Das Spitzentrio ist enteilt
FCI muss sich nach Derby-Niederlage gegen Jahn Regensburg erst erholen

09.10.2023 | Stand 09.10.2023, 18:23 Uhr

Zum Ausrasten: FCI-Stürmer Pascal Testroet ärgert sich über ein ungenaues Zuspiel. Foto: Bösl

Leuchtende Augen gab es beim FC Ingolstadt am Tag nach der bitteren 2:4 (1:1)-Niederlage im Donauderby gegen Jahn Regensburg keine. Vielmehr leere Blicke, die Enttäuschung saß noch zu tief bei Mannschaft und Trainer.



Nach der ersten Saisonpleite im Audi-Sportpark, in dem 6294 Zuschauer ein packendes Drittliga-Spiel gesehen hatten, laufen die Schanzer nach dem vorangegangenen Zwischenspurt von drei Siegen in Folge der Musik wieder hinterher.

Platz elf nach zehn Spieltagen ist frustrierend. Regensburg hat als Tabellendritter nun sechs Punkte mehr auf dem Konto, Spitzenreiter Dresden gar neun. „Das war schon ein Nackenschlag, ein Wirkungstreffer“, gesteht Vizekapitän Pascal Testroet und kann seine tiefe Enttäuschung nicht verbergen. „Das Derby hatte doppelte Bedeutung, auch punktetechnisch. Wenn wir gewinnen, ist alles in Ordnung. Aber jetzt haben wir erst mal ein Brett. Wir werden uns im Oktober nicht oben festsetzen können, wir müssen erst wieder punkten, um oben ranzukommen“, meint „Paco“.

FCI-Stürmer Testroet: Das war ein Wirkungstreffer

Auch FCI-Trainer Michael Köllner hat die Tabelle im Kopf. „Mit einem Sieg wären wir auf Platz vier gewesen. Ich habe mich auch dabei ertappt, wie ich im Spiel einen Blick auf die Anzeigentafel geworfen und gedacht habe, dass das schon besser ausschauen würde“, meint Köllner, dessen Team nach der 1:0- und 2:1-Führung jeweils für einige Minuten die Regensburger überflügelt hatte. „Jetzt müssen wir schauen, dass wir kräftig punkten, damit wir uns in dem Feld bewegen, wo man ständig attackieren kann“, sagt der FCI-Coach und fordert: „Wir brauchen wieder eine neue Serie, ideal wäre, damit in Verl zu starten.“

Dabei hielten die Schanzer gegen den Jahn alle Trümpfe in der Hand. Zweimal spielten sie die Führungstreffer schön heraus. Erst über David Kopacz und Jannik Mause, dessen Flanke Yannick Deichmann einköpfte (21.), dann durch einen genialen Pass von Testroet auf Mause, der Jahn-Keeper Felix Gebhardt keine Chance ließ und sein achtes Saisontor erzielte (51.).

Köllner: Wir brauchen eine neue Serie

In den folgenden Minuten verpasste es das FCI-Team allerdings nachzulegen. Nach dem 1:0 scheiterte Mause am stark reagierenden Gebhardt (26.), und nach dem 2:1 spielten Benjamin Kanuric und Kopacz in zwei Umschaltmomenten die Pässe zu ungenau. „Wenn ich den Pass bekomme, laufe ich zweimal alleine auf den Torwart zu. Daran müssen wir arbeiten“, ärgert sich Testroet, auch wenn er sich für seinen Sturmpartner Mause freut. „Ich bin glücklich, dass der Junge so einen Lauf hat. Das tut uns gut, und da bin ich gerne in der Position, wo ich die Wege mache und die Vorlagen gebe“, sagt der frühere Torjäger, der nun eher als Vorbereiter auftritt. „Das klappt im Moment ganz gut. Aber unser aller Ziel ist es, das so hinzubekommen, nicht nur Jannik, sondern auch mich in die Abschlussposition zu bringen und die Anspiele dann nicht von mir auf Jannik kommen, sondern von unseren Mittelfeldspielern auf uns beide“, erklärt Testroet.

Gebrauchter Tag für Seiffert

Letztlich lag die Niederlage aber nur zum Teil an der mangelnden Abschlussqualität – auch Julian Kügel und Daouda Beleme hatten noch gute Chancen. Vielmehr konnten die Schanzer die Regensburger Vorstöße über deren starke rechte Seite mit Konrad Faber und wahlweise dem Ex-Ingolstädter Agyemang Diawusie oder Dominik Kother nicht stoppen. Vor allem FCI-Linksverteidiger Moritz Seiffert war dabei überfordert und an den ersten drei Gegentreffern maßgeblich beteiligt. „Er hat einen gebrauchten Tag erwischt“, meint Köllner und hadert im Nachhinein mit seiner Entscheidung. „Es gab die Überlegung, ihn auszuwechseln. Er hatte schon in der ersten Halbzeit zu kämpfen, aber ich hatte gehofft, dass sich der Spieler befreit. Dem war leider nicht so“, sagt der FCI-Coach. Allerdings war Seiffert nicht das alleinige Problem. Denn auch die Innenverteidigung sah bei den beiden Kopfballtoren, die fast nach dem identischen Muster fielen, nicht gut aus. Zudem luden die Schanzer den Gegner durch Abspielfehler und verlorene Zweikämpfe zu den Gegenstößen erst ein.

„Wir waren nach dem 2:1 viel zu passiv, ohne Aggressivität“, kritisiert Testroet: „Wir haben Regensburg immer wieder die Möglichkeit gegeben, Flanken zu schlagen. Da darf man sich nicht wundern, dass es irgendwann mal einschlägt.“ Trainer Köllner räumt daher ein: „Wir müssen einiges abarbeiten.“

Der Wunsch der FCI-Fans, den sie vor Spielbeginn mit einem Banner („Bringt das Leuchten zurück in unsere Augen“) kundtaten und mit einem Feuerwerk hinter der Südtribüne untermauerten, blieb das Ergebnis betreffend zwar unerfüllt, doch der Unterhaltungswert der Heimspiele hat immerhin deutlich zugenommen. Das alleine reicht nur nicht, um zum Spitzenteam zu werden, das konstant punktet. Die Frage ist, wie das Team mit dem Rückschlag umgeht.

Testroet, der auch die Krisensaison im Vorjahr erlebte, sieht das jetzige Team gefestigter. „Wir stehen besser und machen auch unsere Tore. Ich bin überzeugt, dass wir die Qualität und die Manpower haben, den Turnaround zu schaffen. Vor einer Woche war noch alles super, deswegen ist jetzt nicht alles schlecht“, meint „Paco“, gibt aber zu: „Klar, die Punkte fehlen uns.“

DK