittelpunkt, am liebsten erledigt er einfach seinen Job auf dem Eis. Bei Interviews kann es vorkommen, dass der Redeanteil des Fragenstellers größer ist als der des Kanadiers aus der Provinz Alberta. Und ihm einen Satz zu entlocken, der nicht vor Sportlerphrasen strotzt, gilt fast als Ding der Unmöglichkeit.

Edwards hat in vergangenen sechs Spielen immer gepunktet

Trotz seiner Einsilbigkeit ist Edwards aktuell ein gefragter Mann, denn kaum ein Ingolstädter verkörpert den jüngsten Aufschwung besser als der 36-Jährige. In den vergangenen sechs Liga-Partien sammelte der ERC 13 Punkte – Edwards steuerte dabei immer mindestens ein Tor oder eine Vorlage bei, was auch mit dem erfolgreicheren Panther-Powerplay zusammenhängt. Dazu kommt noch ein Treffer in der Champions Hockey League beim 3:3 in Växjö am Dienstag. Nur der Mannheimer Matthias Plachta (sieben Spiele) und der Wolfsburger Matt White (neun Spiele) – zwei Angreifer – können momentan längere „Scoringstreaks“ vorweisen. „Es fühlt sich gut an. Ich versuche einfach, in jeder Situation mein Bestes zu geben und mitzuhelfen, dass wir gewinnen“, sagt der offensivstärkste ERC-Verteidiger (bislang fünf Tore und sieben Assists) in gewohnter Nüchternheit zu seinem Lauf.

DEG zählt zu Edwards’ Lieblingsgegnern

Die Wahrscheinlichkeit, dass der am Sonntag weitergeht, ist durchaus groß. Denn die Düsseldorfer EG zählt zu Edwards’ Lieblingsgegnern: 18-mal trat er im ERC-Trikot gegen die Rheinländer an, 17 Scorerpunkte sprangen dabei für ihn heraus. „Das wusste ich nicht“, sagt der DEG-Experte, dem jedoch beim Gedanken an das erste Saisonduell ein Lächeln übers Gesicht huscht. Am 1. Oktober gewannen die Panther in der Saturn-Arena nach hartem Kampf mit 3:2 nach Verlängerung. Nachdem Edwards zum zwischenzeitlichen 2:2 ausgeglichen hatte, traf er nach toller Vorarbeit von Wojciech Stachowiak auch in der Overtime zum Sieg.

An Düsseldorf hat der Rechtsschütze, der (unterbrochen von einem zweijährigen Gastspiel bei den Kölner Haien) in der vierten Saison für Ingolstadt spielt und in 203 Liga-Partien bislang 135 Scorerpunkte sammelte, ebenfalls gute Erinnerungen: „Wir haben ja letztes Jahr Play-offs gegen sie gespielt. Es ist schön, dorthin zurückzukommen.“ Zumal der ERC beide Auswärtsspiele im Viertelfinale für sich entschied – beim zweiten war „Eddy“ mit Treffer und Assist der entscheidende Mann.

Das Selbstvertrauen ist zurück

Nach dem schwachen Saisonstart haben die Panther als Tabellenzehnter inzwischen wieder Sichtkontakt zu den direkten Play-off-Plätzen. „Auf jeden Fall steigt das Selbstvertrauen mit den Siegen. Alle arbeiten das ganze Jahr über wirklich hart. Es ist schön, dass das jetzt belohnt wird“, sagt Edwards. Zu weit nach vorne schauen will der Routinier aber nicht: „Wir sollten uns auf ein Spiel nach dem anderen konzentrieren und weiter arbeiten, dann kommen die Ergebnisse schon.“

Nicht zu weit in die Zukunft schauen – das gilt auch in Bezug auf Edwards’ Karriere. Im kommenden Frühjahr wird er 37, sein Vertrag beim ERC läuft aus. „Ich fühle mich nicht so alt, bin fit. Mir macht es immer noch Spaß, ich komme jeden Tag gerne in die Halle und will noch weiterspielen“, sagt er. In Ingolstadt? „Wenn sich die Chance ergibt, liebend gerne.“

Personal: Der langzeitverletzte Casey Bailey sowie die Stürmer Enrico Henriquez und Patrik Virta sind für die Partie in Düsseldorf keine Option. Dafür könnte Verteidiger Luca Zitterbart, der am Donnerstag gegen Iserlohn mit einer Oberkörperverletzung gefehlt hatte, gegen seinen Ex-Klub wieder mittun.

Gegner: Mitte Oktober feuerte die DEG ihre Klublegende Daniel Kreutzer, seine Stelle als Assistent von Trainer Thomas Dolak übernahm Mike Pellegrims. Seitdem haben sich die Düsseldorfer defensiv ein wenig stabilisiert, doch offensiv läuft weiterhin wenig zusammen. Dazu kommen schwache Special Teams. Am Freitag jedoch gab es einen überraschenden 4:1-Sieg beim Spitzenreiter Eisbären Berlin. Goalie Henrik Haukeland parierte 36 Schüsse, und Brendan O’Donnell – gerade erst nach einjähriger Verletzungspause zurück auf dem Eis – traf doppelt. Auch der zuletzt angeschlagene Victor Svensson ist wieder fit.