Derby am Montag
Ex-Kapitän Marvin Matip über FCI und 1860 München: „Beide Mannschaften sind gescheitert“

01.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:09 Uhr

Kopfballduell gegen den Lieblingskontrahenten: FCI-Kapitän Marvin Matip (hinten) und Löwen-Sturmtank Sascha Mölders beim Pokalspiel im August 2017. Foto: Imago Images

Der Absturz des FC Ingolstadt ist Marvin Matip schleierhaft.
Mit einem Abstieg rechnet der Ex-Kapitän der Schanzer allerdings nicht. Matip über FCI-Trainer Guerino Capretti, den Stimmungsboykott der Fans und seine Prognose für das Derby gegen die Löwen.




Die Woche begann für Marvin Matip alles andere als geplant. So musste der ehemalige Kapitän des FC Ingolstadt (278 Einsätze, elf Tore und zehn Assists bei den Profis) wegen des Großstreiks auf dem Verkehrssektor in Deutschland lange auf seinen Heimflug aus Bangkok warten. Nun ist der 37-Jährige aber wieder zurück in Ingolstadt und schwelgt vor dem Spiel der Schanzer in der 3. Liga am kommenden Montag (19 Uhr/Magenta Sport) gegen den TSV 1860 München in Derby-Erinnerungen. „Bei den ersten Duellen waren die Sechziger noch die Großen. Wir haben immer gegen den Abstieg gespielt, und die Fans der Löwen haben beinahe unser Stadion gekapert. Aber über die Jahre hat sich das ausgeglichen“, sagt Matip zur Bilanz zwischen den beiden „schwächelnden“ Kontrahenten.

Absturz der Schanzer für Matip ein Rätsel
Wie aus einem der Aufstiegskandidaten zur Winterpause (17 Spiele, 31 Punkte) das schlechteste Team 2023 (12 Spiele, 4 Punkte) werden konnte? Für Matip ein Rätsel. „Ich hatte zu Saisonbeginn nicht gedacht, dass es für den Aufstieg reicht, aber dass sie oben dabei sind, wie es zum Ende der Hinrunde der Fall war. Warum da so ein Bruch reinkam, ist schwierig zu erklären“, sagt er. Eine der Ursachen für den Absturz könne im personellen Engpass des FCI begründet liegen. „Gerade eine jüngere Mannschaft kann das schlechter auffangen.“

30 Gegentore in diesem Jahr, darunter 23 in den bislang neun Spielen unter Coach Guerino Capretti, „sprechen für sich“. Matip gefallen zwar der offensive Ansatz und die „eigene Art“ des Deutsch-Italieners, Fußball spielen zu lassen. „Wenn man aber sieht, dass der offensive Ansatz in sehr vielen Spielen nicht funktioniert hat, muss man sich schon fragen, ob das weiterhin so Sinn ergibt.“ Der Ex-Verteidiger glaubt, dass die Schanzer gerade gegen defensive Teams einen Vorteil hätten, sobald Caprettis System greift. „Aber wenn auch das Derby verloren geht – und der FCI für sich die Frage, ob man noch ganz hinten reinrutschen kann, mit ‚Ja‘ beantwortet –, muss man natürlich abwägen, ob der Trainer noch der richtige ist.“

Ex-Kapitän hofft auf Ende des Stimmungsboykotts

An einen Abstieg der Schanzer mag Matip „wegen der Qualität der Mannschaft“ nicht so recht glauben. Gleichzeitig warnt der Ex-Kapitän aber auch: „Die 3. Liga ist verrückt. Wenn die Negativserie nicht bald abreißt, kann es nach unten hin noch einmal eng werden.“ Seit dem Spiel beim SV Waldhof Mannheim vor gut zwei Wochen sind die FCI-Anhänger im Stimmungsboykott. „Gerade, wenn eine Mannschaft das Momentum nicht auf ihre Seite ziehen kann, ist es ohne Unterstützung der Fans extrem schwierig“, findet Matip. Die Enttäuschung könne er aber „absolut nachvollziehen, wenn das Team mehr Spiele verliert, als gewinnt und gerade daheim viele ganz schwache Auftritte abliefert“. Auf Matips Wunschzettel für das Derby steht dennoch, „dass die Fans des FCI über ihren Schatten springen und ihr Team unterstützen“.

1860 für Matip die größere Enttäuschung

Von den Enttäuschungen FCI (13. Platz/35 Punkte) und 1860 (9./40) ist für Matip zweitgenannte die größere: „Beide Mannschaften sind an den Erwartungen gescheitert. Ich würde sagen, die Löwen sogar noch deutlicher. Wenn das Präsidium das Ziel ausgibt, als Erster aufzusteigen, und du die Mannschaft dafür hast, dann aber im Niemandsland der Tabelle bist, ist das zu wenig.“ Auch die Münchner dürften am Montag – nicht zuletzt wegen des peinlichen 1:4 gegen Borussia Dortmund II – auf Mission Wiedergutmachung sein. Matip erwartet „zwei sehr verunsicherte Mannschaften.

Beide Teams werden auf den ersten Fehler des Gegners lauern.“ Die Löwen spekulieren möglicherweise auf einen weiteren Fauxpas von FCI-Keeper Marius Funk, der nach einem starken Saisonstart zuletzt Schwächen offenbarte. „Ohne ihn anzugreifen, kann man schon sagen, dass es einige Situationen gab, die er sich sicher auch anders gewünscht hätte“, glaubt Matip. Er vermutet, dass es auch im Derby nicht das erste „Zu Null“ für die Schanzer 2023 geben wird. Dennoch hat der langjährige Kapitän ein gutes Gefühl: „Ich denke, der FCI wird sich mit 3:1 durchsetzen.“

DK